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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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Istor ein.
    „Ich denke, er wollte einfach verhindern, dass jemand herausfindet, woran Seru tatsächlich gestorben ist. Und wer ihm das Gift verabreicht hat!“
    Istor blieb weiterhin neutral. „Er scheint zumindest neue Fronten aufzuziehen, und wir Außenstehenden sind wohl nicht in seinem direkten Interessensfeld. Noch nicht.“
    „Er will die autonome Stellung des Klosters nutzen, um sich die Gebetsstätten unterzuordnen. Ich fürchte, dass er damit nicht nur auf abgeneigte Ohren stoßen wird“, stimmte Peron zu.
    Atlan erinnerte sich an seine letzten Gespräche mit Lorio. Auch wenn das eine erst gestern und das andere vor so vielen Jahren geführt worden war, zeigten beide doch denselben Aspekt an Lorios Charakter.
    „Er hat bereits als Adept wissentlich anderen geschadet, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Dabei ist er auch vor Priestern nicht zurückgeschreckt. Das hat er mir erst gestern selbst gestanden“, erzählte er mit überraschend gefasster Stimme. Dass er selbst ein Opfer dieses Schachzugs geworden war, war ein sehr privater Bereich seiner Vergangenheit, der hier nichts zur Sache tat. „Zuzutrauen wäre ihm ein Mord an seinem eigenen Meister, wenn er dadurch seine Position einnehmen könnte. Aber da war noch etwas anderes …“
    Die gespannten Blicke der drei älteren Priester bohrten sich so intensiv in ihn, dass er kurz stockte. Er räusperte sich und fuhr dann unsicher fort. „Als ich ihn gefragt habe, ob die Puristen etwas mit Serus Tod zu tun hatten, wurde er mehr als ungehalten. Ich glaube, hinter dieser Sache steckt mehr, als wir im Augenblick sehen können.“
    Peron zog die Augenbrauen zusammen. „Die Puristen? Wie kommst du auf so eine Idee?“
    Atlan versuchte, seine Gedankengänge von einer möglichen Erpressung des Klosters durch die Reinen bis hin zur plötzlichen Neigung zur Gewalt, die sie so unvorhergesehen an den Tag legten, zu schildern. Aber bevor er zu einer Erklärung ansetzen konnte, schüttelte Peron bereits erneut den Kopf.
    „Seru war ihre Verbindung zu Ressourcen und dem einzigen Handel, den sie offen betreiben konnten. Sein Tod wird für die Reinen eine Belastung sein. Noch weiß niemand, ob Lorio diesen Handel weiterführen wird. Auch wenn er damit gut beraten wäre.“
    „Wieso? Was ist es, das die Puristen dem Kloster im Austausch geben?“
    Helbar lachte trocken. „Frag lieber, was nicht. Informationen, Geld, … Vor allem aber geben sie dem Kloster eine saubere Weste.“
    Auf Atlans irritierten Blick hin erklärte Istor: „Immer wieder geben Gläubige ihre Kinder an Priester ab, damit sie im Kloster gut versorgt werden. Die armen Eltern wissen nichts von der Auslese, die Seru vorgenommen hat. Er hat nur die vielversprechendsten, gesündesten Kinder genommen und den Rest zu den Puristen abgeschoben.
    Die Wahrheit ist, dass die meisten Kinder, die tatsächlich in der Abtei aufgenommen werden, nicht freiwillig dort landen. Sie werden auf der Straße aufgelesen, den Eltern fortgenommen …“
    „Und neuerdings auch aus dem N4-Center gestohlen.“ Helbars angewiderte Miene machte deutlich, was er von diesen Aktionen hielt.
    „Aus dem N4? Sie … Sie stehlen Klone und ziehen sie als Priester auf?“ Dieser Gedanke war so abwegig, dass er selbst Atlans gewagteste Befürchtungen überstieg.
    „Macht sich doch viel besser in der Statistik, ein paar gebildete, gutaussehende Männer in den eigenen Reihen … Zeigt, dass auch Natürliche es weit bringen können …“
    Es waren Istors Worte, aber Perons bedrücktes Schweigen bewies, woher der Meister diese Informationen hatte, die vermutlich geheim hätten bleiben sollen.
    „Aber wozu dieses Risiko, diese Farce?“
    „Damit die Spenden großzügiger ausfallen.“ Helbars Art, diese Dinge hinzunehmen, schien aus purer Abscheu zu bestehen. „Die Leute wissen, dass sie gegen die Vormacht der Klone keine Chance haben. Also wollte er ihnen Vorbilder geben, auch wenn es gefälschte waren. Sie haben nur gesehen, was Seru sie glauben machen wollte.“
    Wer? , wollte Atlan fragen. Wer seiner Brüder war ein Klon? Aber er wusste, dass er darauf keine Antwort bekommen würde, und war sich auch nicht sicher, ob er sie vertragen hätte. Also kehrte er stattdessen zu seinem eigentlichen Anliegen zurück.
    „Hat Seru dann auch das Attentat auf die Klonfrau veranlasst?“ Es fiel ihm schwer, derart nüchtern über Nioves Tod zu sprechen, aber Liebe war etwas, das einem Priester nicht zugestanden wurde – und schon gar

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