Das Ultimatum
Wärmescheinzielen, die eine eventuelle hitzesuchende Lenkwaffe verwirren und von ihrem eigentlichen Ziel ablenken sollten.
Jack Warch spürte, wie ihm das Herz bis zum Hals hinauf schlug, als er die Scheinziele aus den Hecks der Helikopter hervorschießen sah. Die riesigen Flugmaschinen beschleunigten und zogen direkt über ihn hinweg, während die leuchtend roten Wärmescheinziele auf das Weiße Haus niederprasselten. Um sich bei dem Dröhnen der Hubschrauber verständlich zu machen, rief er mit lauter Stimme in sein Mikrofon: »Scharfschützenteams, Ausschau halten nach Flugkörperstart!«
Er sah, wie die Hubschrauber beschleunigten, als sie nur knapp über den Baumwipfeln über den Lafayette Park hinwegbrausten. Die Sekunden verstrichen ihm so langsam wie Minuten, während er jeden Moment damit rechnete, einen roten Feuerstrahl und eine Explosion zu sehen. Einige der Scheinziele landeten direkt neben ihm, und er lief nach Norden, in welche Richtung die Hubschrauber flogen. Etwa achthundert Meter vom Weißen Haus entfernt drehte die Formation jäh nach links ab, und Warch verlor sie aus den Augen.
Oben auf dem Hügel in Arlington verfolgte der alte Mann die Formation, die sich verzweifelt in Sicherheit zu bringen versuchte. Rasch tippte er die Codes für die Radareinheiten ein, die östlich und nördlich des Weißen Hauses installiert waren. Wenige Sekunden später registrierten die Helikopter auch die neuen Bedrohungen und drehten wiederum nach links ab. In westlicher Richtung jagten sie über die Dächer der Innenstadt hinweg und stießen weiter ihre Scheinziele aus. Der alte Mann gab auch noch die Codes für die letzten beiden Radareinheiten ein. Sie begannen unverzüglich den Himmel von Westen und Südwesten her abzusuchen und ließen die Falle zuschnappen.
Als die Piloten das Tal des Potomac erreichten, taten sie genau das, was ihnen ihr Instinkt sagte und was sie auch in zahllosen Übungen gelernt hatten. Sie zogen über die Key Bridge hinweg und tauchten gut fünfzig Meter hinunter, sodass sie dem blaugrauen Wasser des Potomac gefährlich nahe kamen. Im Schutz der Bäume jagten sie weiter nordwärts, sodass sie von dem feindlichen Radar nicht mehr erfasst werden konnten. Die Alarmlichter gingen aus, und das Heulen der Bedrohungssensoren verstummte.
Der Killer ließ den Motor des Vans laufen, als er an der Steinmauer stand und auf die Hubschrauber wartete. Er hörte sie schon, bevor er sie sehen konnte. Als sie auftauchten, war er beeindruckt, wie tief und dicht beisammen sie flogen. Das würde nicht mehr lange so bleiben, dachte er sich. Er gab den Code für die Leuchtraketenwerfer und die Radareinheit ein, legte den Daumen auf die Eingabetaste und wartete. Als sie unterhalb seiner Position vorbeizogen, blickte er auf die knatternden Rotoren hinunter und murmelte: »Bleibt jetzt schön ruhig, damit es keine Kollisionen gibt. Ich will keine Marines auf dem Gewissen haben.«
Die Chain Bridge war nur etwa fünfzehn Meter hoch und verlief im Gegensatz zur Key Bridge knapp über dem Fluss. Der Killer wartete noch einen Augenblick, und als der führende Super Stallion noch etwa zweihundert Meter von der Brücke entfernt war, drückte er den Knopf. Das Radar wurde aktiv, und die Helikopter waren diesmal so nahe, dass das Gerät sofort in den Feuerleitmodus ging.
Erneut heulten die Bedrohungssensoren an Bord der flüchtenden Hubschrauber auf. Wenige Sekunden später schossen die sechs knallroten Leuchtraketen aus den Startrohren und zogen eine Rauchspur hinter sich her. Die sichtbare Bedrohung durch die roten Leuchtspuren einerseits und die Tatsache, dass sich die Piloten vom Feuerleitradar einer Boden-Luft-Lenkwaffe bedroht sahen, ließ den Piloten der Führungsmaschine augenblicklich reagieren. Er hatte fast fünfzig Übungsstunden im dichten Formationsflug hinter sich, aber er hatte andererseits auch mehr als zweihundert Übungsstunden im Ausweichen von Lenkwaffen absolviert. Wenn man dann noch bedachte, dass es für einen Piloten nichts Unnatürlicheres gab, als geradeaus weiterzufliegen, wenn man bedroht wurde, so war es nur zu verständlich, dass er seinen Steuerknüppel nach links riss.
Als die Piloten der drei anderen Super Stallions sahen, wie die Führungsmaschine ausscherte, lösten sie sich ebenfalls unverzüglich aus der Formation – einerseits aus Angst vor einer Kollision in der Luft, andererseits aber auch, um dem drohenden Flugkörper auszuweichen. Die Helikopter in der
Weitere Kostenlose Bücher