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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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verbringen. Wenn es dir recht ist, Dad?« VJ blickte zu seinem Vater.
    »Ist mir recht, wie immer«, antwortete Victor achselzuckend.
    »Warum, um alles in der Welt, willst du ins Labor?« fragte Marsha, aber es war eine rhetorische Frage. Eine Antwort erwartete sie nicht. VJ hatte seinen Vater schon als Säugling ins Labor begleitet. Anfangs, um die erstklassige Tagesstätte zu nutzen, die die Firma Chimera Inc. zu bieten hatte, und später, um im Labor selbst zu spielen. Es war Routine geworden, erst recht, nachdem Janice gestorben war.
    »Warum rufst du nicht ein paar Schulfreunde an und machst mit Richie und einer ganzen Bande irgendwas Aufregendes?«
    »Laß ihn doch«, sagte Victor und kam VJ zu Hilfe. »Wenn er mit ins Labor will, ist das in Ordnung.«
    »Okay, okay.« Marsha wußte, wann sie in der Minderzahl war. »Gegessen wird gegen acht«, sagte sie und gab ihm spielerisch einen Klaps auf den Hintern.
    VJ griff nach den Satteltaschen, die er auf den Hocker neben dem Telefon gelegt hatte, und ging die Hintertreppe hinauf. Die alten Holzstufen knarrten unter seinen vierundsiebzig Pfund. VJ begab sich geradewegs in das Arbeitszimmer im ersten Stock. Es war ein gemütliches, mahagonigetäfeltes Zimmer. Er setzte sich vor den Computer seines Vaters und schaltete ihn ein. Einen Moment lang lauschte er aufmerksam, um sich zu vergewissern, daß seine Eltern in der Küche miteinander sprachen, und rief dann in einer verzwickten Prozedur eine Datei ab, die er STATUS genannt hatte. Der Monitor blinkte und füllte sich anschließend mit Daten. VJ öffnete nacheinander die beiden Satteltaschen, betrachtete den Inhalt und stellte ein paar schnelle Berechnungen an; dann gab er eine Serie von Zahlen in den Computer ein. Das Ganze dauerte nur wenige Augenblicke.
    Nachdem er alle Eingaben vorgenommen hatte, sicherte er STATUS, zog die Reißverschlüsse seiner Satteltaschen zu und startete Pac-Man. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als der gelbe Ball sich durch das Labyrinth auf dem Bildschirm bewegte und seine Beute verschlang.
    Marsha schüttelte das Wasser von ihren Händen und trocknete sie an dem Handtuch ab, das am Griff des Kühlschranks hing. Die wachsende Sorge um VJ ging ihr nicht aus dem Sinn. Er war kein kompliziertes Kind; von den Lehrern in der Schule kamen jedenfalls keine Klagen - aber so schwierig es auch war, den Finger auf den Punkt zu legen, Marsha war doch zunehmend sicher, daß irgend etwas nicht stimmte. Es wurde Zeit, daß sie es zur Sprache brachte. Sie nahm Kissa, die pulvergraue Katze, die in Achterbahnen um ihre Beine strich, auf den Arm und ging ins Wohnzimmer. Victor lag auf der gestreiften Couch und blätterte in den neuesten Zeitschriften, wie es nach der Arbeit seine Gewohnheit war.
    »Kann ich einen Moment mit dir sprechen?« fragte Marsha.
    Victor ließ wachsam seine Zeitschrift sinken und blickte Marsha über seine Lesebrille hinweg an. Mit seinen dreiundvierzig Jahren war er ein schlanker, drahtiger Mann mit dunklem, welligem, akademisch struppigem Haarschopf und scharfgeschnittenen Zügen. Auf dem College war er ein ziemlich guter Squash-Spieler gewesen, und dreimal die Woche spielte er noch immer. Chimera Inc. hatte - dank Victor - eigene Squash-Courts.
    »Ich mache mir Sorgen um VJ«, erklärte Marsha und setzte sich in den Ohrensessel neben der Couch; sie streichelte Kissa, die vorläufig zufrieden auf ihrem Schoß Platz genommen hatte.
    »Ach?« sagte Victor einigermaßen überrascht. »Stimmt etwas nicht?«
    »Das kann man so nicht sagen«, räumte Marsha ein. »Es ist eine Reihe von Kleinigkeiten. Zum Beispiel stört es mich, daß er kaum Freunde hat. Vorhin, als er erzählte, daß er bei Richie war, da habe ich mich gefreut, als sei das eine Leistung gewesen. Aber dann erklärt er, er will in den Frühjahrsferien seine Zeit nicht mit ihm verbringen. Ein Kind in VJs Alter muß doch mit anderen Kinder Zusammensein. Das ist ein wichtiger Bestandteil der normalen Entwicklung.«
    Victor bedachte sie mit einem seiner Blicke. Sie wußte, daß ihm psychologische Diskussionen dieser Art ein Greuel waren, auch wenn die Psychiatrie ihr Fachgebiet war. Er brachte dafür keine Geduld auf. Überdies hatte die Erörterung von Problemen im Zusammenhang mit VJs Entwicklung anscheinend immer Brennstoff für Ängste geliefert, die Victor lieber nicht in Gang setzte. Er seufzte, sagte aber nichts.
    »Bereitet dir das keine Sorgen?« fragte Marsha hartnäckig, als klar war, daß

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