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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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gefaßt.«
    »Ja. Und er wurde eingebuchtet. Und ganz zufällig landete er in der Zelle neben Sergio Muscas, der auf den Prozeß wegen des Mordes von 1968 wartete. Hören Sie sich mal das an: Sein Anwalt nahm Kontakt zu Muscas' Anwalt auf und teilte ihm mit, sein Klient habe eine Muscas betreffende Aussage gemacht. Er sagte: ›Der arme Trottel war es nicht. Ich weiß, wer es getan hat. Es war Flavio Vargius.‹ Und schon drehen wir uns wieder im Kreis.«
    »Eigentlich nicht.«
    Der Maresciallo blieb gelassen. »Nicht jetzt, wo wir die Beziehungen zwischen diesen Männern verstehen. Das alles bedeutet nur, daß er immer noch von Silvano abhängig war und sich ins Zeug legte, um ihn zu schützen, als er sah, daß sich eine Gelegenheit dazu bot.«
    »Aber trotzdem müssen Sie doch zugeben, daß auf Silvano eine ganze Menge der Merkmale zutrifft. Was Sie mir da erzählt haben, wie er seine erste Frau umbrachte, als sie ihn verlassen wollte, und dann diese Geschichte, von der Di Maira Ihnen erzählt hat. Seine zweite Frau, die 1974 wegwollte und 1980 dann wirklich ging…«
    »Warum hat er die denn nicht umgebracht?«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Er fing doch wieder genauso an, ging zu den Carabinieri und erstattete Anzeige wegen böswilligen Verlassens. Seine erste Frau hat er umgebracht, als sie ihn betrog. Belinda Muscas hat er umgebracht, als sie ihn betrog. Warum hat er dann seine zweite Frau nicht umgebracht, wenn er so mordlustig war? Glauben Sie etwa ernsthaft, daß er in seinem Alter plötzlich den Charakter änderte und losging und einen Haufen fremder Leute umbrachte, anstatt gegen die Person vorzugehen, die ihn gekränkt hatte? Denn er hat sich ja nicht geändert. Es war doch immer dasselbe: Seine erste Frau und ihr Bruder, Belinda und ihr Mann; die zweite Frau und die Männer, die er mit nach Hause gebracht hat; zum Schluß, bevor er verhaftet wurde, wohnte er mit einer Frau zusammen und hatte gleichzeitig einen Mann als Dauerfreund, und dazu kommen noch, außer der Reihe sozusagen, die Orgien, die er veranstaltet, und die Leute, die er aufgesammelt hat. Er hatte sich nicht geändert. Außerdem war er zu schlau, um die Beretta 22 noch einmal zu benutzen und zu riskieren, sich im Zusammenhang mit dem Mord von 1968 zu belasten. Niemand würde so etwas tun, es sei denn, er will gefaßt werden.«
    »Aber die schon.«
    Ferrini ließ nicht locker. »Das haben wir doch den Büchern, die Bacci uns gebracht hat, entnommen. Viele solche Leute wollen gefaßt werden.«
    »Ein paar, ja. Silvano hat aber nicht gestanden, als Romola ihn beschuldigte, das Ungeheuer zu sein, und sein ganzes Haus auseinandernahm, weil er Beweise suchte. Ganz im Gegenteil, er hat das Land verlassen.«
    »Schon gut, ich wollte Sie nur provozieren. Hier.«
    Ferrini lächelte breit und reichte dem Maresciallo über den Tisch, was noch in dem Umschlag steckte.
    Der Maresciallo ließ den Inhalt herausgleiten und fragte sich, aus welchem Grund er die vergangenen zwei oder drei Tage in einer regelrechten Flaute zugebracht und Silvano verdächtigt hatte, nun aber, in dem Augenblick, in dem Ferrini diesen Verdacht in Worte faßte… »Was ist das?«
    Er schaute auf die Ansammlung von Papieren und dann zu Ferrini hinüber.
    »Ach, nur ein paar Notizen, die ich mir gemacht habe. Ich wollte Sie überraschen. Nun lesen Sie sie schon.«
    »Aber…«
    »Lesen Sie.«
    Der Maresciallo las die ersten Zeilen, doch beim Blick auf die Überschrift hatte er eigentlich schon genug, obwohl er nicht hätte sagen können, wieso.
    »Ferrini, wie in Gottes Namen haben Sie denn…?«
    »Ach, wie gesagt, das sind nur ein paar Notizen. Übrigens war unser zwitschernder Freund Noferini ein bißchen bedrückt, als ich ihn das letzte Mal sah. Anscheinend hat er es in seinem Elan auf sich genommen, sich persönlich beim Amt für Straßenwesen nach Straßenbauarbeiten zu erkundigen, die einen unserer Kronzeugen eines Sonntagabends zu einem Umweg zwangen, auf dem er den Verdächtigen in der Nähe des Tatorts sah.«
    »Ich nehme an, es gab keine Straßenbauarbeiten?«
    »Wie haben Sie das erraten? Noferini hat einen Bericht für Simonetti gemacht und bekam als Dankeschön eine Zigarre verpaßt.«
    »Das hab ich mir gedacht. Aber es ist lächerlich«, stellte der Maresciallo fest, »denn die Verteidigung prüft das sowieso nach.«
    Ferrini zuckte mit den Schultern. »Genau das wollte Noferini ja auch sagen, und bekam nur zu hören: ›Das Amt hat sich zweifellos geirrt.‹

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