Das unanständige Foto
fotografiert wurde? Wir alle wissen: Jankowski geht bei den Zwetkows ein und aus.«
»Was nutzt es uns, das zu wissen?« Dr. Lallikow war grob genug, seine Gedanken weiter auszusprechen. »Wir wissen nun auch alle, daß Jankowski mit sämtlichen Frauen auf unserer Liste bekannt ist.«
»Mit Ausnahme von Dunja Sergejewna«, sagte Kasutin stolz. »Sie scheidet mit Sicherheit aus. Die Zeit entlastet sie völlig.«
»Schweifen wir nicht ab.« Väterchen Akif seufzte tief bei etlichen geheimen Gedanken. »Wie kann man bei der Zwetkowa Gewißheit erlangen?«
»Ich müßte Rassul Alexejewitsch unter den Tisch trinken und dann danach fragen. Vielleicht haben wir Glück, und er hat sein Weibchen zufällig im Bad gesehen.«
»Ob ihm überhaupt solche Kleinigkeiten auffallen?« gab Dr. Lallikow zu bedenken.
»Ich sagte: Wenn wir Glück haben, unverschämtes Glück. Man muß das Erinnerungsvermögen von Zwetkow anregen. Manchmal passieren solche Phänomene. Erst ist alles leer … und dann – bums – zuckt es in einem hoch. Man muß es versuchen.«
»Dann sollte die Offensive klar sein«, sagte Dr. Lallikow. »Jeder gehe jetzt an seine Aufgabe. Meine lieben Freunde, diesen Jankowski kriegen wir klein. Ihm nützt es gar nichts, wenn er auf seinen unanständigen Fotos den Kopf wegläßt. Wir kreisen ihn ein, und wir erlegen ihn wie einen Hasen.«
»Und dann?« fragte Väterchen Akif. »Wenn wir wissen, wer die Nackte ist, was dann?«
»Die Partei wird sich um sie kümmern«, sagte Kasutin streng. »Natürlich diskret. Mit Gewisssenserforschung. Mit Fingerspitzengefühl. Solche Fälle muß man mit seelischer Ausgewogenheit behandeln. Noch können sich unsere Frauen – im Gegensatz zu den Weibern im dekadenten Westen – schämen. Genossen, ans Werk!«
Am Nachmittag hatte Kasutin ein Erlebnis, das ihn umwarf und vieles veränderte.
Er stand bei dem Apotheker Akbar Nikolajewitsch Dudorow im Laden und unterhielt sich mit ihm über den Fortschritt auf dem pharmazeutischen Markt, als Dudorow neue Ware bekam. Ein Lieferwagen aus Magnitogorssk brachte sie. Interessiert sah Kasutin, wie Dudorow ein Päckchen sofort wegnahm und einen Namen darauf schrieb.
A. P. Zwetkowa.
Es dauerte lange, bis Kasutin seine drängende Frage loswurde. »Was ist?« erkundigte er sich vorsichtig. »Ist die Genossin Zwetkowa krank?«
»Nein. Warum?« Dudorow blickte Kasutin verblüfft an. »Sie ist gesund.«
»Das Medikament da.« Kasutin zeigte auf das beschriftete Päckchen. »Ich weiß, Apotheker unterliegen der Schweigepflicht. Aber ich sehe es nun mal.«
»Es ist eine Creme«, sagte Dudorow geheimnisvoll. »Aber, bitte, zu keinem einen Laut.«
»Der Mund der Partei ist verschlossen wie ein Tresor.« Kasutin nickte zu dem Päckchen hin. »Gegen Pickel rund um den Nabel, nicht wahr?«
»Nein.« Apotheker Dudorow sah Kasutin, seinen Parteisekretär, irritiert an. »Eine neuentwickelte Enthaarungscreme.«
Kasutin schluckte, klopfte Dudorow auf die Schulter und verließ die Apotheke wie ein startender 100-Meter-Läufer.
II.
Man soll nicht glauben, eine Friedhofsgärtnerei sei ein stiller Ort der Besinnung, wo man Blumen für die lieben Vergrabenen aussucht, Töpfe und Vasen, Kerzen und ewige Lichter, Gebinde und kleine Kränze, und wo man sich höchstens – aber still – wundert, daß ein Veilchentopf hier mehr kostet als auf dem Markt.
So ist das nicht!
Wenn man Stella Gawrilownas Erzählungen glauben darf, ist eine Friedhofsgärtnerei ein Kommunikationsort, gegen den jede andere Form der Zusammenkunft von Menschen verblaßt. Erlebnisse gibt es da, kaum zu fassen! Da war die Beerdigung eines immer tugendhaften Mannes, den beim Reparieren sein eigenes Auto überrollt hatte, sonst hätte er sicherlich noch viele Jahre weitergelebt. Und was passiert auf dem Friedhof, im Verkaufsraum der Gärtnerei? Neben der weinenden Witwe tauchen noch zwei andere Frauen aus der Umgebung auf, beide zusammen mit vier Kindern, sie jammern und lamentieren und präsentieren ihren Nachwuchs als Erinnerung an freudige Stunden mit dem lieben Verblichenen. Welch eine Überraschung! Die selige Witwe ergreift einen Blumentopf und schleudert ihn der einen jungen Mutter an den Kopf, aber diese, nicht faul, reißt einen Kranz von der Wand und stülpt ihn der Trauernden über die Schultern. Nun greift auch die dritte ein, wirft mit Vasen um sich, und bis der liebe Mann endlich in die Erde kommt, sind die drei Damen bereits auf dem Weg zu Dr. Lallikow, der jede
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