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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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nur in den Lokalnachrichten. Heute Abend war es landesweit zu sehen. Ernsthaft, das ist eine große Story, und sie wird ständig größer. Das schreit geradezu ›Öffentliches Interesse‹. Die Einzelheiten sind so irre, dass die Leute den Köder in null Komma nichts aufschnappen werden. Es haben schon ein paar Journalisten im Laden angerufen. Glaub mir: Die Sache wird nicht so schnell im Sand verlaufen.«
    Auch diesmal weihte ich Mr. Peterson nicht ein. Ich glaubte nicht, dass es gut für ihn sein würde. Und trotz Ellies dramatischer Schilderung fühlte ich mich von den Ereignissen zu Hause im Moment noch völlig abgeschirmt. Ich bezweifelte, dass irgendjemand sonst in Europa darauf achtete, was in Großbritannien geschah, geschweige denn in Somerset. Trotzdem fand ich es eine gute Idee, als Mr. Peterson mir am folgenden Tag eröffnete, dass er einen Ausflug aufs Land machen wollte.
    Es ist mir relativ egal, wo genau es hingeht ,schrieb er, aber ich würde mir gerne diese Berge aus der Nähe ansehen.
    »Sie wollen, dass ich Sie in die Berge fahre?«, fragte ich.
    Nein, ich hatte vor, hin zu laufen.
    »Oh.«
    Das war ein Witz.
    »Ach so.«
    Ich überlasse dir die Reiseroute. Wir können hinfahren, wo immer du hinwillst. Solange wir aus der Stadt rauskommen.
    Ich dachte kurz nach. »Was halten Sie vom CERN ?«, fragte ich.
    Also fuhren wir zum CERN . Es war eine Strecke von über sechshundert Kilometern, hin und zurück, aber glücklicherweise hatte Mr. Peterson in Sachen Autofahrt immer noch »amerikanische Maßstäbe«, wie er es nannte. Wir hatten elf Stunden Zeit, und er ließ sich von dem Umstand, dass wir durch die halbe Schweiz und zurück fahren mussten, nicht entmutigen. Ich auch nicht.
    Auf der A1 – der Autobahn, die durch die zentrale Hochebene der Schweiz führt und Genf, Bern und Zürich miteinander verbindet – brauchten wir für die Rückfahrt knapp drei Stunden. Auf der Hinfahrt nahmen wir die landschaftlich schönere Strecke, am Fuß der Alpen entlang, und hielten in Interlaken an, wo es aussah wie auf einer Ansichtskarte – wie eigentlich fast überall in der Schweiz. Es ist die Art von Land, wo man niemanden Müll auf die Straße werfen sieht, ein Land voller frischer, klarer Luft, Burgen und zerklüfteten Bergen und Seen wie Spiegelglas, die nichts als die strahlenden Farben – Blau, Grün und Weiß – reflektierten.
    Als wir das CERN erreichten, an der französischen Grenze, kurz unterhalb von Genf, war die Landschaft etwas weniger dramatisch geworden, aber sie war immer noch hübsch. Es gab sanfte Hügel, die von Weinbergen überzogen waren, vereinzelt stehende Bäume und Dörfer, und man konnte im Norden den Jura sehen. Achtzig Kilometer südöstlich erhob sich der Mont Blanc. Was das CERN selbst betrifft, so war mein erster Eindruck nicht überwältigend. Es war zwar ein großer Komplex, sah aber ansonsten aus wie ein ganz normaler Industriepark, wie man ihn außerhalb fast jeder großen Stadt findet. Es gab eine Bushaltestelle und einen großen Parkplatz, auf dem zumeist sparsame Kombilimousinen standen, einen Empfang und etliche eckige Flachdachgebäude, die wie ganz normale Bürohäuser aussahen. Die Angestellten, die draußen unterwegs waren, sahen auch ziemlich normal aus, abgesehen von der Tatsache, dass keiner eine Krawatte trug. (Wie Sie vielleicht wissen, tragen Wissenschaftler niemals eine Krawatte, es sei denn, sie machen eine Aussage vor dem Parlamentsausschuss oder nehmen den Nobelpreis in Empfang.) Das einzig Bemerkenswerte an dem Komplex waren die Flaggen der zwanzig europäischen Mitgliedsstaaten, die über der breiten Zufahrtsstraße wehten, und der dreißig mal vierzig Meter große hölzerne Globus, der sich gegenüber dem Empfang befand. Aber das war nur der äußere Anschein. Das Interessante am CERN befand sich unter der Erde, etwa hundert Meter unter unseren Füßen.
    Den Großen Hadronen-Speicherring durften wir uns nicht anschauen; er war das teuerste wissenschaftliche Experiment der Menschheitsgeschichte und der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Der Mann am Empfang wies uns stattdessen zum Globus der Wissenschaft und Innovation – das riesige hölzerne Gebäude auf der anderen Straßenseite, wo eine Ausstellung über das CERN und die Teilchenphysik auf uns wartete.
    Was sind überhaupt große Hadronen? ,fragte Mr. Peterson, während ich ihn im Rollstuhl über die Straße schob.
    »Es sind nicht die Hadronen, die groß sind«, erklärte ich, »sondern der

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