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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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irgendwelche Logiklöcher. Das Wichtigste für mich waren gute Noten, damit ich die Chance hatte, später das zu tun, was ich wollte. Das war noch wichtiger geworden, seit ich Epilepsie hatte. Ich durfte auf gar keinen Fall benachteiligt werden; meine Mutter bestand darauf, dass ich auf jede Schule gehen konnte, die sie aussuchte. Egal, wie begehrt die Plätze dort auch waren – es wäre einer Diskriminierung gleichgekommen, wenn sie mich abgelehnt hätten.
    Die Asquith Academy war nach Robert Asquith benannt, dem Mann, der die Schule hatte bauen lassen und auch weiterhin einen Großteil der laufenden Kosten übernahm. Robert Asquith, wie wir im ersten Jahr der Mittelstufe lernten, war ein Selfmade-Multimillionär, was so ziemlich das Beste ist, was man werden kann. Seine Firma hatte anfangs Rollkugeln für Mäuse hergestellt (Computermäuse, keine Nager), und lange Zeit waren dies die besten Rollkugeln auf unserem Planeten. Als eine andere Firma anfing, bessere Rollkugeln anzufertigen, nahm Robert Asquith ein paar seiner Millionen und fegte besagte Firma vom Antlitz der Erde. Das nennt man freie Marktwirtschaft. Dann verlegte er seine Produktion nach China, wo die meisten Menschen arme Bauern sind, die sehr gern für sehr viel weniger Geld arbeiten als die meisten Menschen in Europa. Das nennt man Globalisierung. Irgendwann brauchten Computermäuse aufgrund neuer Lasertechnologie keine Rollkugeln mehr, und die Fabriken in China wurden geschlossen. Die chinesischen Arbeiter verloren ihre schlecht bezahlten Jobs, genauso wie die englischen Arbeiter, als die Fabriken nach China abgewandert waren. Aber mittlerweile hatte Robert Asquith seine Millionen in Software und Elektronik und Internetberatungsfirmen investiert.
    Robert Asquith hatte mit vielen Problemen und Hindernissen zu kämpfen gehabt, aber letztlich war sein Leben als Erfolgsgeschichte zu betrachten. Der Leitsatz lautete: Arbeite hart und gib niemals auf.
    Vorbild für die Asquith Academy war eine alte Oberschule in der Nähe von Shepton Mallet, wo Robert Asquith im Alter von elf bis achtzehn Jahren seine Schulbildung genossen hatte und die in den 1980ern bei einer Explosion im Heizungskeller in die Luft geflogen war. Glücklicherweise hatte sich die Detonation sehr früh am Morgen ereignet, sodass außer dem Hausmeister niemand ums Leben gekommen war.
    Dass die Asquith Academy explodierte, war äußerst unwahrscheinlich, schließlich besaß sie eine der modernsten Fußbodenheizungen. Sie besaß außerdem ein lateinisches Motto, das inmitten eines kleinen Banners auf allen Schildern und Briefbögen der Schule auftauchte. Es war dasselbe Motto, das schon zu Robert Asquiths explodierter Oberschule gehört hatte: Ex Veritas Vires .
    Übersetzt heißt das: »Willkommen im Affenhaus.«
    Ich mache nur Spaß. Aber im Grunde wäre das ein sehr passendes Schulmotto.
    Ex Veritas Vires heißt in Wirklichkeit: »Stärke aus Wahrheit!«
    Das waren edle Ansprüche, aber ich bin mir nicht sicher, wie sich dieses Motto mit der allgemeinen Gesinnung der Schule vereinbaren ließ.
    In der Asquith Academy war der Unterricht »zielorientiert«. Das heißt, man lernte dort, wie man in Prüfungen gut abschnitt, was der Grund für die stets hervorragenden Prüfungsergebnisse war. Alles passte zusammen. Wenn es nicht in einer Prüfung vorkam, musste man es nicht wissen – das war das Credo der Asquith Academy. Wenn wir Inspiration brauchten, mussten wir uns nur unseren superreichen Gründer anschauen. Bildung war kein Selbstzweck; Bildung brachte einen im Leben weiter. Wenn wir hart arbeiteten, unsere Prüfungen bestanden und niemals aufgaben, konnten wir eines Tages so reich sein wie Robert Asquith.
    »Zielorientiert« bedeutete auch, dass der Unterricht meistens sehr didaktisch war, das heißt, man musste jede Menge Fakten lernen und auch, wie man über diese Fakten denken sollte. Fakten zu lernen, machte mir nichts aus – ich liebe es, Fakten zu lernen –, aber es wäre schön gewesen, wenn man sie auch in irgendeinen Zusammenhang gebracht hätte. In Physik zum Beispiel brachte man uns alles über die Erdanziehungskraft bei und dass F = ma ist und auch den Inhalt von Newtons Bewegungsgesetzen – die wir auswendig lernen mussten –, aber sie erzählten uns nichts über Newton selbst. Als ich im Internet googelte, stellte ich fest, dass Newton ein ziemlich abgedrehter und interessanter Typ gewesen war. Er hatte die Gravitation und seine Bewegungsgesetze entdeckt, während er

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