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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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nachrechnen.)
    Und wir?
    »Mit dem Auto?«
    Ja, mit dem Auto.
    Für diese Berechnung brauchte ich etwas länger. Die Antwort, mit der ich aufwartete, lautete: etwas mehr als einhundertvierzig Jahre, wenn wir vierundzwanzig Stunden am Tag fahren und uns an die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn halten würden.
    Aber ich glaube, den größten Eindruck auf mich machte die Lebensdauer der »exotischen« Teilchen, die im Großen Hadronen-Speicherring entstanden. Die langlebigsten von ihnen existierten nur wenige Hundertmillionstel einer Sekunde, ehe sie zerfielen. Die kurzlebigsten waren so instabil, dass ihre Existenz nicht einmal beobachtet werden konnte, jedenfalls nicht im üblichen Sinne. Sie entstanden im winzigen Bruchteil eines Augenblicks und vergingen in demselben auch wieder, so schnell, dass kein Instrument, das man bislang erfunden hatte, empfindlich genug war, ihr Dasein zu registrieren, das erst post mortem wahrgenommen werden konnte. Aber je mehr ich darüber nachdachte, und je mehr ich über das tatsächliche Alter des Universums nachdachte und wie alt es sein würde, wenn es seinen endgültigen Wärmetod starb – wenn all die Sterne verloschen und alle Schwarzen Löcher verdampft und alle Nukleonen zerfallen waren und nichts mehr existieren konnte außer den Elementarteilchen, die durch die unendliche Dunkelheit des Raums drifteten –, je mehr ich über diese Dinge nachdachte, desto bewusster wurde mir, dass alle Materie diesen exotischen Teilchen glich. Die Größe und der Maßstab des Universums ließen alles andere unvorstellbar klein und flüchtig erscheinen. Auf der Zeitskala des Universums waren selbst die Sterne in einem Wimpernschlag verschwunden.
    Aber mir war nicht danach, diesen Gedanken laut auszusprechen.
    Als ich Ellie an diesem Abend anrief – nach dem zweiten Termin mit Frau Dr. Reinhardt, aber vor Herrn Schäfers Bœuf Bourguignon –, erzählte sie mir, dass sich meine Story ausgebreitet hätte »wie ein Virus«. Aus der Handvoll Journalisten, die gestern im Laden angerufen hatten, waren ein Dutzend Reporter geworden, die abwechselnd ihre Berichterstattungen vor dem Laden meiner Mutter aufnahmen und sie um ein Interview anbettelten. Bislang hatte sie nur eine einzige Frage beantwortet, auf die sie heute Morgen, als sie den Laden geöffnet hatte, nicht vorbereitet gewesen war. Man hatte sie gefragt, wie sie sich fühle.
    »Ich bin natürlich durcheinander«, hatte sie erwidert.
    Ein Thesaurus wurde zurate gezogen, und am Nachmittag wurde meine Mutter zitiert mit sie sei »verstört«. Danach sagte sie gar nichts mehr, was als weiteres Zeugnis dafür angesehen wurde, wie verzweifelt sie war. Die Leute wollten mit ihrem Leiden mitfühlen, und eine Mauer aus Schweigen hielt sie nicht davon ab.
    »Ich hab’s dir doch gesagt«, meinte Ellie. »Alles an dieser Geschichte schreit ›öffentliches Interesse‹. Alles dreht sich im Kreis. Der polizeiliche Aufruf wird immer noch jede Stunde gesendet. Sie zeigen immer noch dieses belämmerte Foto von dir und machen Andeutungen über deinen ›beunruhigenden‹ Brief.«
    »Solche Dinge haben auch nur eine begrenzte Lebensdauer«, philosophierte ich, »und das ist nicht …«
    »Du bist auch im Internet«, plapperte Ellie weiter. »Die Leute diskutieren in Foren über dich. Hast du’s noch nicht gesehen? In der Schweiz gibt es doch auch Internet, oder?«
    »Das Internet wurde in der Schweiz erfunden«, klärte ich sie auf. Dann fing mein Herz an, gegen meinen Brustkorb zu flattern. »Wer hat irgendetwas von der Schweiz gesagt?«
    »Das sagen alle! Alle meinen, dass du dahin gegangen bist. Das ist anscheinend das einzige Land, das Ausländern, die sich umbringen wollen, medizinischen Beistand leistet. Darum geht’s hier doch, oder? Wenn du vorhättest, den alten Mann über eine Klippe zu schubsen, hättest du das auch in Dorset machen können. Kein Grund, aufs Festland zu fahren. Da ist sogar die Polizei drauf gekommen.«
    »Oh.«
    Mehr wusste ich nicht zu sagen. Ich glaubte zu hören, wie sich Ellie mit dem Feuerzeug eine Zigarette anzündete.
    »Hör zu«, sagte sie, »im Fernsehen haben sie behauptet, man hätte Kontakt mit den Schweizer Behörden aufgenommen.«
    »Wer ist ›man‹? Die Polizei?«
    »Die Polizei, das Innenministerium – wer immer für diesen Kram zuständig ist.«
    Ich dachte darüber nach. »Ich glaube nicht, dass sie irgendetwas tun können, während ich hier bin. Nach Schweizer Recht ist das, was wir tun,

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