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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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Schäfers Sterbehilfeorganisation war, legte nahe, dass dem nicht so war. Dr. Reinhardt war sich sicher, dass sie ihm ein entsprechendes Rezept ausstellen konnte, ohne gegen die Betäubungsmittelverschreibungsverordnung zu verstoßen.
    Größere Sorge bereitete ihr die Frage, ob Mr. Peterson körperlich in der Lage sein würde, sein Leben selbst zu beenden. Das Medikament – sie nannte es nicht »Medizin« –, das bei einem assistierten Suizid verschrieben wurde, war Natrium-Pentobarbital, und da die meisten Patienten nicht über die Kenntnisse verfügten, es sich intravenös zu spritzen, wurde es oral eingenommen. Das Medikament wurde in sechzig Millilitern Wasser aufgelöst, die dann schnell getrunken werden mussten, am besten in einem Zug. Das führte nach wenigen Minuten zu Bewusstlosigkeit, gefolgt von Atemstillstand, wiederum einige Minuten später. Es war völlig schmerzfrei und risikolos, so versicherte uns Dr. Reinhardt, aber das Natrium-Pentobarbital musste rasch geschluckt werden, rasch und vollständig. Die Lösung langsam zu nippen oder etwa nicht die ganze Dosis einzunehmen, würde lediglich Bewusstlosigkeit zur Folge haben, unter Umständen einen narkoseähnlichen Zustand, aber nicht garantiert den Tod.
    Doch das Schlucken fiel Mr. Peterson zunehmend schwer. Die neurodegenerative Erkrankung, die für seine Sprechschwierigkeiten verantwortlich war, hatte auch zu einer verminderten Kontrolle der Schluckmuskeln geführt. Sechzig Milliliter waren nicht viel, aber das aufgelöste Natrium-Pentobarbital schmeckte sehr bitter, was die Gefahr eines Würgereflexes erhöhte.
    Dr. Reinhardt musste sicher sein, dass Mr. Peterson ein kleines Glas Wasser ohne Komplikationen austrinken konnte, und so ließ sie ihn zwei Probeläufe machen. Der erste Versuch war ein bisschen holprig, aber Mr. Peterson trank das Glas in weniger als sieben Sekunden aus, was eine zufriedenstellende Zeitspanne war. Beim zweiten Versuch schlug Dr. Reinhardt vor, einen Strohhalm zu verwenden, während ich das Glas hielt. (Diese Art von Unterstützung war erlaubt, solange ich ihm das Getränk nicht in den Mund schüttete; die Handlung, die Mr. Petersons Leben ein Ende setzte, musste seine eigene sein.) Da er sich nicht mehr um seine Hand-Auge-Koordination kümmern musste, konnte sich Mr. Peterson ganz auf die Aktivität in seiner Kehle konzentrieren. Die Methode mit dem Strohhalm funktionierte reibungslos. Dr. Reinhardt war zufrieden und verließ uns mit der Versicherung, dass der Termin morgen Abend viel kürzer sein würde. Wir würden noch einmal über den Ablauf sprechen, Mr. Peterson würde seinen Wunsch zu sterben erneut bestätigen, und danach konnte das Rezept ausgestellt werden. Weitere Hindernisse waren nicht zu erwarten.
    Es war noch nicht besonders spät, als ich Ellie anrief, noch nicht einmal neun Uhr, also weniger als vierundzwanzig Stunden seit unserem letzten Gespräch. Aber in dieser kurzen Zeit hatte sich viel getan.
    Die Polizei hatte an diesem Morgen einen Aufruf veröffentlicht: Sie wollten, dass ich mich umgehend mit der Kreispolizeibehörde von Avon and Somerset in Verbindung setzte bzw. sich jeder melden sollte, der wusste, wo ich mich aufhielt. Meine Mutter hatte das Angebot der Polizei abgelehnt, den Aufruf persönlich vorzutragen. Sie hatte der Polizei lediglich ein Foto neueren Datums von mir übergeben. Ellies Aussage zufolge war es kein besonders gutes Foto.
    »Aber wahrscheinlich hatte sie kein neueres Bild«, sagte Ellie. »Oder es war das einzige, das sie finden konnte. Ich kann mir nicht vorstellen, warum sie ihnen sonst ausgerechnet dieses Foto hätte geben sollen.«
    Das Foto zeigte mich mit Lucy auf dem Schoß. »Das ist, glaube ich, das einzige Mal gewesen, dass sie mich dazu bekommen hat, für ein Foto stillzuhalten«, erklärte ich Ellie. »Sie weiß genau, wie ungern ich mich fotografieren lasse.«
    »Ja, das sieht man.«
    »Sehe ich genervt aus?«
    »Nein, du siehst nicht genervt aus. Auf deinem Gesicht liegt irgendwie eine Art … Knurren. Deine Stirn ist gerunzelt, okay, aber ich würde nicht sagen, dass du genervt aussiehst. Das wäre schon eine deutliche Verbesserung für dieses Bild. Um ehrlich zu sein, siehst du ziemlich bedrohlich aus.«
    »Wenigstens ist die Katze dabei«, gab ich zu bedenken. »Das lässt mich doch menschlicher wirken, oder?«
    »Mit der Katze siehst du aus wie der Oberschurke aus einem James-Bond-Film.«
    »Oh.«
    »Sie haben es in den Nachrichten gezeigt, und zwar nicht

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