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Das unanständige Foto

Das unanständige Foto

Titel: Das unanständige Foto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mehrmals nähen muß.
    Das war nur einer der Vorfälle, von denen Stella Gawrilowna erzählen konnte. Besonders markant war auch noch das Begräbnis des Säufers Tschechow, einer stadtbekannten Persönlichkeit, die eigentlich hätte unsterblich sein müssen, da er sich zu Lebzeiten bereits in Alkohol konserviert hatte. Aber plötzlich war er umgekippt, in einem Augenblick, in dem er kein Glas in der Hand gehalten hatte, sondern brav auf dem Lokus saß, und hatte seinen Geist aufgegeben.
    Man weiß bis heute nicht, wie es geschehen konnte, aber als man den lieben Tschechow ins Grab senkte, erfolgte im Inneren des Sarges eine dumpfe Explosion, der Deckel flog hoch, und Tschechow richtete sich, vom Luftdruck getragen, auf. Neun Frauen fielen bei diesem Anblick in Ohnmacht und wurden in die Gärtnerei getragen. Nur Väterchen Akif behielt die Nerven und sagte dröhnend am Grab: »Nun kann er ruhig schlafen. Der Alkohol ist hinaus.«
    Man sprach noch lange darüber.
    Es war durchaus nichts Seltenes, daß der Pope auf dem Friedhof erschien, auch wenn es keine Grabreden zu halten galt. Er inspizierte die ihm lieb gewordenen Gräber ehrlicher Christen, besprach mit Stella dies und jenes, lobte oder tadelte ihre Arbeit, ermahnte sie zu gottgefälligem Lebenswandel und ruhte sich dann in einem Hinterzimmer der Friedhofsgärtnerei aus.
    Dieses Zimmer enthielt ein breites Bett, einen Schrank mit Wein und Wodka, einen Holzbehälter, in dem immer frischer Kuchen lagerte, und es hatte nur ein Fenster zu einem Innenhof, den niemand betreten konnte außer Stella Gawrilowna. Ein bemerkenswertes Zimmer.
    Ab und zu schloß Stella die Gärtnerei ab, wenn Väterchen Akif zu Besuch kam, hängte ein Schild ins Fenster, auf dem stand ›Geschlossen wegen Beschaffung neuer Blüten‹, und unterwarf sich einer speziellen Teufelsaustreibung.
    So war sie auch nicht darüber erstaunt, daß heute Akif Victorowitsch mit wehendem Bart in der Friedhofsgärtnerei erschien, die Tür abschloß, das bekannte Schild ins Fenster hängte und mit ausgestrecktem Arm streng und voll Autorität ins Hinterzimmer zeigte.
    »Verworfene!« sagte er dabei und musterte Stella mit so scharfen Augen, daß man meinen konnte, er müsse die Kleidung wie Glas durchschauen. »Was hast du getan? Leugne nicht! Ich weiß es! Was hat Victor Semjonowitsch Jankowski bei dir gemacht?«
    »Er hat sich seinen Wurzelstock bei mir geholt.«
    »Haha!« Väterchen Akif rang nach Luft, sank auf die Bettkante, vergrub die Hände in seinen Bart und war erschüttert über die unsittliche Abgebrühtheit von Stella Gawrilowna. »Du gibst es zu!«
    »Ja«, sagte Stella Gawrilowna ahnungslos. »Es hat ihm eine große Freude bereitet.«
    »Mir bricht das Herz.« Akif rollte wild die Augen. »Das sagst du so frei heraus? Es hat ihm … oh! Welch ein Abgrund! Welch eine Schlucht voll brodelnder Sünde! Wann ist es geschehen?«
    »Genau vor vier Tagen, Väterchen.«
    »So genau hast du das behalten?«
    »Es war ein besonderer Tag.«
    »Natürlich! Natürlich!« Akif spürte sein Herz wie einen heißen Kloß. »So etwas vergißt man nicht!«
    »So ist es, Väterchen. Ich hatte große Mühe mit der Wurzel.«
    Akif zuckte schmerzvoll zusammen und riß beide Arme hoch. »Satan, entferne dich aus ihr!« brüllte er. »Ich vernehme deine Sprache! Fahre wieder aus ihr heraus!«
    »So eine Wurzel ist selten«, fuhr Stella Gawrilowna unschuldig fort. »Aber Victor Semjonowitsch wollte sie unbedingt haben. Eine japanische Zwergkirsche. Ich habe bis Swerdlowsk telefoniert. Dort hatten sie drei Exemplare in der Forschungsanstalt. Drei Wochen habe ich immer wieder gebettelt, bis man mir eine Wurzel schickte.«
    Mamedow starrte ungläubig auf Stella Gawrilowna. Ihr langes, schwarzes Haar glänzte wie Seide, ihr Körperchen war auch unter dem Kleid und der Gärtnerschürze noch von aufreizendem Schwung, und die Beine, bis über die Knie entblößt, waren gerade und schlank und doch kraftvoll.
    »Eine japanische Zwergkirsche?« fragte er leise.
    »Ja, Väterchen.«
    »Und sonst nichts?«
    »Nichts Besonderes.«
    »Was heißt das?«
    »Die üblichen Blumen. Der Genosse Jankowski ist ein großer Blumenfreund. Immer neue Blüten in seiner Wohnung. Der schönste Strauß steht stets vor dem Bild seiner Mutter.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich brachte ihm manchmal Blumen ins Haus.«
    »Du warst in seiner Wohnung?« rief Akif verzweifelt.
    »Ja. Öfter.«
    »Wie oft?«
    »Ich habe es nicht gezählt,

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