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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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wenn man versucht, sie in Schubladen zu sortieren, dann quellen diese über, wie das Wasser in einem künstlich angelegten Kanal über die Ufer tritt. Ereignisse, die wir als »Anfang« und »Ende« bezeichnen, sind in Wahrheit oft nicht zu unterscheiden. Sie sind ein und dasselbe. Das ist beispielsweise eine der Bedeutungen der Karte des Todes im Tarot – ein Ende, das gleichzeitig ein neuer Anfang ist.
    Nur in Geschichten finden wir klar umrissene Anfänge und Schlusspunkte, und die wurden aus einer schier unerschöpflichen Quelle an Möglichkeiten ausgewählt. Ich hätte meine Geschichte mit der Schilderung meiner Zeugung beginnen können oder mit den Jugendjahren meiner Mutter oder der Entstehung des Sonnensystems – der Geburt der Sonne, der Planeten und des Asteroidengürtels vor viereinhalb Milliarden Jahren –, und jeder dieser Anfänge wäre ein genauso vernünftiger Einstieg gewesen wie der, für den ich mich letztendlich entschieden habe.
    2. Das Universum ist geordnet und chaotisch zugleich.
    Im Großen betrachtet herrscht mechanischer Determinismus – Newtons Bewegungsgesetze, Schwerkraft, Billardkugeln, Ballistik, die Umlaufbahnen von Himmelskörpern. Dazu gehört auch die Chaostheorie, die ebenfalls eine Form der Vorherbestimmtheit ist, nur unglaublich komplex – Systeme, die sehr schwer zu verstehen oder zu berechnen sind wegen ihrer extremen Anfälligkeit für die geringste Abweichung und alle möglichen Möglichkeiten (ein Beispiel: der Schmetterlingseffekt). Dann gibt es die Quantenzufälligkeit auf der subatomaren Ebene – Unsicherheit, Ungewissheit, Glücksspiel, Wahrscheinlichkeit anstelle von klassischer Vorausberechnung. Und in all das könnte sich möglicherweise noch der freie Wille einmischen.
    Es ist möglich, Ordnung im Chaos zu entdecken, und es ist gleichfalls möglich, Chaos hinter einer augenscheinlichen Ordnung vorzufinden. Ordnung und Chaos sind schlüpfrige Begriffe. Sie sind wie Zwillinge, die manchmal die Kleider tauschen. Ordnung und Chaos mischen und überlappen sich hier und da; die Dinge sind oft komplizierter – oder einfacher –, als sie dem ersten Anschein nach wirken. Und häufig kommt es auf den eigenen Blickwinkel an.
    Ich glaube, eine Geschichte zu erzählen, ist der Versuch, die Komplexität des Lebens begreiflicher zu machen. Es ist das Bemühen, Ordnung von Chaos zu trennen, Muster von Willkür. Andere Mittel dafür sind Tarot und Wissenschaft.
    Der Augenblick, von dem ich jetzt erzählen werde, ist der Höhepunkt einer ganzen Reihe chaotischer Umstände und der Beginn einer weiteren. Es ist ein Moment, der mir zeigt, dass das Leben unglaublich geordnet und gleichzeitig unglaublich chaotisch sein kann. Es ist ein Ende und ein neuer Anfang.
    Es war der 14. April 2007, ein Samstag, drei Tage, nachdem Kurt Vonnegut gestorben war. Das wusste ich damals allerdings noch nicht, sondern habe es erst später herausgefunden. Damals sagte mir der Name Kurt Vonnegut noch nichts.
    Ich war im Dorfladen gewesen und hatte ein paar Dinge besorgt. Jetzt nahm ich den landschaftlich schöneren Weg, um wieder nach Hause zu kommen: um den Friedhof herum, am Ententeich vorbei, über den Zaunübertritt, den Feldweg entlang, durch das Schwinggatter, hoch zur Kreuzung und dann ein kurzes Stück parallel zur Straße. Ich hatte eine Jutetasche von meiner Mutter dabei, auf der in grüner Farbe »Recycling – für eine grüne Umwelt« stand. Das war eigentlich nicht die Art von Tasche, mit der man sich in der Öffentlichkeit sehen lassen sollte – ein Umstand, der mir absolut klar war, aber da ich ja bloß zum Laden und wieder zurück ging und das Publikum in Lower Godley nicht mit Mailänder Verhältnissen zu vergleichen war, dachte ich, es würde nichts ausmachen. Wie sich herausstellte, hatte ich mich geirrt.
    »Hübsche Tasche, Woods!«
    Es war Drake Mackenzie. Er saß auf der Friedhofsmauer, die Gott in seiner Weisheit gerade hinternhoch hatte errichten lassen, und trank eine Dose Red Bull, ein Energydrink, der aus Koffein und Taurin und jeder Menge Zucker besteht. Wie üblich wurde er von dem Bullen und Drescher flankiert. Der Bulle hatte seine Nike-Baseballmütze so tief in die Stirn gezogen, dass ein Großteil seines Gesichts verdeckt wurde. Er hielt einen dicken Ast in der Hand, der vermutlich aus einer Eiche oder einer Platane gefallen war, und stocherte damit herum wie ein Neandertaler, der sich gerade seiner opponierbaren Daumen bewusst geworden war. Asso drehte eine

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