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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Victor eintreten. »Sheila!« rief er. »Wir haben Besuch.«
    Es war ein behagliches, modern eingerichtetes Haus, aber eine bedrückende Stille lag wie ein Leichentuch über den Räumen.
    »Herein, nur herein!« sagte Hobbs und führte Victor ins Wohnzimmer. »Kaffee? Tee?« Seine Stimme hallte durch die Stille.
    Dann erschien auch Sheila Hobbs. Sie war eine dynamische Frau mit kurz geschnittenem Haar. Victor hatte sie schon bei mehreren der obligaten gesellschaftlichen Anlässe bei Chimera gesehen.
    Victor bat um eine Tasse Kaffee, und ein wenig später saßen alle drei im Wohnzimmer und balancierten winzige Wedgewood-Täßchen auf den Knien.
    »Ich habe gerade daran gedacht, Sie anzurufen«, berichtete Hobbs. »Es ist wirklich ein Zufall, daß Sie jetzt kommen.«
    »Ach?« sagte Victor.
    »Sheila und ich haben beschlossen, wieder arbeiten zu gehen«, erklärte Hobbs und starrte dabei in seine Kaffeetasse. »Erst wollten wir ein Weilchen wegfahren. Aber inzwischen glauben wir, daß wir uns wohler fühlen werden, wenn wir etwas zu tun haben.«
    »Wir sind froh, Sie wieder bei uns zu haben - wann immer es Ihnen paßt«, entgegnete Victor.
    »Das freut uns«, sage Hobbs.
    Victor räusperte sich. »Ich wollte Sie gern etwas fragen. Ich glaube, man hat Sie gewarnt, daß Ihr Sohn allergisch gegen ein Antibiotikum namens Cephaloclor ist.«
    »Das stimmt«, bestätigte Sheila. »Das hat man uns gesagt, bevor wir ihn abholten.« Sie stellte ihre Kaffeetasse ab, und diese klapperte auf der Untertasse.
    »Besteht die Möglichkeit, daß Ihr Sohn trotzdem welches bekommen hat?«
    Die beiden schauten einander an und antworteten dann einstimmig: »Nein.« Sheila fuhr fort: »Maurice war ja gar nicht krank gewesen. Außerdem hatten wir dafür gesorgt, daß seine Cephaloclor-Allergie in seiner medizinischen Akte aufgeführt war. Ich bin sicher, er hat kein Antibiotikum bekommen. Warum fragen Sie?«
    Victor stand auf. »Es war nur so ein Gedanke. Ich habe es auch nicht erwartet; aber die Allergie war mir eingefallen ...«
    Als nächstes fuhr Victor in Richtung Boston. Er war ziemlich sicher, daß die Murrays ihm das gleiche sagen würden wie William und Sheila Hobbs, aber er mußte sichergehen.
    Es war früher Nachmittag, und so kam er gut voran. Sein Hauptproblem war die Frage, wo er seinen Wagen lassen sollte, als er angekommen war. Schließlich fand er einen Parkplatz am Beacon Hill. Ein Verkehrsschild wies darauf hin, daß hier abgeschleppt wurde, aber Victor beschloß, das Risiko einzugehen. Das Haus der Murrays stand in der West Cedar, in der Mitte des Blocks. Er läutete.
    Ein Mann Ende Zwanzig, Anfang Dreißig mit einer Punkfrisur öffnete die Tür.
    »Sind die Murrays zu Hause?« fragte Victor.
    »Die sind beide arbeiten«, antwortete der Mann. »Ich bin von der Reinigungsfirma.«
    »Ich dachte, die hätten sich ein paar Tage freigenommen.«
    Der Mann lachte. »Diese Workaholics? Einen Tag haben sie genommen, als ihr Sohn gestorben war, aber das war's auch.«
    Victor kehrte zu seinem Wagen zurück, verärgert, weil er nicht angerufen hatte, bevor er hergekommen war. Die Fahrt hätte er sich sparen können.
    Bei Chimera begab er sich geradewegs in die Buchhaltung. Horace Murray saß an seinem Schreibtisch, über Computerausdrucke gebeugt. Als der Mann ihn erblickte, sprang er auf. »Colette und ich wollten Ihnen noch einmal danken, weil Sie ins Krankenhaus gekommen sind.«
    »Ich wünschte nur, ich hätte irgendwie helfen können«, sagte Victor.
    »Es war in Gottes Hand«, meinte Murray resigniert.
    Als Victor ihn nach dem Cephaloclor fragte, schwor der Mann, daß Mark überhaupt kein Antibiotikum erhalten habe und schon gar kein Cephaloclor.
    Victor verließ die Buchhaltung, und eine neue Furcht bemächtigte sich seiner. Wenn es nun einen Zusammenhang gab zwischen dem Tod der beiden Kinder und dem Umstand, daß ihre Dateien verschwunden waren? Das war die am meisten beunruhigende Vorstellung, denn es bedeutete, daß die Gene absichtlich aktiviert worden waren.
    Wieder hatte er Herzklopfen, als er in sein Labor zurücklief. Einer der neueren Techniker wollte ihm eine Frage stellen, aber Victor winkte ab und sagte, er solle sich an Grimes wenden, wenn er ein Problem hätte.
    In seinem Büro hockte Victor sich vor ein Schrankfach am Fuße seines Bücherregals. Er schloß die schwere Tür auf und griff hinein, um die NGF-Datenbücher herauszuholen, die er in Code geschrieben hatte. Aber seine Hand faßte ins Leere. Der Schrank

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