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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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nichts. Es gab nichts außer den Geigen und dem Schlagzeug und den Trompeten und diesen unzähligen Stimmen, die Gottes Lob sangen. Rückblickend betrachtet ist mir klar, wie verdächtig ich gewirkt haben muss, wie ich so dasaß mit ausdruckslosen Augen, gebadet in eine Musik, mit der man die Toten hätte aufwecken können. Vermutlich hörte es sich so an, als ob das gesamte Londoner Symphonieorchester auf meinem Rücksitz Platz genommen hätte. Aber was soll man machen? Wenn man es mit einer derart heftigen Aura zu tun bekommt, hat man keine Möglichkeit, allein damit fertigzuwerden. Um ehrlich zu sein, gab es mehrere Momente, wo ich am Abgrund stand. Ich war nur eine Haaresbreite von einem Anfall entfernt.
    Aber nach einer Weile ebbte die Krise ab. Etwas in mir rutschte wieder an seinen Platz. Mir war undeutlich bewusst, dass der Strahl der Taschenlampe weitergewandert war. Er war nun starr auf etwas gerichtet, das ungefähr vierzig Zentimeter links neben mir sein musste, aber ich war in diesem Moment noch zu erschöpft und erkannte nicht, was es war. Erst später fiel mir wieder ein, dass sich Mr. Peterson noch immer auf dem Beifahrersitz befand. Ich hatte nicht daran gedacht, ihn woanders unterzubringen. Die Sekunden tickten vorbei, und irgendwann bewegte sich der Schein der Taschenlampe und verschwand aus dem Wageninneren. Ich schaffte es, meinen Kopf um fünfundvierzig Grad zu drehen, und sah, dass der Zollbeamte wieder in sein Funkgerät sprach. Mittlerweile war er putzmunter und erkennbar erregt. Dann klopfte er mit der Taschenlampe gegen die Seitenscheibe und gestikulierte, ich solle das Fenster öffnen. Ich kann mich nicht daran erinnern, den elektrischen Fensterheber bedient zu haben, aber so muss es gewesen sein, denn ich erinnere mich an den Schwall kalter, feuchter Luft, der hereinzog, als die Scheibe nach unten glitt. Der Mund des Zollbeamten bewegte sich; er sagte etwas, aber ich verstand nicht, was es war. Das Nächste, was ich weiß, ist, dass er durchs offene Fenster griff und die Zündung ausschaltete. Der Motor erstarb, und eine Sekunde später verklang das letzte Halleluja in der Nachtluft. Ich hörte das leise Zischen des Nieselregens auf dem Asphalt, das langsam die Stille ausfüllte, als löse sich die Realität in Säure auf. Der Zollbeamte sagte wieder etwas und wedelte mit seinen Armen. Er vollführte merkwürdige, wackelige Bewegungen, aber mein Gehirn war nicht in der Lage, irgendetwas von dem, was er sagte oder tat, zu decodieren. Denn da war etwas anderes, was mich beschäftigte – ein Gedanke, der sich mühsam den Weg ans Licht bahnte. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis ich meine Gedanken zu Worten organisiert hatte, und als ich schließlich da angekommen war, wo ich hinwollte, sagte ich Folgendes: »Sir, ich muss Ihnen mitteilen, dass ich nicht länger in der Lage bin, ein Fahrzeug zu führen. Ich fürchte, Sie müssen sich jemand anderen suchen, der den Wagen wegfährt.«
    Aus irgendeinem Grund schien dem Zollbeamten die Luft wegzubleiben. Auf seinem Gesicht zeigte sich eine ganze Reihe von seltsamen Ausdrücken, und dann stand er eine Zeit lang nur mit offenem Mund da. Wenn ich mit offenem Mund dagestanden hätte, hätte man mich für sehr unhöflich gehalten, aber ich glaube nicht, dass es der Mühe wert ist, sich über solche Dinge aufzuregen. Und so wartete ich einfach ab. Ich hatte gesagt, was gesagt werden musste, und es hatte mich verhältnismäßig große Mühe gekostet. Es machte mir nichts aus, geduldig zu sein.
    Nachdem er seine Atemwege freigeräuspert hatte, befahl mir der Zollbeamte, aus dem Wagen zu steigen und mit ihm zu kommen. Und zwar sofort. Aber in dem Augenblick, in dem er das sagte, merkte ich, dass ich noch nicht bereit war, mich vom Fleck zu bewegen. Meine Hände umklammerten noch immer mit weißen Knöcheln das Lenkrad, und sie machten keinerlei Anstalten, ihren Griff zu lockern. Ich bat ihn, er möge noch einen Moment warten.
    »Freundchen«, sagte der Zollbeamte, »du wirst jetzt sofort mitkommen.«
    Ich schaute zu Mr. Peterson. »Freundchen« genannt zu werden, war kein gutes Zeichen. Es sah ganz so aus, als ob ich in einem überdimensionalen Haufen Scheiße hockte.
    Meine Hände lösten sich vom Lenkrad.
    Es gelang mir, aus dem Wagen zu steigen. Ich schwankte und lehnte mich ein paar Sekunden lang gegen die Karosserie. Der Zollbeamte versuchte, mich zum Mitkommen zu bewegen, aber ich machte ihm klar, dass er warten müsse, bis ich meine Füße

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