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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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schlafen.
    Immer und immer wieder im Kreis. Der Wecker! Seine Hand fuhr aus, um ihn abzustellen, damit er Teresa nicht aufweckte, doch statt an den Wecker auf dem Nachttisch stieß seine Hand an etwas Rauhes mit Knöpfen und Schaltern, und den Wecker stellte jemand anders aus.
    »Mist!«
    Er kam zu sich und begriff, daß er versehentlich auf die Abhöranlage geschlagen und ein halbes Dutzend Regler, darunter den für die Lautstärke, ausgeschaltet hatte.
    Noferini sprang aus dem Bett hoch und war binnen Sekunden neben ihm, hockte sich vor das Gerät, um es wieder richtig einzustellen.
    »Machen Sie mal Platz. Heben Sie den Hintern hoch.«
    »Da ist er. Warum ist er denn um fünf Uhr morgens schon auf? War das sein Wecker, der geklingelt hat?«
    »Vermutlich ja.«
    Fünf Uhr? Dann war er offenbar eingeschlafen. Dann mußte er gut drei Stunden geschlafen haben. »Der Wecker hat mich erschreckt. Ich hoffe, ich habe keinen Schaden angerichtet.«
    »Nein. Was tut er denn da, was meinen Sie? Hören Sie mal.«
    Was immer es war, er tat es weit von einem Mikrofon entfernt. Wie üblich beschimpfte er seine Frau, und zusätzlich zu ihren leisen, kaum noch vernehmbaren Klagen hörten sie ein Geräusch, als werde irgend etwas über den Boden gezogen. Womöglich ein Möbelstück. Ab und zu vernahmen sie ein Wort oder eine Wendung, die keinen Zusammenhang ergaben.
    »Hier rein…«
    »…Miststück…«
    »Halt den Mund. Faß an…«
    Sie schauten einander in der Dämmerung an.
    »Die Mülltonnen!« flüsterte Noferini, als könne die durch das Abhörgerät übertragene Stimme seine Worte verstehen.
    »Sie sind hinter dem Haus.«
    Sie liefen die Treppe hinunter. Die Häuser auf dem Lande hatten nur eine Eingangstür. Wenn er die Waffe und die Munition aus dem Versteck geholt und in die Mülltonne geworfen hatte, damit sie am folgenden Tag mit der Abfuhr verschwanden, mußten sie ihn dabei erwischen. Sie machten die Tür auf.
    »Egal, was er da veranstaltet, er tut es im Dunkeln, und das heißt, er weiß, daß wir da sind, nicht?«
    »Von den Wanzen weiß er aber nichts.«
    Es stimmte, daß sie ohne das Abhörgerät kaum erfahren hätten, was er tat. Die Nacht war so dunkel, wie es nur Nächte auf dem Lande sein können. Darauf hatte er gewartet. Nicht ein Stern am Himmel. Sie tappten in einem weiten Bogen um das Haus herum, an dessen Rückseite die Mülltonnen standen, und mehr als einmal stießen sie an Äste und Zweige, die sie nicht gesehen hatten. Das einzig Gute war, daß er sie ebenfalls nicht sehen konnte. Neben einer Zypresse in der Nähe des Hauses blieben sie stehen und warteten.
    »Was macht er denn so lange?« flüsterte Noferini nach einer Weile.
    Der Maresciallo wußte es nicht und gab keine Antwort. Es war sinnlos, zu spekulieren, außerdem hätte man sie hören können. Er konnte die Waffe in die Wand einmauern oder unter einer Steinplatte im Boden verstecken – sie wußten es nicht. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als zu warten.
    Noferinis Gehör war besser als das seine, und der Maresciallo merkte, daß dieser etwas erlauscht hatte, ehe er es selbst vernommen hatte.
    Eine Gestalt näherte sich der Mülltonne, und der Deckel wurde einen Spaltbreit geöffnet. Ein dumpfes Geräusch. Der Deckel wurde geschlossen. Die Gestalt hatte ihn nicht fallen lassen. Sie rückten ein paar Schritte vor, doch ehe sie an der Mülltonne angekommen waren, hörten sie, daß sie ein zweites Mal geöffnet wurde, und sahen den undeutlichen Umriß eines Menschen, der hineinlangte. Die letzten Meter rannten sie, doch der Arm mußte zurückgezogen worden sein, denn der Deckel der Tonne fiel hörbar zu. Noferini bekam einen Ärmel zu fassen, doch die unkenntliche Gestalt entwand sich seinem Griff mit einem leisen Angstschrei und schoß davon.
    »Taschenlampe!«
    Der Maresciallo hatte sie schon aus seiner Tasche gezogen, und nun schickte ihr Strahl einen Lichtkegel in die Dunkelheit. Darin erschien die Gestalt eines dünnen Mannes, der hinter dem Haus verschwand, aus welchem sie gekommen waren. Als sie dort ankamen, war er fort. Sie blieben stehen und horchten auf Fußtritte, denen sie vielleicht entnehmen konnten, in welche Richtung er gelaufen war. Sie hörten nichts. Es war, als hätten sie sich den Mann nur eingebildet. Er hätte ein Gespenst sein können, wäre da nicht die Jacke gewesen, die Noferini noch immer am Ärmel festhielt.
    8
    »Wieviel Zeit genau ist denn verstrichen, bis der zweite Mann wieder rausholte, was er

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