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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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ironisch macht. Dann nehmen wir auch noch das Geld, das uns die Notleidenden anvertrauen, und stopfen es diesem Kerl in den Rachen, damit er seine Verbrecher bezahlt, während diejenigen, die ihretwegen leiden, leer ausgehen müssen. Wo ist die menschliche Logik dahinter?“
    „Bisher haben sie immer nur Klone angegriffen“, wandte Istor ein. Für ihn waren Klone immer noch eine nichtmenschliche Spezies, auch wenn er die Gewalt an sich nicht guthieß.
    „Aber es sind trotzdem die Arbeiter, die darunter leiden“, erwiderte Atlan.
    „Und die Frage ist, wie lange sie sich noch damit zufriedengeben.“
    Peron verzog unglücklich das Gesicht, als Helbar ihm antwortete: „So lange, bis deinem tollen Abt der Sinn nach einer Steigerung steht.“
    Auf Istors mahnenden Blick hin verzog er nur den Mund. „Was? Das ist es doch, was alle hier denken. Die eigentliche Frage ist: Wieso unterstützen wir diesen Irrsinn?“
    Empört fuhr Peron auf. „Unterstützen? Was redest du? Wir sitzen hier zusammen, damit wir einen Weg finden, um das alles zu verhindern!“
    Atlan führte Helbars Gedanken fort, der ihm das benötigte Stichwort lieferte. „Wir unterstützen diese Zustände, indem wir unsere Spenden an Mörder verteilen, direkt in unseren eigenen Häusern oder indirekt über das Kloster. Stattdessen sollten wir – wenn schon nicht an die Opfer, die ja, wie Istor bereits angemerkt hat, bisher nur Klone sind – dann doch zumindest an die Unschuldigen denken.“
    Peron schüttelte nur stumm den Kopf, Istor dagegen sprach seine Befürchtungen laut aus. „Und was tun? Uns ihnen verweigern? Was, wenn sie dann nur umso brutaler vorgehen, um sich ihre Rationen zu erbeuten? Wie wollt ihr das verantworten?“
    Helbar ergriff wieder das Wort, da Atlan auf diesen Vorwurf nichts zu sagen wusste. „Wir verantworten es gar nicht. Ich sage, wir brechen mit dem Kloster!“
    Der Schock fesselte die anderen Priester, selbst Atlan hatte nicht mit so einem Vorschlag gerechnet. Doch Helbar fuhr unbeeindruckt fort. „Einige von uns haben anhängerstarke Stätten. Ich bin überzeugt, wir könnten noch weitere Meister finden, die sich uns anschließen. Wenn wir dem Kloster genügend Ressourcen vorenthalten können und uns offen gegen die Vorgänge dort stellen, wird Lorio nicht mehr lange über die nötigen Mittel verfügen, um Puristen für seine Drecksarbeit anzuheuern. Und falls das nichts nützt … Denke ich, dass gewisse Personen sich sehr für unseren kleinen Terroristen interessieren könnten.“
    „Du willst das Kloster der Exekutive ausliefern?“ Perons ohnehin bereits blasses Gesicht verlor endgültig jede Farbe. Die Exekutive wurde zwar von Klonen angeführt, der ausführende Teil bestand jedoch aus Natürlichen, die ihre Befehle unbarmherzig durchsetzten und keinerlei Gewissensbisse hatten, gegen ihre eigenen Leute vorzugehen. „Das kannst du nicht machen! Das wäre unser Untergang! Sie würden sich niemals mit Lorio begnügen.“
    „Ich denke, die beiden haben Recht.“ Istors Zustimmung überraschte sie, doch er erklärte sich rasch. „In der Abtei fließen die Mittel zusammen, aber den Kontakt zu den Gläubigen haben wir. Niemand weiß, zu welchem Zweck Lorio diese Ausschreitungen fördert, aber wir sind uns einig, dass wir dagegen vorgehen müssen. Innerhalb der Klostermauern können wir wenig ausrichten, aber wir können ihn von außen bedrängen. Damit meine ich nicht , die Exekutive einzuschalten. Aber damit drohen? Warum nicht, wenn uns so eine weitere Konfrontation erspart bleibt?
    Es sind unsere Mittel, und wir sollten sie so einsetzen, wie wir es für richtig halten. Ich stimme Helbar zu: Wir brechen mit der Abtei.“
    Schweigen senkte sich über die Gruppe. Es war ein harter Schritt mit weitreichenden Folgen, der nicht rückgängig zu machen wäre.
    Für Peron allerdings bedeutete er noch viel mehr. Sein Leben lang hatte er im Kloster gedient. Es war alles, was er kannte. Sich nun gegen diese Institution zu stellen hieß für ihn, fortzugehen, ohne zurückzublicken. Seine Schützlinge einem Meister zu überlassen, der – so ungern er es sich eingestand – Seru an willkürlicher Brutalität in nichts nachstand. Sein einziges Zuhause aufzugeben für ein Ziel, das ihm angesichts dieses Opfers unglaublich fern erschien, war viel von ihm verlangt.
    Ein Umstand, der den anderen sehr wohl bewusst war.
     
    Lentan warf einen Blick auf das blasser werdende Zwielicht und schätzte, dass noch zwölf Minuten bis zum

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