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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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einen Unfall«, sagte Dr. Patel. »Mach dir deswegen keine Sorgen.«
    Einen Augenblick lang tastete ich in der Dunkelheit herum. »Ist im Zoo irgendwas passiert?«
    Pause. »Im Zoo?«
    »Im Zoo.«
    »Alex, du bist im Moment ein bisschen durcheinander. Es kann eine Weile dauern, bis dein Gedächtnis zurückkehrt. Ich möchte dich bloß bitten, ein paar einfache Fragen zu beantworten, und dann kannst du dich ausruhen. Kannst du mir deinen vollen Namen nennen?«
    »Ja«, sagte ich.
    Ich fand, das war eine merkwürdige Frage.
    »Kannst du ihn mir bitte jetzt nennen?«
    »Mein Name ist Alexander Morgan Woods.«
    »Ausgezeichnet. Und wie heißt deine Mutter?«
    »Rowena Woods.«
    »Gut. Sehr gut«, sagte Dr. Patel ernst.
    »Sie ist Kartenlegerin«, fügte ich hinzu.
    »Wann hast du Geburtstag, Alex?«
    »Erst im September«, sagte ich. »Muss ich sterben?«
    Dr. Patel lachte. Schwester Engel drückte meine Hand. »Nein, Alex, du musst nicht sterben.«
    In diesem Moment hörte ich wieder laute, schnelle Schritte, gefolgt von seltsamen Schreien und Schluchzern. Ich musste die Augen nicht öffnen, um zu wissen, dass es meine Mutter war. Schwester Engel ließ meine Hand los, und eine Sekunde später fühlte ich, wie mein Hals zur Seite gezogen wurde und mir ein Schwall weicher, krauser Haare aufs Gesicht fiel.
    »Mrs. Woods, bitte!«, warnte Dr. Patel.
    Meine Mutter schluchzte weiter. Ich fühlte, wie warme Tränen mein Gesicht benetzten.
    »Mrs. Woods, Sie müssen auf die Stiche aufpassen!«
    Aber meine Mutter hatte beschlossen, dass sie mich mindestens vierundzwanzig Stunden lang nicht mehr loslassen würde. Sie hielt mich immer noch fest, als ich wieder einschlief.
    Ich fand bald durch Tasten heraus, dass mein Kopf rundherum bandagiert war, von einem Ohr zum anderen. Darüber und darunter fühlte sich meine Kopfhaut an wie kurzer Filz. Meine Haare waren fast völlig verschwunden.
    »Wir mussten sie abrasieren, damit wir operieren konnten«, erklärte mir Dr. Patel. »Das ist ganz normal.«
    »Sie mussten mich operieren?« Ich war sehr beeindruckt.
    »Oh ja!«, sagte Dr. Patel fröhlich. »Du wurdest sofort in den OP-Saal gebracht, gleich nachdem du angekommen warst. Ein ganzes Team von Chirurgen war stundenlang damit beschäftigt, dich wieder zusammenzuflicken. Dein Schädel war kurz oberhalb des rechten Ohrs gebrochen – aufgeplatzt wie eine Eierschale.«
    Meine Kinnlade klappte nach unten. Ich hatte das Gefühl, sie würde jeden Moment auf dem Boden aufschlagen. »Wie eine Eierschale ?«
    »Wie eine Eierschale«, bestätigte Dr. Patel.
    »Dr. Patel, bitte!«, protestierte meine Mutter. »Das ist kein sehr schönes Bild. Lex, mach den Mund zu.«
    »Konnten sie mein Gehirn sehen?«, fragte ich.
    »Ja, ich glaube schon«, sagte Dr. Patel. »Aber erst, nachdem sie die überschüssige Flüssigkeit abgesaugt und den ganzen Schmutz und den Staub entfernt hatten, der sich in der Wunde angesammelt hatte.«
    »Schmutz und Staub von dem Brocken?« (Seit ich zum ersten Mal von dem Brocken gehört hatte, war ich von ihm fasziniert.)
    »Nein, eher Putz von der Wohnungsdecke.«
    »Oh.« Ich muss wohl nicht betonen, dass ich ein bisschen enttäuscht war. »Sind Sie sicher, dass es bloß Putz war?«
    Dr. Patel warf meiner Mutter einen Blick zu. Sie betrachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen, die Arme vor der Brust verschränkt. »Wir werden schon bald mehr wissen«, sagte er zu mir. »Ich glaube, man hat einige Abstriche ins Labor geschickt.«
    »Abstriche?«
    »Das ist eine Möglichkeit, um Proben zu nehmen«, erklärte Dr. Patel.
    »Man hat einen Abstrich von meinem Gehirn gemacht?«
    »Nein, von deiner Schädeldecke und den Bruchkanten. Wenn man Staub im Gehirn hat, sollte man besser nicht daran reiben.«
    »Also wirklich, Dr. Patel!«, rief meine Mutter. »Lex, fass das nicht an.«
    Ich zog die Hand von dem Verband weg. Ein paar Sekunden lang war alles still.
    »Dr. Patel?«, fragte ich.
    »Ja, Alex?«
    »Wenn sie mein Gehirn nicht anfassen durften, wie haben sie dann den ganzen Dreck rausbekommen?«
    Dr. Patel lächelte. Meine Mutter schüttelte den Kopf. »Sie haben ihn weggesaugt.«
    »Wie mit einem Staubsauger?«
    »Ja. Genau so.«
    Ich rümpfte die Nase. »Und das soll sicherer sein als abreiben?«
    »Es ist ein sehr kleiner und sehr präziser Staubsauger.«
    »Oh.« Ich schaute zu meiner Mutter. Sie hatte ihre steife Haltung aufgegeben und tat so, als würde sie in ihrem Buch lesen. »Und dann?«, wollte ich wissen. »Ich

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