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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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geben Sie mir Bescheid!«
    »Gut«, sage Victor, wie gewöhnlich hatte Grimes in weniger als vierundzwanzig Stunden mehr zuwege gebracht, als ein schlechterer Techniker in mehreren Tagen geschafft hätte.
    »Und hier sind die Chromosomenpräparate.« Robert reichte ihm ein Tablett. »Alles etikettiert.«
    »Gut«, wiederholte Victor.
    Er nahm die Präparate und ging quer durch das Hauptlabor zu den Lichtmikroskopen. Er setzte sich an eines und schob den ersten Objektträger in das Instrument. Auf dem Etikett stand Hobbs, Lobus frontalis rechts.
    Victor drehte das Mikroskop herunter, bis das Objektiv den Objektträger fast berührte. Dann beugte er sich über das Doppelokular und justierte die Schärfe.
    »Gütiger Gott!« rief er, als das Bild klar war. Es gab kein Anzeichen für Malignität, aber die Wirkung war die gleiche, die auch ein Tumor gehabt hätte. Die Kinder waren nicht an Gehirnödem oder einer Flüssigkeitsakkumulation gestorben. Was Victor statt dessen sah, deutete klar auf eine diffuse mitotische Aktivität: Die Nervenzellen des Gehirns hatten sich geteilt, wie sie es eigentlich nur in den ersten zwei Monaten der embryonalen Entwicklung taten.
    Victor betrachtete schnell hintereinander die übrigen Präparate des Hobbsschen Gehirns; dann studierte er das Gewebe von Murrays Baby. Überall das gleiche: Die Nervenzellen hatten sich in einem geradezu furiosen Tempo vervielfacht. Im geschlossenen Schädelraum hatten sie keine andere Möglichkeit gehabt, als das Gehirn in den Wirbelkanal hinunterzupressen, und die Folgen waren natürlich tödlich gewesen.
    Entsetzt und gleichzeitig erstaunt nahm Victor das Tablett mit den Objektträgern, verließ das Lichtmikroskop und lief eilig in den Raum, in dem das Elektronenmikroskop stand. Hier sah es aus wie in der Kommandozentrale eines modernen elektronischen Waffensystems.
    Das Instrument selbst ähnelte einem konventionellen Mikroskop nicht mehr im geringsten. Es hatte ungefähr die Größe eines Kühlschranks. Der eigentliche Betriebsteil war ein Zylinder von etwa dreißig Zentimetern Durchmesser und einem knappen Meter Höhe. Eine elektrische Leitung mündete oben in den Zylinder und diente als Elektronenquelle. Die Elektronen wurden von Magneten fokussiert, die etwa die Funktion der gläsernen Linsen in einem optischen Mikroskop erfüllten. Neben dem Gerät stand ein stattlicher Computer, der die in einzelne Ebenen aufgelösten Bilder des Elektronenmikroskops analysierte und zu einem dreidimensionalen Bild zusammenfügte.
    Robert hatte das Chromatinmaterial aus einigen im Anfangsprozeß der Teilung befindlichen Gehirnzellen zu extrem dünnen Präparaten verarbeitet. Victor schob eines der Präparate in das Mikroskop und suchte nach Chromosom sechs. Was er finden wollte, war der Mutationsbereich, in den er die fremden Gene eingepflanzt hatte. Es dauerte über eine Stunde, doch dann hatte er ihn gefunden.
    »O Gott!« Victor schluckte. Die Histone, von denen die DNS normalerweise umhüllt ist, waren im Bereich der eingepflanzten Gene entweder ganz verschwunden oder stark verdünnt. Überdies hatte sich die DNS, sonst straff aufgerollt, hier entwirrt, was darauf hindeutete, daß hier eine Transkription stattfand. Mit andern Worten: Die eingepflanzten Gene waren aktiv!
    Victor untersuchte ein Präparat von dem anderen Kind, und der Befund war der gleiche. Die eingepflanzten Gene waren aktiv und produzierten NGE. Daran war kein Zweifel.
    Er wandte sich den aus VJs Blut hergestellten Präparaten zu - die Robert Grimes' Geduld vermutlich auf eine sehr viel härtere Probe gestellt hatten, weil die entsprechenden Zellen sehr viel schwerer zu finden waren - und schob eines davon in das Elektronenmikroskop. Eine halbe Stunde später hatte er Chromosom sechs ausfindig gemacht. Er betrachtete das Chromosom mehrmals von einem Ende bis zum anderen mit peinlicher Sorgfalt und Genauigkeit. Die Gene schlummerten. Der Bereich des eingepflanzten Gens war in der üblichen Weise mit histonischem Protein umhüllt.
    Victor lehnte sich zurück. Mit VJ war alles in Ordnung, aber die beiden anderen Kinder waren an den Folgen seines Experiments gestorben. Wie sollte er das je Marsha erzählen? Sie würde ihn verlassen. Ja, er wußte nicht einmal mehr genau, wie er selbst mit sich weiterleben sollte.
    Abrupt stand er auf und ging in dem kleinen Zimmer hin und her. Was konnte das Gen wieder eingeschaltet haben? Das einzige, was ihm einfiel, war die Einnahme von Cephaloclor, dem

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