Das Ultimatum
Koslowski, Fitzgerald und Downs … also die alte Garde … dass diese Leute das System beherrschen. Und sie sehen dem Treiben schon so lange zu, ohne einen Finger zu rühren. Ja, sie haben sogar alles Mögliche getan, um vernünftige Reformen zu verhindern. Sie sind schuld daran, dass wir heute mit fünf Billionen Dollar Schulden dastehen – darum kann ich ihnen beim besten Willen keine Träne nachweinen.«
Michael zog leicht an Dukes Leine, damit der Hund nicht so schnell lief. »Ich kann auch nicht sagen, dass ich sie vermisse. Ich habe aus nächster Nähe gesehen, wie sie Politik machen, und ich muss sagen – ein Glück, dass sie weg sind. Was mir aber gar nicht gefällt, ist der Gedanke, dass ich vielleicht die ganze Sache ins Rollen gebracht habe, indem ich streng geheime Informationen weitergegeben habe, die ich eigentlich gar nicht besitzen dürfte.«
Seamus wartete, bis ein Fußgänger an ihnen vorbeigegangen war, ehe er etwas darauf sagte. »Wir haben doch damals darüber gesprochen, bevor du es ihm gesagt hast. Du hast selbst eine Aufklärungseinheit angeführt, als du beim Corps warst. Wenn irgendein korrupter Politiker das Scheitern einer deiner Missionen verschuldet, weil er vielleicht einen Martini zu viel gekippt hat, und wenn sein loses Mundwerk zur Folge hat, dass deine halbe Einheit ausgelöscht wird – würdest du davon wissen wollen, oder nicht?«
Michael seufzte tief, ehe er antwortete: »Ja.«
»Dann ist die Sache klar, Michael.« Seamus zog einige Male an seiner Pfeife, während sie nebeneinander hergingen. »Hast du mit irgendjemandem darüber gesprochen?«
»Nein.«
»Auch nicht mit Liz?«
»Nein.«
»Gut. Behalte es für dich. Wenn unser Junge dahintersteckt, dann haben wir Glück gehabt. Das ist die erste Chance seit dreißig Jahren, dass sich in diesem Land etwas ändert.«
»Ich gebe dir ja Recht. Es ist nur so, dass eine solche Sache leicht außer Kontrolle geraten kann, und es täte mir Leid, wenn es ihn erwischt.«
»Keine Angst. Er wird sich nicht erwischen lassen. Er macht seinen Job schon viele Jahre, und das teilweise in Gegenden, die um vieles gefährlicher sind als die Vereinigten Staaten.«
Direktor Thomas Stansfield saß in seinem Büro und hatte nur die Schreibtischlampe eingeschaltet. Draußen vor dem Fenster wurde das Gelände der Central Intelligence Agency von mächtigen Scheinwerfern beleuchtet. Noch vor drei Jahren hätte man ihn nie an einem Sonntagabend in seinem Büro angetroffen. Er wäre vielmehr zusammen mit seiner Frau zu Hause gewesen. Stansfields anstrengender Job brachte es mit sich, dass er oft zu den unmöglichsten Zeiten arbeiten musste, doch den Sonntagabend verbrachte er, wenn er es nicht gerade mit einer schweren internationalen Krise zu tun hatte, zu Hause bei seiner Frau. Die beiden saßen dann gemütlich am Kamin, sahen fern oder riefen ihre Töchter an, die beide verheiratet waren und mit ihren Familien in Sacramento beziehungsweise San Diego lebten.
Dieser ruhige und angenehme Teil von Thomas Stansfields Leben ging ziemlich abrupt zu Ende. Sara Stansfield war allzu rasch aus seinem Leben geschieden. Bei einer routinemäßigen Untersuchung wurde eines Tages ein Tumor entdeckt. Bei der folgenden Operation stellten die Ärzte fest, dass sich der Krebs bereits auf mehrere Drüsen ausgebreitet hatte. Zwei Monate später war Sara tot. Es waren dies die beiden schmerzlichsten Monate in Stansfields Leben gewesen. Dass er in einem Geschäft tätig war, in dem Emotionen als Nachteil betrachtet wurden – einem Geschäft, in dem hartgesottene und emotional stabile Leute einem ernsten Spiel nachgingen –, änderte daran nichts. Als Sara starb, war Stansfield erst ein Jahr Direktor der Agency gewesen. Gerade als er an die Spitze aufstieg, verlor er den wichtigsten Menschen in seinem Leben.
Diejenigen, die ihm nahe standen, spendeten ihm Trost, und einige boten ihm sogar an, ihm Arbeit abzunehmen, bis er den größten Schmerz überwunden hatte, was er jedoch ablehnte. Nach Saras Beerdigung verbrachte er einige Tage mit seinen Töchtern und den drei Enkelkindern und dachte an seine wunderbare Frau zurück, die außerdem eine liebevolle Mutter und Großmutter gewesen war. Seine Schwiegersöhne respektierten die Gefühle des stets sehr zurückgezogen lebenden Stansfield und drängten sich nicht auf. Als das gemeinsame Wochenende vorbei war, setzte er seine Lieben in ein Flugzeug und machte sich wieder an die Arbeit. Doch auch jetzt, nach drei
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