Das Ultimatum
soll? Vielleicht haben die Täter die drei Männer aus einem ganz anderen Grund getötet – zum Beispiel, um das Budget des Präsidenten zu Fall zu bringen oder der Regierung zu schaden. Vielleicht wollen sie uns mit diesem Brief auf eine falsche Fährte locken.«
McMahon warf Garret einen finsteren Blick zu und zwang sich, sein Temperament im Zaum zu halten. »Mr. Garret, wir wissen im Moment noch sehr wenig. Darum müssen wir ja unsere Ermittlungen durchführen. Ich werde Ihre Theorien in Betracht ziehen und keine voreiligen Schlüsse ziehen.« McMahon wandte sich dem Präsidenten zu. »Sir, wenn Sie erlauben … Ich müsste mich jetzt wirklich an die Arbeit machen und die Ermittlungen koordinieren.«
»Aber … ja … natürlich.«
McMahon beugte sich zu Roach hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr, dann stand er auf und ging hinaus.
In dem kleinen Konferenzzimmer im Büro des Abgeordneten O’Rourke standen immer noch dieselben Möbel wie vor einem Jahr, als er hier eingezogen war. O’Rourke sah keinen Sinn darin, der alten Washingtoner Tradition zu folgen, hochwertige Möbelstücke hinauszuwerfen und auf Kosten des Steuerzahlers neue anzuschaffen. O’Rourke, sein Bruder Tim, Susan und einige andere Mitarbeiter saßen vor dem Fernseher und verfolgten, wie George Blake den Brief verlas, in dem sich eine Gruppe dazu bekannte, Koslowski, Fitzgerald und Downs ermordet zu haben.
O’Rourke starrte schweigend auf den Bildschirm, während die anderen aufgeregt Bemerkungen austauschten. Nachdem Blake den Brief zum vierten Mal vorgelesen hatte, wandte sich Nick Swenson, einer von O’Rourkes jungen Mitarbeitern, seinem Chef zu. »Also, Michael, wie es aussieht, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, dass es die Kerle vielleicht auch auf Sie abgesehen haben könnten. Sie scheinen ja ganz auf Ihrer Linie zu sein.«
O’Rourke sah den jungen Swenson mit ausdrucksloser Miene an. In seinem Inneren war er jedoch bei weitem nicht so emotionslos, wie er sich gab.
Tim O’Rourke, der ihm gegenübersaß, sah seinen Bruder neugierig an. »Michael, was hältst du von der Sache?«
»Nun, ich denke«, begann O’Rourke, »es ist kein Verlust für unser Land, wenn Leute wie Fitzgerald, Downs und Koslowski nicht mehr da sind.«
Tim runzelte die Stirn. »Michael, das mag ja vielleicht stimmen, aber sag das bitte nicht in der Öffentlichkeit. Sie waren Senatoren und Kongressabgeordnete, und egal, was du von ihrer Politik gehalten hast, du kannst nicht einfach behaupten, dass sie es verdient haben zu sterben.«
»Ich habe nicht gesagt, dass sie es verdient haben zu sterben. Ich habe nur gesagt, dass es kein Verlust für unser Land ist.«
»Die Medien werden nicht auf diesen feinen Unterschied achten. Sie werden vielmehr die Schlagzeile bringen: ›Abgeordneter O’Rourke findet, Koslowski, Downs und Fitzgerald haben den Tod verdient!‹«
»Es ist mir egal, was die Zeitungen schreiben.«
»Ich weiß schon, dass dir das gleichgültig ist, Michael, aber es gibt ein paar Leute in diesem Büro, denen es nicht egal ist, was mit ihrer Karriere passiert, und die vielleicht gern weiter in der Politik tätig wären.«
Michael beugte sich auf seinem Sessel vor und sagte mit etwas leiserer Stimme: »Mir gefällt es auch nicht, dass in unserer Hauptstadt ein paar Mörder herumlaufen, aber wenn es nötig ist, so korrupte Dinosaurier wie Koslowski, Fitzgerald und Downs zu töten, um etwas zu verändern, dann bin ich dafür.«
Tim O’Rourke lehnte sich zurück und sah seinen älteren Bruder missbilligend an. Die Wurzeln für Michaels Abneigung gegen die politische Hierarchie in Washington saßen sehr tief. Vor zehn Jahren, als Michael noch an der University of Minnesota studiert hatte, war seine Welt noch in Ordnung gewesen. Er war ein erfolgreicher Sportler, hatte viele Freunde und eine wundervolle Freundin und war drauf und dran, sein Geschichtsstudium abzuschließen. Kurz gesagt, er war mit seinem Leben rundum zufrieden.
Michael sollte jedoch – nicht zum letzten Mal übrigens – erfahren, wie schnell sich im Leben alles ändern konnte. An einem kalten Winterabend hatten sich seine Eltern zusammen mit zwei von Michaels Brüdern und seiner Schwester ein Spiel seiner Eishockeymannschaft angesehen. Nach dem Spiel stiegen sie in den Suburban der Familie, um die zweistündige Fahrt zurück in O’Rourkes Heimatstadt Grand Rapids im Norden von Minnesota anzutreten. Etwa vierzig Minuten von Grand Rapids entfernt wurde der Wagen
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