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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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das Zimmer. Als er sich der Küche näherte, stieg ihm der Duft von Knoblauch, Zwiebeln und Peperoni in die Nase. Marsha machte offenbar eine Spaghettisauce. Ein gutes Zeichen.
    Marsha hatte sich in die Vorbereitung des Abendessens gestürzt, um sich abzulenken - quasi als eine Art Soforttherapie. Sie war völlig durcheinander nach all den bestürzenden Enthüllungen und Ereignissen, die der heutige Tag ihr gebracht hatte. Kochen war ein probates Mittel, um wenigstens zeitweilig auf andere Gedanken zu kommen. Als Victor von der Unterhaltung mit VJ zurückkehrte, ignorierte sie ihn geflissentlich und richtete ihre Aufmerksamkeit statt dessen auf die Dose Tomatenpüree, die zu öffnen sie gerade im Begriff war.
    Victor entschied, erst einmal nichts zu sagen und sie eine Weile in Ruhe zu lassen. Er deckte den Tisch und entkorkte eine Flasche Chianti. Als ihm nichts mehr einfiel, was er noch hätte tun können, setzte er sich auf einen der Barhocker an der Küchentheke und sagte: »Du hattest recht, VJ hat seinen Intelligenzverlust nur vorgetäuscht.«
    »Das überrascht mich nicht«, erwiderte Marsha. Sie öffnete den Kühlschrank und nahm den Salat, die Zwiebeln und die Gurken für den Salat heraus.
    »Aber er hatte auch einen verdammt guten Grund dafür.« Er gab wieder, was VJ ihm gerade erklärt hatte.
    »Das sagt er wohl, damit ich mich besser fühle«, war Marshas lapidarer Kommentar.
    Victor entgegnete nichts.
    Marsha ließ nicht locker. »Sag mal, als du vorhin oben warst und mit VJ geredet hast, hast du ihn da auch gefragt, was es mit dem Tod der Kinder und mit dem von David und Janice auf sich hatte?«
    »Natürlich nicht!« Schon die Vorstellung entsetzte Victor. »Warum sollte ich das?«
    »Warum nicht?«
    »Weil es absurd und lächerlich ist.«
    »Ich glaube viel eher, du hast VJ nicht danach gefragt, weil du Angst vor der Antwort hast«, erwiderte Marsha unbeeindruckt.
    »Ach komm, hör auf!« gab Victor unwirsch zurück. »Du redest schon wieder Unsinn.«
    »Ich habe Angst, ihn zu fragen«, sagte Marsha in bemüht nüchternem Ton. Aber sie spürte, wie sich ihre Kehle zusammenschnürte.
    »Du läßt dich von deiner Phantasie ins Bockshorn jagen. Nun ja, es war sicherlich ein aufregender Tag für dich. Tut mir leid. Ich dachte wirklich, du würdest begeistert sein. Aber ich bin sicher, irgendwann wirst du über dich selbst lachen, wenn du an diesen Tag zurückdenkst. Wenn an dieser Implantationsgeschichte auch nur die Hälfte von dem dran ist, was VJ behauptet, dann steht er vor einer Karriere, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen wird.«
    »Ich hoffe es«, sagte Marsha ohne Überzeugung.
    »Aber du mußt versprechen, daß du niemandem was von VJs Labor erzählen wirst.«
    »Wem sollte ich das denn erzählen?«
    »Überlaß mir den Jungen eine Weile!« sagte Victor. »Ich bin sicher, wir werden noch sehr stolz auf ihn sein.«
    Marsha schauderte unwillkürlich, als ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief. »Ist es hier drinnen kalt?« fragte sie.
    Victor blickte auf das Thermometer. »Nein, es ist eher zu warm.«

12
    Sonntag morgen
    Um halb fünf in der Früh schrak Marsha aus dem Schlaf hoch. Sie hatte keine Ahnung, wovon sie aufgewacht war, und ein paar Minuten lang lag sie wie erstarrt da, mit flachem Atem, und lauschte den nächtlichen Geräuschen des Hauses. Sie konnte nichts Ungewöhnliches hören. Sie wälzte sich herum und versuchte, wieder einzuschlafen, aber es war unmöglich. Vor ihrem inneren Auge sah sie ständig VJs unheimliches Labor mit seinem bizarren Nebeneinander von Alt und Neu. Und immer wieder sah sie das Bild jenes seltsamen Mannes mit dem hängenden Augenlid vor sich.
    Schließlich schwang sie kurz entschlossen die Beine aus dem Bett und blieb einen Moment auf der Bettkante sitzen. Vorsichtig, um Victor nicht im Schlaf zu stören, stand sie auf, schlüpfte in ihre Pantoffeln und zog ihren Bademantel an. So leise wie möglich öffnete sie die Schlafzimmertür, schlich hinaus und drückte sie ebenso lautlos wieder zu.
    Sie verharrte einen Moment unschlüssig in der Diele und überlegte, wohin sie gehen sollte. Dann, als werde sie von einer unsichtbaren Kraft angezogen, lenkte sie ihre Schritte zu VJs Zimmer. Als sie es erreichte, bemerkte sie, daß die Tür einen Spalt offenstand.
    Leise drückte Marsha die Tür ein Stück weiter auf. Ein mildes Licht fiel von draußen durch das Fenster; es kam von den Lampen, die die Zufahrt zum Haus säumten. Zu ihrer Erleichterung

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