Das Ultimatum
Drei-Uhr- und der Sechs-Uhr-Position scherten nach rechts aus und blieben tief, weil es besser war, eine heiße Zone schnell zu durchfliegen, als hochzusteigen und dadurch Geschwindigkeit zu verlieren. Der Hubschrauber in der Neun-Uhr-Position musste jedoch hochsteigen, um nicht mit der Führungsmaschine zu kollidieren.
Durch all diese Manöver war Marine One plötzlich ganz allein mitten über dem Fluss – ein denkbar leicht zu treffendes Ziel. Der Pilot hatte keine Zeit und keinen Spielraum, um entsprechend zu reagieren. Marine One flog durch die Rauchspuren der Leuchtraketen, während die Sensoren unvermindert die tödliche Bedrohung anzeigten. Die Piloten von Marine One bereiteten sich innerlich schon auf den Einschlag vor und verfluchten die Super Stallions, die sie im Stich gelassen hatten.
18
Der alte Mann saß wieder am Steuer seines Mietwagens und überquerte die Arlington Memorial Bridge. Als er die Ostseite erreichte, fuhr er auf dem Potomac Parkway bis zum Foggy-Bottom-Viertel, sodass er nur noch einen guten Kilometer vom Weißen Haus entfernt war. Es wäre nicht klug gewesen, in ein Parkhaus zu fahren, wo es Kameras und Parkwächter gab, also drehte er einige Runden, um auf einen freien Parkplatz an der Straße zu warten. Es war kurz nach halb eins, und die Straßen waren voller Menschen, die gerade Mittagspause machten. Als er schließlich eine Lücke fand, hielt er an und stieg aus; den unnötigen Gehstock ließ er im Wagen. Zwei Blocks weiter kam er zu der Telefonzelle, die er vorher ausgesucht hatte, warf einen Vierteldollar ein und wählte eine Nummer.
Nach mehrmaligem Klingeln meldete sich eine tiefe Stimme am anderen Ende. »Sie sind mit dem Büro von Special Agent Skip McMahon verbunden. Wenn Sie mir eine Nachricht hinterlassen möchten, sprechen Sie bitte nach dem Signalton. Wenn Sie mit einem meiner Assistenten sprechen möchten, wählen Sie bitte die Null.«
Der alte Mann zog ein Diktiergerät hervor, hielt den Lautsprecher an die Sprechmuschel und drückte die Starttaste. »Special Agent McMahon, wir wissen, dass Sie mit den Ermittlungen in den Mordfällen Fitzgerald, Koslowski, Downs und Basset betraut sind. Wir schicken Ihnen diese Nachricht, weil wir unseren Kampf nicht in den Medien austragen wollen. Wir schlagen vor, dass der Präsident und seine Leute endlich auf uns hören. Wir sind im Besitz von mehreren Stinger-Flugkörpern und hätten Marine One heute Nachmittag leicht abschießen können. Richten Sie dem Präsidenten aus, dass der einzige Grund, warum er noch am Leben ist, der ist, dass wir keine unschuldigen Marines und Secret-Service-Agenten töten wollten.
Wenn der Präsident aber unsere Forderungen weiter ignoriert und die Öffentlichkeit mit Hilfe der Medien manipuliert, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als den Krieg zu intensivieren. Bis jetzt haben wir nur gewählte Mandatare getötet, aber wir setzen auch die Namen Stu Garret und Ted Hopkinson auf die Liste unserer Ziele. Wir sind gut darüber informiert, was in dieser Regierung vor sich geht, und wir wissen genau, dass diese beiden Männer für die meisten Lügen verantwortlich sind, die man den Medien in der vergangenen Woche verbreitet hat. Wenn man uns weiter als Terroristen hinstellt und den Präsidenten als den edlen Hüter der Verfassung, dann werden die Verantwortlichen sterben. Das ist unsere letzte Warnung. Egal, was man Ihnen versichert, Mr. President, der Secret Service kann Sie nicht schützen. Die Sicherheitskräfte können uns unsere Aufgabe erschweren, aber sie können uns nicht daran hindern, Sie zu töten. Das ist die letzte Warnung, die Sie von uns erhalten.«
Marine One landete auf dem Hubschrauberlandeplatz von Camp David, und Präsident Stevens war kreidebleich im Gesicht, als er, in den kugelsicheren Trenchcoat gehüllt, eilig in den wartenden Wagen gebracht wurde. Der Präsident saß auf dem Rücksitz zwischen zwei Agenten des Secret Service. Keiner sprach ein Wort, als der hellbraune Geländewagen über den schmalen, von Bäumen gesäumten Weg brauste. Der Wagen hielt schließlich vor dem Haus an, und Stevens wurde eilig hineingeführt. Zwei Agenten begleiteten ihn ins Haus, und die vier anderen gingen draußen auf ihre Posten.
Der Präsident wandte sich dem dienstältesten Agenten zu. »Wo ist Mr. Garret?«, wollte er wissen.
»Er kommt in einem anderen Wagen.«
Es folgte eine peinliche Stille, und die Agenten vermieden es, dem Präsidenten in die Augen zu blicken, bis sich
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