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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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erlitten, doch er hatte sich stets geweigert, ihr davon zu erzählen. Es war nicht oft gewesen, mit großen Abständen dazwischen. Aber ein Einbruch ins Center wäre eine mögliche Erklärung dafür.
    „Gib mir Zeit“, sagte sie zu dem Priester. „Ich werde Nachforschungen anstellen. Und außerdem“, fügte sie mit betontem Nachfüllen der Gläser hinzu, „werde ich deine Vorräte aufstocken.“
    Atlan starrte sie eine Sekunde lang fassungslos an, dann brachen sie beide in kindisches Gekicher aus. Je länger der Abend und je leerer die Flasche wurde, umso sentimentaler wurden ihre Gespräche. Sie lachten und weinten, zwei verlorene Seelen in einer Welt, für die sie nicht geschaffen schienen, die sich gefunden hatten und ihre Einsamkeit teilen konnten. Hatte Niove sich anfangs noch gefragt, wie sie in solch einem Zustand nach Hause kommen sollte, so war auch diese Sorge bald vergessen.
    Als sie am nächsten Morgen den schmerzenden Kopf vom Tisch hob und Atlan schnarchend unter selbigem fand, schwor sie sich, diesen Teil der vergangenen Nacht nicht zu wiederholen.
     
     

6. Kapitel
     
    Zufrieden betrachtete Haron die beiden schemenhaften Schatten, die sich vor ihm in der Dunkelheit an die Hausmauer pressten und auf sein Kommando warteten. Seine Einheit, die Xenos ihm anvertraut hatte. Jeder Einzelne von ihnen um einiges jünger als er selbst, was nichts an der Entschlossenheit änderte, mit der sie sich auf diesen Einsatz vorbereitet hatten.
    Er sah Ariat, die als einzige Frau unter ihnen aufgrund ihrer zarten Gestalt trotz der Vermummung leicht zu erkennen war, prüfend nach dem Messer tasten, das sie am Gürtel trug.
    Für sie alle war es das erste Mal, und jeder wusste um die Gefahr, die diese Aufgabe in sich barg. Obwohl es über die Jahre bereits mehrmals erfolgreiche Gruppen gegeben hatte, war das Risiko hoch, entdeckt zu werden. Die letzte Gruppe, deren Einsatz vor wenigen Wochen stattgefunden hatte, war nicht zurückgekommen. Niemand wusste, was mit ihnen geschehen war – der direkte Weg, den sie bisher von der Unterstadt hinein in das Abwassersystem des N4-Centers genommen hatten, war seither überschwemmt.
    Egal, ob es ihre eigenen Leute gewesen waren oder Arbeiter des Centers, die den Tunnel geflutet hatten, oder ob es das Resultat einer simplen Materialschwäche war – in jedem Fall war die bisher verwendete Taktik nicht mehr sicher. Sie mussten heute nach einem neuen Plan arbeiten.
    Durch ein leises Schnalzen mit der Zunge gab er das Signal und zu dritt hasteten sie los.
    Der Bereich vor dem N4-Center war hell erleuchtet und somit tabu. Ihr Ziel war eine der umliegenden Gassen, so eng, dass sie nur für Fußgänger geeignet war. Sie mündete in einen kleinen Hinterhof, der an die Rückseite des Centers angrenzte.
    Haron dachte nicht darüber nach, woher Xenos diese Informationen hatte. Für ihn war nur eines von Bedeutung – dass Xenos Quellen bisher immer richtig gelegen hatten. Als sie an der glatten Mauer hochsahen, die eine Seite der Sackgasse bildete und irgendwo außerhalb ihrer Sichtweite im Smog verschwand, hoffte Haron, dass dieses Mal keine Ausnahme sein würde.
    Die Fassade des Centers war hier hinten noch undurchdringlicher als an der Vorderseite. Bis in die Höhe von zwei Stockwerken war nicht die kleinste Vertiefung oder Ausbuchtung zu erkennen. Die Fensterreihen begannen erst darüber.
    Allerdings war das Nebengebäude nicht derart geschützt. Da sich die Elite der Gesellschaft, falls sie von ihren Türmen herabstiegen, nicht von den Hauptstraßen entfernte, war hier kein Wert auf beeindruckende Fassaden gelegt worden. Dem Nachbarhaus war sein Alter überdeutlich anzusehen, der Verputz bröckelte in großen Bereichen ab und das gesamte Gebäude hatte eine leichte Schlagseite – wodurch es auf Höhe seines vierten und letzten Stockwerkes die Weite der Gasse, die es vom N4 trennte, beinahe überbrückt hatte.
    Die darüber liegenden Etagen waren zusammen mit dem Innenleben des Hauses eingestürzt, das Haus eine halbe Ruine. Es war nicht das einzige seiner Art, viele andere Gebäude waren ebenso verfallen. Niemand machte sich die Mühe, sie abzureißen, man hatte sie einfach vergessen. Die Oberschicht baute immer weiter in die Höhe, um sich von den Arbeitern zu entfernen, und ließen Noryak unaufhaltsam weiter wachsen, während es innerlich von der eigenen Ignoranz zerfressen wurde wie von einem Krebsgeschwür.
    So marode der Rest des Gebäudes auch war, unten hielt die

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