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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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die Urne zu wiegen.
    »Alex, ich muss das fragen: Der Inhalt dieser Urne …«
    Chief Inspector Hearse schaute mir in die Augen und schwieg. Es war eindeutig, dass er nicht fragen würde, obwohl er das doch ausdrücklich angekündigt hatte, aber ich wusste sowieso, wie die Frage lautete. Es war offensichtlich. Und ich hatte die Nase voll von diesen psychologischen Spielchen. Ich war müde und durstig. Also wartete ich nicht ab, ob Chief Inspector Hearse jemals seinen Satz beenden würde, sondern nickte einfach und sagte ihm, was er wissen wollte.
    »Ja«, sagte ich. »Das ist Mr. Peterson.«

    Wie Sie sich sicher vorstellen können, stellten sie danach noch Hunderte Fragen. Natürlich waren sie hauptsächlich daran interessiert, was genau in der letzten Woche passiert war, aber um die Wahrheit zu sagen, bin ich selbst jetzt noch nicht dazu in der Lage, darüber zu reden. Ich finde, es macht keinen Sinn – und in jener Nacht machte es noch viel weniger Sinn. Chief Inspector Hearse verlangte von mir eine »unzweideutige, verständliche und lückenlose Erklärung« aller relevanten Umstände, die dazu führten, dass man mich mit hundertdreizehn Gramm Marihuana und Mr. Petersons sterblichen Überresten am Zollhafen festgenommen hatte. Aber sein Ansinnen war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Manchmal, wenn Leute eine lückenlose Erklärung verlangen, ist völlig klar, dass sie genau das nicht wollen. Was sie wollen, ist eine Bestätigung dessen, was sie längst zu wissen glauben. Sie wollen etwas, das exakt in ein Kästchen auf einem polizeilichen Formular passt. Und auf eine lückenlose Erklärung trifft das nie im Leben zu. Lückenlose Erklärungen sind chaotisch. Man kann sie nicht völlig unvorbereitet innerhalb von fünf Minuten fein säuberlich und geordnet zu Protokoll geben. Man muss ihnen Raum und Zeit lassen, um sich zu entfalten.
    Und deshalb will ich zurück zum Anfang, wohin die Polizei mich nicht lassen wollte. Ich will Ihnen meine Geschichte erzählen, die ganze Geschichte, in der Art und Weise, wie sie meiner Meinung nach erzählt werden sollte. Und ich fürchte, dass sie eins nicht sein wird: kurz.

2 Iridium-193
    Ich könnte mit meiner Zeugung anfangen. Meine Mutter war förmlich begierig darauf, sich über diesen Aspekt meiner Existenz auszulassen – vermutlich, weil sie mir so wenig über meinen Vater erzählen konnte. Sie wollte es irgendwie wiedergutmachen. Es ist eine ganz interessante Geschichte, wenn auch etwas seltsam und ein bisschen unangenehm, aber ich bin nicht sicher, ob dies der beste Anfang wäre. Es ist auf jeden Fall nicht der bedeutsamste Zeitpunkt. Vielleicht werde ich später noch darauf zurückkommen.
    Es gibt einen näherliegenden Moment, mit dem meine Geschichte beginnt: der Unfall, der mir widerfuhr, als ich zehn Jahre alt war. Vermutlich wissen Sie schon, was ich meine, oder haben zumindest etwas darüber gehört. Die Sache war wochenlang das Topthema in allen Nachrichten auf der ganzen Welt. Aber das ist mehr als sieben Jahre her. Menschen haben ein kurzes Gedächtnis, doch da dieses Ereignis die Richtung bestimmte, in der mein Leben verlaufen sollte, kann ich es schlecht ignorieren.
    Ich nenne es Unfall, weil mir kein passenderes Wort dafür einfällt, aber es trifft die Sache nicht wirklich. Ich bin nicht sicher, ob es überhaupt ein passendes Wort dafür gibt. Die Presse sprach von einem »außergewöhnlichen Ereignis« oder von einem »in der Menschheitsgeschichte einzigartigen Vorfall« – obwohl sich das als nicht ganz zutreffend herausstellte. In den zwei Wochen, in denen ich bewusstlos war, wurden wohl Hunderttausende von Wörtern darüber geschrieben, und das ist für mich das Merkwürdigste an der ganzen Angelegenheit. Das Letzte, woran ich mich mit Gewissheit erinnern kann, ist ein Schulausflug in den Zoo von Bristol, wo man mich dafür tadelte, dass ich versuchte, einen Klammeraffen mit einem Marsriegel zu füttern. Das war mehr als zwei Wochen, bevor ich ins Krankenhaus kam. Eine Menge dessen, was ich Ihnen jetzt erzähle, musste ich daher aus den Berichten anderer Leute zusammensetzen, aus den Zeitungsartikeln, die ich später las, aus den Erklärungen der Ärzte und Wissenschaftler, die während meiner Genesung mit mir redeten, und von den Tausenden Augenzeugen, die sahen, was mich traf, nur wenige Momente, bevor es mich traf. Viele dieser Augenzeugen schrieben mir oder meiner Mutter, als klar wurde, dass ich es schaffen würde, und wir haben all diese

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