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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Muschel, als sich endlich jemand meldete. Sie nannte ihre Adresse und flehte die Telefonistin an, es möge schnell gehen. Dann rannte sie wieder ins Wohnzimmer.
    Maurice hatte keine Krämpfe mehr. Er lag ganz still auf dem Sofa, wo sein Vater ihn hingebracht hatte. Er hatte sein Essen und eine beträchtliche Menge helles Blut erbrochen. Die scheußliche Brühe hatte sein blondes Haar verfilzt und tropfte ihm noch aus den Mundwinkeln. Auch über Blase und Darm hatte er die Kontrolle verloren.
    »Was sollte ich machen?« fragte William in flehentlicher Frustration. Zumindest atmete das Kind noch, und seine Farbe, die bläulich dunkel geworden war, normalisierte sich wieder.
    »Was ist denn passiert?« fragte Sheila.
    »Nichts«, sagte William. »Er gewann wie gewöhnlich. Dann verdrehte er die Augen und fiel hintenüber. Ich fürchte, er ist ziemlich heftig mit dem Kopf auf dem Fußboden aufgeschlagen.«
    »O Gott!« Sheila wischte dem Kind mit dem Schürzenzipfel den Mund ab. »Vielleicht hättest du nicht darauf bestehen sollen, daß er mit seinen Kopfschmerzen und alldem heute abend Schach spielt.«
    »Er wollte doch«, erwiderte William abwehrend. Aber das stimmte nicht ganz. Maurice hatte eher lauwarm auf die Idee reagiert. Aber William konnte keiner Gelegenheit widerstehen, zu beobachten, wie das Kind sein phänomenales Gehirn benutzte. Maurice war sein Stolz und seine Freude.
    William und Sheila waren seit acht Jahren verheiratet gewesen, ehe sie sich schließlich eingestanden hatten, daß sie keine Kinder bekommen konnten. Da Chimera Inc. ein eigenes Befruchtungszentrum hatte - Fertility Inc. - und William bei Chimera angestellt war, hatte er mit Sheila die Dienste der Firma kostenlos in Anspruch nehmen können. Leicht war es nicht gewesen. Sie hatten sich der Tatsache stellen müssen, daß sie beide unfruchtbar waren. Aber schließlich, mittels einer Leihmutter und eines Gametenspendeplans, hatten sie ihr langersehntes Kind bekommen: Maurice, das Wunderbaby mit einem Intelligenzquotienten oberhalb der Tabellen.
    »Ich hole ein Handtuch und mache ihn sauber«, sagte Sheila und wandte sich zur Küche. Aber William hielt sie am Arm fest.
    »Vielleicht sollten wir ihn nicht bewegen.«
    Also saßen die beiden vor dem Kind und beobachteten es hilflos, bis sie die Sirene des Rettungswagens durch die Straße heulen hörten. Sheila eilte zur Tür, um die Sanitäter hereinzulassen.
    Wenige Augenblicke später balancierte William auf einem schwankenden Sitz im hinteren Teil des schaukelnden Krankenwagens, während Sheila im Auto der Familie hinterherfuhr.
    Im Lowell General Hospital angekommen, wartete das Ehepaar in banger Sorge, während Maurice untersucht wurde; schließlich befand man seinen Zustand für stabil genug, um ihn zu verlegen. William wollte den Jungen nach Boston in die Kinderklinik bringen, eine halbe Autostunde weit entfernt. Irgend etwas sagte ihm, daß sein Sohn todkrank sei. Vielleicht waren sie allzu stolz auf seine phänomenale Intelligenz gewesen. Vielleicht ließ Gott sie jetzt bezahlen.
    »He, VJ!« rief Victor die Hintertreppe hinauf. »Wie wär's mit 'ner Runde Schwimmen?« Er hörte, wie seine Stimme an den Wänden des geräumigen Hauses widerhallte. Der Großgrundbesitzer der Gegend hatte es im achtzehnten Jahrhundert gebaut, und Victor hatte es kurz nach Davids Tod gekauft und renovieren lassen. Chimera Inc. hatte einen geschäftlichen Boom erlebt, nachdem das Unternehmen an die Börse gegangen war, und Victor meinte, Marsha werde sich wohler fühlen, wenn sie nicht immer die Räume sehen müßte, in denen David aufgewachsen war. Davids Tod hatte sie noch schwerer getroffen als ihn.
    »Lust auf den Pool?« rief er jetzt. Bei solchen Gelegenheiten bereute er, daß sie keine Gegensprechanlage eingebaut hatten.
    »Nein, danke«, hallte VJs Antwort die Treppe herunter.
    Victor blieb für einen Augenblick stehen, wo er war, eine Hand auf dem Treppengeländer, einen Fuß auf der untersten Stufe. Seine Unterredung mit Marsha hatte alle seine ursprünglichen Befürchtungen über seinen Sohn wiedererweckt. Die frühzeitige, ungewöhnliche Entwicklung, die unglaubliche Intelligenz, die ihn schon mit drei Jahren zum Schachmeister gemacht hatte, der steile Abfall der Intelligenzentwicklung, bevor er vier gewesen war - VJs Reifeprozeß war alles in allem keineswegs ein alltäglicher. Victor war vom Augenblick der Geburt an von solchen Schuldgefühlen geplagt gewesen, daß er beinahe erleichtert gewesen

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