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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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beiden deutschen Opfer in Galluzzo gestohlen worden.
    »Er hat doch nie einen Fuß in diesen dämlichen Campingbus gesetzt!« hatte Ferrini gebrüllt. »Nie! Damit kommt Simonetti nicht durch – es gibt Fotos! Dieses Auto war nur ein improvisiertes Campingfahrzeug. Wenn das Bett runtergeklappt war, überdeckte es jeden anderen Fetzen, den sie in dem Auto drin hatten. Und wenn er irgendwas davon rausholen wollte, hätte er über die Leichen klettern müssen – sie sogar hochheben und das verdammte Bett hochklappen. Für eine Seifenschale! Als ob… Und wenn er ein verdammtes Andenken gewollt hätte, da drin war ein Koffer voll davon. Der Koffer nämlich, mit dem sie die Tür einen Spaltbreit aufhielten, wenn sie schliefen. Er fiel auf den Boden, als der Mörder die Tür aufmachte, um zu schießen. Ging nicht einmal auf – und noch etwas: Der Durchsuchungsbericht, ich habe ihn geschrieben. Die hatten nicht einmal einen Bleistift oder Radiergummi, keine Kreide, Tinte, Farben, Skizzen, nichts! Woher hätten die da einen Kalender haben sollen, Himmelherrgott! Der Mann hat Nerven!«
    »Doch.«
    Der Maresciallo antwortete zurückhaltend auf die Frage des Capitano. »Er schien es für wenig wahrscheinlich zu halten.«
    »Ich hatte gehofft… Ich hatte gehofft, Sie und er könnten… Hören Sie, Guarnaccia, ich sollte das zwar nicht sagen, tue es aber trotzdem…«
    Und der Mann, der sich bei allen Journalisten den Ruf erworben hatte, »verschwiegen wie ein Grab« zu sein, gab nun verblüffende Informationen preis. »Als wir uns entscheiden mußten, welche Männer wir für diesen Fall einsetzen, wollte der Colonnello unter den gegebenen Umständen, die Ihnen ja, glaube ich, inzwischen bekannt sein dürften, nicht seine besten Leute abstellen. Er hatte damit natürlich recht, und trotzdem gefiel mir die Vorstellung gar nicht. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Wenn die ganze Sache hochgeht, wissen Sie, dann fällt es auf uns alle zurück.«
    »Ja.«
    »Also machte ich einen Vorschlag, den Sie vielleicht für töricht halten werden. Der Colonnello ist noch nicht lange in Florenz, wie Sie wissen.«
    »Ja.«
    »Er kennt zwar alle unsere maßgeblichen Ermittlungsbeamten, aber es gibt vieles, das er nicht weiß, Leute, die er nicht kennt oder von deren Existenz er nicht einmal weiß. Leute, die über gewisse Erfahrungen verfügen, was man ihnen aber nicht unbedingt am Dienstgrad anmerkt. Sie und Ferrini schienen genau dem zu entsprechen, was der Colonnello sich vorstellte. Ferrini schob in seinem Büro Papiere hin und her. Sie waren drüben im Pitti. Ich hätte das natürlich nicht tun dürfen.«
    »Vielleicht hätten Sie es uns sagen sollen.«
    »Nein, das war völlig ausgeschlossen. Das hätte bedeutet, Sie in eine taktische Überlegung einzuweihen, die nicht ganz vorschriftsmäßig war. Ich dachte mir, daß Sie zu mir kommen würden, wenn Sie von selbst dahintergekommen wären, was ich damit bezweckte. Als ich neulich hörte, Sie seien hierher unterwegs, da hatte ich die Hoffnung… Schön, diese Hoffnung war unberechtigt. Ich war mir einfach sicher, Sie seien der einzige, der mutig genug wäre, der ganzen Sache auf den Grund zu gehen, die Hysterie und die übertriebenen Phantasien zu durchschauen, die diesen Fall überlagert hatten. Und mit Ferrini zur Seite und der Literatur, die ich Bacci geliehen habe…«
    »Sie waren das?«
    »Die Bücher sind alle auf englisch. Ich hatte Mühe, sie zu lesen, als ich selber 1983 an dem Fall mitgearbeitet habe, und Baccis Englisch ist hervorragend. Na schön, ich habe wohl zu viel verlangt.«
    »Nein, durchaus nicht.«
    Der Maresciallo stand auf. »Nein, das ist nicht das Problem. Mit Verlaub, ich würde jetzt gern in mein Büro zurückgehen.«
    »Natürlich.«
    Der Capitano sah den Maresciallo an und sagte mit kalter Stimme: »Sie haben sicher viel zu tun.«
    »Falls Sie Zeit für mich haben, bin ich in ungefähr einer halben Stunde wieder hier. Wir haben herausgefunden, wer diese jungen Leute ermordet hat, aber jetzt wissen wir nicht, wie wir weiter vorgehen sollen, vielleicht wollen Sie es ja entscheiden… Mit Verlaub…«
    Der Maresciallo ging leise hinaus, der Capitano stand da und sah ihm mit großen Augen nach.
    Der Maresciallo hielt Wort, war eine halbe Stunde später zurück und legte seine Last aus Papieren und Sorgen erleichtert auf den Schreibtisch des Capitano. Dann saß er schweigend da, hatte die großen Hände fest auf die Knie gestützt, bis Maestrangelo zu

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