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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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weinerlich gegen die Zerstörung, die da angerichtet wurde.
    Nicht weit entfernt stand am Straßenrand ein weiteres Häuschen. Dort hatten etliche Journalisten Quartier bezogen. Der Maresciallo hatte sie gesehen, als sie für einen Augenblick auf dem Dach aufgetaucht waren, um Fotos zu machen. Auf den losen roten, nassen Ziegeln zu stehen war jedoch nicht ungefährlich, und da es nicht viel zu sehen gab, hatten sie sich den Rest des Morgens nicht wieder blicken lassen. Bestimmt zahlten sie dem Hausbesitzer für das Privileg dieses Beobachtungspostens ein kleines Vermögen.
    Es war dumm, hier herumzustehen und naß zu werden.
    »Wozu stehen Sie denn hier im Regen herum?«
    Ferrini tauchte neben dem Maresciallo auf. Er war heute morgen angekommen und daher der Witterung entsprechend gekleidet.
    »Ich hab nachgedacht…«, log der Maresciallo, in dessen Kopf totale Leere war.
    »Denken Sie doch im Haus nach.«
    Sanftmütig folgte ihm der Maresciallo hinein.
    »Das ist vielleicht ein Schlamassel«, murrte Ferrini. »Ich meine, diese Nacht.«
    »Ja.«
    Als er sah, daß Ferrini seine nasse wetterfeste Jacke auszog, knöpfte auch der Maresciallo seinen durchgeweichten Paletot auf. »Es beunruhigt mich, um ganz ehrlich zu sein.«
    »Hat er Ihnen die Hölle heiß gemacht?«
    »So schlimm war es nicht… Es beunruhigt mich, denn das hätte ich nicht von ihm gedacht.«
    »Von Simonetti?«
    »Nein, von dem da.«
    Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Tür zur Vorratskammer, wo der Verdächtige jammerte und seine Frau sich an ihrem Mann vorbei hineinzudrängen versuchte. Jemand hatte Gläser mit eingemachten Tomaten heruntergestoßen, und das erzürnte sie mehr als alle gegen ihren Mann vorgebrachten Anschuldigungen.
    »So ein verdammter Mist, die ganze Arbeit und Mühe – wer wird mir das denn bezahlen? Wer bezahlt das?«
    »Sie wollen mich ruinieren! Was habe ich denn nur getan, daß sie mich ans Kreuz nageln wollen?«
    »Ich finde, wir sollten uns zurückziehen.«
    Ferrini wies auf den angrenzenden Raum, und sie verließen die Küche und schlossen die Tür gegen den Lärm.
    »Wir sollten uns eine Weile vom Drehort fernhalten. Ich wollte sowieso mal in Ruhe mit Ihnen reden. Was wollten Sie übrigens vorhin über unseren Freund da drin sagen?«
    »Ich bin überrascht, mehr nicht. Ich meine, das war ein ausgetüftelter Plan, und er hat geklappt.«
    »Ach so. Ja, klar. Simonetti will uns ja weismachen, unser Verdächtiger sei so schlau wie Houdini. Ein kaltblütiger Killer, der auf Schwingen durch die Nacht gleitet und auf seine Opfer niederstößt und tagsüber in seinem Sarg schläft. Ein Dracula, und das hier bei uns. Simonetti ist also nicht verärgert, weil er uns letzte Nacht diesen Streich gespielt hat, oder?«
    »Nein, nein. Ich glaube sogar, er ist, was das angeht, zufrieden. Trotzdem, sollten wir deswegen die Waffe verloren haben…«
    »Wenn Simonetti glauben würde, daß wir deswegen die Waffe verloren haben, wären Sie Ihren Job inzwischen schon los.«
    »Auf den Gedanken könnte man aber leicht kommen, finden Sie nicht?«
    »Hm. Jedenfalls bin ich mit Ihnen einer Meinung. Ich hätte auch nicht gedacht, daß er dazu imstande ist. Ist einfach nicht sein Stil. Von Simonettis Standpunkt aus sind eine solche Geschichte und ein Schmierfleck auf einem der Müllsäcke in dieser Tonne aber immer noch besser als gar nichts. Und glauben Sie mir, wenn jemand auf dem Lande etwas so Kleines wie eine Waffe verstecken will, dann findet die niemand.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Warum gehen Sie denn nicht ein bißchen schlafen?«
    »Ich kann tagsüber nicht schlafen, ich schlafe einfach nicht ein. Ich wollte Sie noch ein oder zwei Dinge fragen.«
    Aber er war so müde, daß er sich beim besten Willen nicht daran erinnern konnte.
    Nach der Vorratskammer ging die Durchsuchung nun langsam und schleppend in der Küche weiter. Jeder Zentimeter des Gebäudes war gefilmt worden, und für jeden Gegenstand, der mitgenommen wurde, mußte eine Quittung mit einer genauen Beschreibung ausgefüllt werden. Sie suchten nach der Waffe, aber ohne viel Hoffnung, sie suchten aber auch nach Gegenständen, die einem der Opfer gehört hatten. Irgend etwas aus den Handtaschen, die er durchstöbert und geleert hatte. Es war nie ganz geklärt worden, welche Gegenstände den Opfern fehlten, und das war einer der Gründe dafür, daß alles gefilmt werden mußte. Nach einer gewissen Zeit würden sie dann zu dem Haus zurückkehren und sich alles notieren,

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