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Das Unglück der kleinen Giftmischerin

Titel: Das Unglück der kleinen Giftmischerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Wulff
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Schlafanzug ins Bett gelegt haben. Er, Anton, im Slip, hätte aus alter Gewohnheit angefangen, sie zu massieren, während sie sich darüber ausgeweint hätte, dass ihr Verlobter sich kaum um sie kümmere. Als er ihre Brüste berühren wollte, hätte sie seine Hände weggeschoben. Darüber sei es zum Streit gekommen. Er hätte ihr vorgeworfen, dass ihr Verlobter, »dieser Mistkerl«, alles mit ihr tun dürfe, was sie ihm verbiete, und schließlich hätte er ihr die Schlafanzugjacke zerrissen. Sie hätte ihn angeschrien, sie wolle das nicht, er solle sie in Ruhe lassen. Als er nicht darauf hörte und im Gegenteil versuchte, auch ihre Schlafanzughose herunterzuziehen, hätte sie ihn mit Fußtritten bombardiert, ihn beschimpft und ihm an den Kopf geworfen, sie hätte bei seinen Zärtlichkeiten nichts empfunden und auch Tamara hätte ihr erzählt, dass er sie nicht befriedigen könne. Daraufhin hätte er ihr »richtig eine geklebt«, ihre Hände mittels der Kabelbinder, die er als Elektriker immer in seiner Nachttischschublade liegen habe, an den Bettrahmen festgebunden und sich auf sie gelegt.
    Sie hätte nun laut geschrien. Was dann genau geschah, daran hatte Anton keine klare Erinnerung mehr. Ungewiss blieb, ob er sie gleich schon ein erstes Mal vergewaltigt hatte oder ob er sie erst knebelte, indem er ihr ihren Slip in den Mund steckte und dann urinieren ging, bevor er sich auf sie warf. Als er schließlich den Knebel entfernte, hätte sie nur noch gewimmert, er solle sie gehen lassen, worauf er geantwortet hätte, ihr könne ohnehin niemand mehr helfen. Irgendwann hätte er ihr, weil er das Gewimmer nicht mehr hören konnte, die Kehle mit einem Gürtel zugezogen, sei in sie eingedrungen und hätte bis zum Samenerguss »drauflosgebumst«. Erst danach hätte er gemerkt, dass er mit einer Toten geschlafen hätte, und er musste sich vor Ekel übergeben. Schließlich hätte er sich zusammengerissen, denn es wäre eine Menge zu tun gewesen: Er musste das Bettzeug wechseln, die Leiche beseitigen und ihr Auto wegschaffen, alles bis zum nächsten Morgen. Das verlief nicht ganz ohne Komplikationen: Er hätte die Leiche nicht geräuschlos durch das Treppenhaus tragen können, weil das zu eng war und sie mit dem Kopf oder den Füßen die Wand entlanggeschrammt wäre, so warf er sie über das Balkongitter, legte sie in den Kofferraum ihres Wagens, fuhr auf eine einsam gelegene Wiese, übergoss die Leiche mit Benzin und zündete sie an. Das Auto stellte er an ihrem zehn Kilometer entfernten Wohnort ab, von wo aus er zu Fuß zurücklaufen musste, da nachts kein Bus mehr fuhr. Am nächsten Morgen holte Tamara ihn ab und sie verbrachten den Vormittag damit, ein Doppelbett für sie auszusuchen, in dem auch er schlafen könnte, wenn er mal nachts bei ihr blieb. Noras Eltern und ihrem Verlobten, die bei ihm anriefen, weil sie wussten, dass sie ihn am Vorabend hatte besuchen wollen, und sie seither vermissten, sagte er, sie sei nur zwei Stunden bei ihm geblieben und dann wieder gefahren. Er selbst erkundigte sich besorgt bei gemeinsamen Bekannten nach ihrem Verbleib. Ansonsten tat er so, als sei gar nichts geschehen. Zwei Tage später kam die Polizei und nahm ihn fest.
    Ich fragte Anton natürlich danach, was an diesem Abend in ihm vorgegangen war, wie es zu dieser Tat hatte kommen können. Er sei plötzlich wütend geworden, als sie sich ihm verweigert hätte, und diese Wut hätte sich noch weiter gesteigert, als sie sich über seine Unfähigkeit, sie und seine anderen Freundinnen zu befriedigen, lustig machte. Als er sie daraufhin schlug und sie schrie, fürchtete er, die Nachbarn zu alarmieren, aber auch, dass sie ihn anzeigen würde, wenn er sie gehen ließ. Lust am Würgen, Lust am Töten hätte er zu keinem Augenblick verspürt. Auch in den Jahren zwischen den beiden Taten hätten ihn keinerlei Fantasien heimgesucht, eine Frau beim Sexualakt zu quälen oder sie gar zu würgen. Auf meine Frage, warum er ihr überhaupt Gewalt angetan hätte, antwortete er, als er ihren schönen Körper halb nackt gesehen hätte, sei er ganz geil geworden, und als sie ihn verspottet hätte, hätte er ihr beweisen wollen, dass sie Unrecht habe, und wie schön es sein könne, mit ihm zu »bumsen«. Selbst als er ihr schon mehrfach ins Gesicht geschlagen hatte, meinte er, ihr diesen Beweis noch erbringen zu können. Am Ende sei alles so schnell gegangen, diese Geilheit hätte sich mit seiner Angst vermischt, von ihr angezeigt zu werden, und er hätte

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