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Das unanständige Foto

Das unanständige Foto

Titel: Das unanständige Foto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Väterchen.«
    »Und ihr habt euch nur über Blumen unterhalten?«
    »Ich habe zweimal bei ihm zu Abend gegessen. Der Genosse Jankowski kocht vorzüglich.«
    »Und ihr habt getrunken?«
    »Ja.«
    »Und dann hat er von seinen Reisen durch Asien erzählt?«
    »Ja.«
    »Auch von den fernöstlichen Freudenhäusern?«
    »Ja«, sagte Stella etwas zögernd.
    »Welche moralischen Tiefen!« donnerte Akif erschüttert. »Komm her, und zieh dich aus!«
    »Nein«, sagte sie störrisch.
    »Stellanka …«
    »Heute nicht. Sie sind so merkwürdig, Väterchen.«
    »Ich habe meine Gründe.« Akif Victorowitsch legte die Hände aneinander. »Ich will nur einen Blick auf dich werfen. Einen harmlosen Blick. So wie man ein Bild betrachtet. Ein keuscher Kunstgenuß. Eine stille Erhabenheit.«
    »Ich will nicht!« sagte Stella Gawrilowna trotzig.
    Akif Victorowitsch brannte innerlich lichterloh. Diese Renitenz war neu. Diese Weigerung, von seiten Stellas sonst nie erlebt, sollte eine Schuld beweisen. Wer nichts zu verbergen hat, kann es getrost zeigen, vor allem, wenn es keine Neuheiten zu betrachten gibt. Aber nein, sie weigerte sich konstant. Sie wich sogar zur Tür zurück, bereit zur Flucht in den Laden. Wie verdächtig war das!
    »Es genügen zwei Sekunden«, sagte Väterchen Akif dumpf. »Schnell wie ein fotografischer Blitz.«
    »Sie sind heute unheimlich, Väterchen«, antwortete Stella Gawrilowna. Sie empfand wirklich Angst vor dem Popen. Er redete so viel. Bei seinen sonstigen Besuchen entledigte er sich wortlos seiner Bekleidung, trank einen großen Wodka und sagte allenfalls genußvoll: »Ein schöner Tag sollte nie ungenutzt vertan werden.«
    »Du hältst doch viel von Fotografie?« donnerte Akif plötzlich. Stella erschrak gewaltig und nickte brav. Mamedow nahm dieses Nicken auf, als habe Stella einen Mord eingestanden. »Auch Jankowski fotografiert?«
    »Ja.«
    »Die Erde bebt, der Himmel bricht auf, das Jüngste Gericht kommt über uns«, klagte Akif und stöhnte vor Erschütterung. »Das genügt, Verworfene, unrettbar Geschändete. Wann war es?«
    »Als der Genosse Jankowski seine Wurzel abholte.«
    »Natürlich. Wann sonst?« Akif verdrehte die Augen. »Die japanische Kirsche. Zeitlich trifft es genau zusammen.« Er erhob sich, ging an der zurückweichenden Stella hoch erhobenen Hauptes vorbei und riß im Laden das Schild aus dem Fenster. »Ich werde für dich beten«, sagte er feierlich. »Mehr kann man nicht tun. Der Satan hat dich bereits für den Einzug in die Hölle geschoren. Verstehst du: geschoren!« Er zögerte, legte dann die Hand auf Stellas Haupt und sagte mit bebender Stimme: »Du armes Mädchen. Nur ich weiß, wie sehr du dich verirrt hast. Der Wolf hat dich listig von der Herde gelockt … aber noch bin ich da. Ich werde dich dem Wolf wieder entreißen. Fürchte dich nicht, dein Hirte ist bei dir.«



Mit verständnislosem Staunen blickte Stella Gawrilowna dem Popen nach. Erst als er um die Ecke gebogen war, erwachte sie aus ihrer Erstarrung und ordnete ziellos ein paar Blumensträuße in den Vasen. Was Väterchen von ihr gewollt hatte, war ihr rätselhaft. Nur soviel hatte sie herausgehört, daß er sich aufregte, weil sie dem Genossen Jankowski eine japanische Kirsche besorgt hatte. Warum sie deshalb den Rock lüften sollte, war ihr aber völlig rätselhaft und geradezu unheimlich geblieben.
    Haben wir nicht festgestellt, daß in einer Friedhofsgärtnerei ab und zu merkwürdige Dinge geschehen? Nun war es sogar der Pope Mamedow, der am hellichten Tag Rätsel aufgab.
    Galina Iwanowna, die fröhliche, braungelockte Verkäuferin vom staatlichen Magazin, saß im Wartezimmer von Dr. Lallikow, blätterte in der Illustrierte ›Sowjetunion heute‹ und hatte sich für diesen Besuch besonders fein gemacht. Sie trug einen geblümten Baumwollrock, eine lichtblaue Bluse, Söckchen an den schlanken Beinen und moderne Sportschuhe, was nicht verwunderlich war, wenn man an der Quelle saß und als eine der ersten von Zuteilungen profitierte.
    Die Aufforderung zur Kontrolluntersuchung laut Lebensmittelgesetz empfand sie als etwas ganz Natürliches, auch wenn die Untersuchung so plötzlich angesetzt worden war und Dr. Lallikow sie per Telefon hinter der Ladentheke hervorgeholt hatte. Sie hatte sich im Magazin schnell umgezogen und vorher geduscht und sah nun so sauber und unschuldig aus, so lieb und herzig, daß jedermann sie gern angesprochen hätte, wenn da nicht ihr Verlobter Lagatin gewesen wäre, der

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