Das Ungeheuer von Florenz
Ersatzperson, wodurch sich keine liebevollen Verhaltensmuster bilden konnten. Negativer Rapport mit dem Vater oder der Vaterfigur.
Erwachsenenprofil Äußerst geringe Selbstachtung; tief verwurzelte Ohnmachtsgefühle als Folge der Mißhandlungen in der Kindheit und Adoleszenz; unehrliches und nachgebendes Verhalten in der Beziehung zu stärkeren Charakteren oder Autoritäten als Folge von Aggressionsangst; aufgestauter Zorn und Haß, maskiert durch oberflächliche Freundlichkeit. Der Täter hat ein scharfes Gespür für Forderungen entwickelt, die von Stärkeren und/oder Autoritäten an ihn gerichtet werden, und erweckt den Anschein, diesen Forderungen nachzukommen, falls nötig, durch Lügen.
Der Täter gibt sich oft harmlos, nährt jedoch seine heimliche Allmachtsphantasie und lebt sie aus. Bei den Lustmorden geht es ihm nicht um Sexualität, sondern um das Machtgefühl. Das Geschlechtsleben des Täters muß nicht zwingend anormal sein, jedoch dürfte es ihm schwerfallen, dauerhafte, von Zuneigung geprägte Beziehungen zu unterhalten. Er dürfte Sex mit Prostituierten vorziehen, die er wegen ihrer gesellschaftlichen Randexistenz und der Tatsache, daß er sie bezahlt, als minderwertig betrachtet. Allem Anschein nach fürchtet und haßt er homosexuelle Tendenzen bei sich selbst, die eine reale Grundlage haben können, aber nicht müssen. Soziale Kontakte pflegt er zu Menschen, die noch schwächer und erfolgloser sind als er selbst, beispielsweise Drogenabhängigen, Prostituierten, Landstreichern, da er hier sein in der geringen Selbstachtung wurzelndes Leiden weniger stark empfindet. Der Täter ist von normaler Intelligenz, seine Leistungen bleiben jedoch hinter seinen Möglichkeiten zurück. Die wiederholte Verwendung einer Ahle oder eines Schraubenziehers weist auf einen ungelernten Arbeiter als Täter hin, der nur gelegentlich einer Beschäftigung nachgeht und häufig arbeitslos ist. Der Täter ist vermutlich vorbestraft und dürfte für kurze Perioden wegen Diebstahls, Brandstiftung, Drogenkonsums, unerlaubten Waffenbesitzes oder sogar bewaffneten Raubüberfalls inhaftiert gewesen sein. Der Täter ist an seinem äußeren Erscheinungsbild, an Kleidung und Autos, mit denen er sein Selbstbild zur Schau stellen kann, interessiert.
Ohne Zweifel hat der Täter die polizeiliche Untersuchung durch Zeitungs- und Fernsehberichte verfolgt und sich möglicherweise als Zeuge oder Informant in die Ermittlungen eingebracht. Die Beobachtungsphase im Vorfeld der Tat und die Beschäftigung mit der polizeilichen Ermittlungsarbeit verlängern den Lustgewinn des nach Macht und Rache strebenden Täters.
Es muß davon ausgegangen werden, daß das traumatische, den Täter schädigende Erlebnis in der frühen Kindheit liegt und so tief verborgen ist, daß er sich nicht daran erinnert, wahrscheinlich aber in der Adoleszenz wieder bewußt oder verstärkt wurde. Wahrscheinlich wurde der Täter in frühem Alter in negativer Weise in sexuelle Handlungen einbezogen, die Zorn und Haß in ihm erweckten.
Da Mörder und Opfer in diesen Fällen in keiner persönlichen Beziehung zueinander stehen, sind Beweise schwer zu finden und beschränken sich auf verwertbare Tatspuren. Wird ein Mörder dieses Typs jedoch ausfindig gemacht, bricht sein Verteidigungssystem unter dem Druck der in seine Phantasiewelt einbrechenden Wirklichkeit vermutlich zusammen, und in aller Regel legt er dann ein Geständnis ab. Festgehalten werden muß, daß trotz der seit den Taten verstrichenen Zeit weiterhin nach Spuren in Form von Körperteilen der Opfer gesucht werden sollte. Solche werden vom Täter gern aufbewahrt oder fotografiert, damit er seine Taten wiedererleben kann. Vgl. John Christie, in dessen Haus vier verschiedene Arten von Schamhaar, mit Pflegemitteln behandelt und in einer Tabakdose aufbewahrt, gefunden wurden. Keine davon stammte von einem seiner ermittelten Opfer. Solche Spuren sind leichter zu finden als die Tatwaffe, da ein Täter dieses Typs Körperteile seiner Opfer gern in seiner Nähe aufbewahrt. Lebt der Täter nicht allein, sucht er regelmäßig einen Ort auf, der nur ihm allein zur Verfügung steht und an dem er seine Trophäen aufbewahren und genießen kann. An einem solchen Ort könnte dann auch die Tatwaffe versteckt sein.
Die Verwendung einer Schußwaffe bei einem Mord dieses Typs ist sehr ungewöhnlich. Ed Kemper jedoch verwendete ebenfalls eine Schußwaffe, da er immer zwei junge Frauen gleichzeitig attackierte und nach der Tat ihre
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