Das Ultimatum
inoffizieller Titel war der eines Spin Doctors. Mit Garrets Hilfe hatte er einen Großteil von Ann Moncurs Aufgaben an sich gerissen und war de facto Pressesprecher des Weißen Hauses. Um auch die Feministinnen zufrieden zu stellen, überließ der Stabschef Ann Moncur den Titel einer Pressesprecherin und ließ sie auch die Medien über die laufenden Ereignisse informieren. Damit hatte es sich aber auch schon; wenn es darum ging, Strategien zu planen, Informationen absichtlich an die Medien durchsickern zu lassen, Meinungsumfragen zu analysieren oder eine Vorgehensweise mit dem Präsidenten abzusprechen, so war allein Hopkinson zuständig.
Ann Moncur trat vor Garret hin und versperrte ihm den Weg ins Oval Office. Sie hatte die ganze Nacht daran denken müssen, wie er am Tag zuvor mit ihr umgesprungen war, und beschloss, dass sie sich diese Behandlung nicht länger gefallen lassen würde. »Stu«, begann sie mit fester Stimme, »ich muss ihn sprechen.«
»Nicht jetzt, Ann, wir sind alle sehr beschäftigt«, erwiderte Garret und wollte schon an ihr vorbeigehen, doch sie stellte sich ihm erneut in den Weg.
»Stu, ich habe die ganzen Reporter am Hals. Sie wollen wissen, wann er zur Nation spricht.«
»Ich werde es Sie wissen lassen, sobald wir es entschieden haben«, erwiderte Garret gereizt.
»Werden Sie jetzt mit ihm darüber sprechen … über seine Rede und die Strategie gegenüber den Medien? Da sollte ich dabei sein, finde ich.« Moncur hielt inne, doch Garret blickte nur zur Seite und schüttelte ablehnend den Kopf. »Ich habe es satt, mich ständig von Ihnen wegschieben zu lassen. Als Pressesprecherin des Weißen Hauses bin ich hier zuständig, nicht er«, fügte sie hinzu und zeigte auf Hopkinson. »Ich müsste in diese Entscheidungen eingebunden sein.«
Garret packte sie am Arm und schob sie zur Seite. »Ann«, stieß er gereizt hervor, »ich habe keine Zeit, um mir diesen Quatsch anzuhören. Wir befinden uns in einer schwierigen Krise. Gehen Sie in Ihr Büro, und ich lasse Sie wissen, wann er zur Nation spricht, sobald wir diese Sitzung beendet haben. Und jetzt gehen Sie mir, verdammt noch mal, aus dem Weg.« Garret wandte sich von ihr ab und trat ins Büro ein, und Nance und Hopkinson folgten ihm.
Der Präsident hörte die Tür aufgehen und drehte sich in seinem Stuhl herum. Garret warf frustriert die Arme in die Höhe. »Ist denn das zu glauben! Da reißen wir uns den Arsch auf, um dieses Budget durchzubekommen, und kaum haben wir es geschafft, da zieht man uns praktisch den Boden unter den Füßen weg.« Garret zeigte auf die Tür. »Und zu allem Überfluss glaubt jetzt auch noch jeder Komiker, sich mit mir anlegen zu müssen. Heute Vormittag war es dieser Idiot vom FBI, und jetzt kommt auch noch diese lächerliche Figur daher, die sich Pressesprecherin nennt.«
Der Präsident erhob sich von seinem Platz am Schreibtisch und trat zu den anderen an den Kamin. Er setzte sich auf einen Stuhl mit dem Rücken zum Kamin, Garret nahm auf der Couch links von ihm Platz, während sich Nance und Hopkinson auf die Couch gegenüber setzten.
»Gentlemen, was haben Sie beschlossen?«, fragte der Präsident.
»Nun, wir haben uns auf den Zeitpunkt geeinigt. Wir meinen, dass Sie die Rede um acht Uhr abends halten sollten. Auf diese Weise bekommen wir die maximale Aufmerksamkeit«, erläuterte Garret und blickte zu Nance und Hopkinson hinüber. »Außerdem gibt uns das ein wenig Zeit zum Atemholen und zum Nachdenken, was da eigentlich vor sich geht. Im Moment sagt mir mein Gefühl, dass eine harte Reaktion das Beste wäre. Wir müssen diese Morde als Bedrohung der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika darstellen und die Absender dieses Briefes als Terroristen brandmarken.
Wir müssen die Sache irgendwie in den Griff bekommen und selbst das Heft in die Hand nehmen. Die Medien rennen uns schon die Tür ein.« Garret blickte auf seinen Notizblock hinunter. »Ted lässt seine Leute schon den ganzen Tag die Nachrichtensendungen verfolgen – die Medien sprechen einmal von Mördern, dann wieder von Terroristen, von Killern und sogar von Revolutionären. Wir sollten uns überlegen, ob wir das nicht zu unserem Vorteil nützen und den Medien unsere Version der Geschichte vorgeben können. Wir müssen jedenfalls die Initiative ergreifen und jede öffentliche Sympathie für diese Forderungen im Keim ersticken. Wir können es nicht zulassen, dass diese Kerle als Revolutionäre angesehen werden.«
Garret
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