Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)
Weg zu wählen.«
Danke ,schrieb Mr. Peterson. Mein Entschluss steht fest.
Herr Schäfer nickte. »Ja, gewiss. Aber bitte verstehen Sie, warum wir diesen Punkt völlig zweifelsfrei klären müssen. Sie werden Fragen beantworten müssen, heute, morgen und übermorgen, und es werden immer dieselben Fragen sein.«
Ich verstehe. Was geschieht, wenn die Ärztin eingewilligt hat, das Rezept auszustellen?
»Dann werden wir am folgenden Tag Ihr Vorhaben ausführen. Sie werden einen unserer Mitarbeiter autorisieren, das Medikament für Sie zu besorgen, und um alles Weitere kümmern wir uns. Wir haben ein bequemes, privates Haus außerhalb der Stadt, wo Sie von zwei Betreuern erwartet werden. Sie haben viel Erfahrung und werden Sie während des gesamten Vorgangs begleiten. Das Einzige, wobei sie Ihnen nicht helfen dürfen, ist die Verabreichung des Medikaments. Sie werden da sein, aber die eigentliche Tat, die Ihr Leben beendet, müssen Sie selbst tun. Und Sie müssen entscheiden, wann es so weit ist. Unsere Mitarbeiter werden Sie nicht drängen. Sie werden zu keinem Zeitpunkt irgendeinen Druck auf Sie ausüben.«
Was ist mit Alex?
»Alex kann Sie während der ganzen Zeit begleiten, wenn Sie beide das wünschen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass es gewöhnlich ein großer Trost für Familie und Freunde ist, am Ende dabei zu sein. Es ist ein Trost für alle Beteiligten. Aber die Entscheidung müssen Sie treffen.«
Ich meine danach. Was wird mit Alex danach geschehen?
»Unsere Mitarbeiter werden sich um ihn kümmern. Sie haben auch auf diesem Gebiet viel Erfahrung. Es sind immer zwei Betreuer dabei, damit sich einer um die Familie kümmern kann, während der andere die Formalitäten erledigt. Polizei und Leichenbeschauer müssen benachrichtigt werden, wie immer bei einem Freitod, aber Alex wird nicht mit ihnen reden müssen. Unser Zeugnis und die Papiere, die Sie unterschrieben haben, werden als Beweis ausreichen, dass alles entsprechend den geltenden Gesetzen abgelaufen ist. Machen Sie sich keine Sorgen: Der Schutz unserer Kunden und ihrer Angehörigen hat bei uns oberste Priorität.«
Danke , schrieb Mr. Peterson. Das wollte ich wissen.
An diesem Punkt angelangt, fragte ich Herrn Schäfer, wie vielen Menschen er schon beim Sterben assistiert hatte. Eine schnelle Berechnung ergab, dass es auf etwa eine Person alle vier Tage hinauslief.
»Ja, das könnte stimmen«, nickte Herr Schäfer.
Sie haben ein florierendes Unternehmen , schrieb Mr. Peterson.
»Ich hoffe, das ist als Kompliment gedacht«, sagte Herr Schäfer.
Mr. Peterson nickte.
»Vielen Dank«, sagte Herr Schäfer. »Wissen Sie, viele Menschen würden das nicht als Kompliment meinen. Sie sind seltsamerweise der Ansicht, dass Effizienz in Todesangelegenheiten fehl am Platz ist, dass es ein Zeichen ist für mangelndes Mitgefühl. Aber ich hoffe, Sie wissen, dass dem nicht so ist. Sagen wir es einmal so: Wen hätten Sie bei Ihrer Beerdigung lieber als Sargträger – denjenigen, der Haltung bewahrt, oder denjenigen, dem vor lauter Trauer der Sarg aus der Hand fällt?«
Mr. Peterson nickte. Herrn Schäfers Augen waren immer noch ernst.
»Gut. Ich denke, da sind wir derselben Meinung. Wir tolerieren ein gewisses Maß an Inkompetenz bei unseren Politikern und Beamten, aber in Angelegenheiten, die den Tod betreffen, sollten wir dies nicht tolerieren.
Wenn Sie keine weiteren Fragen mehr haben, sollten wir nun zum Ende kommen, denke ich. Jede Minute ist kostbar, nicht wahr? Haben Sie sich schon überlegt, wie Sie die Zeit zwischen den Terminen verbringen werden?«
»Wir wollen uns Zürich anschauen«, sagte ich.
Herr Schäfer nickte. »Ausgezeichnet. Zürich ist eine sehr charmante Stadt. Und was ist mit morgen Abend? Haben Sie schon Pläne fürs Abendessen? Ich kann Ihnen etliche ausgezeichnete Restaurants empfehlen, wenn Ihnen der Sinn danach steht. Allerdings bereite ich ein recht gutes Bœuf Bourguignon zu, und es würde mich freuen, wenn ich Sie als meine Gäste begrüßen dürfte.«
Ich schaute Mr. Peterson an. Er zuckte mit den Schultern. Auf seinem Gesicht lag ein schiefes Grinsen. Ich zuckte ebenfalls mit den Schultern. »Wir nehmen Ihr Angebot gern an«, sagte ich. »Aber Sie müssen uns eine gute Wegbeschreibung geben. Leider haben wir kein Navigationssystem.«
Wir sahen uns ganz Zürich an, ohne dabei irgendetwas Besonderes zu tun. Wir schlenderten durch die Altstadt und betrachteten die unzähligen Plätze und Kirchen und Uhren. Wir
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