Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
Vom Netzwerk:
nicht, wenn es sich bei der Angebeteten um einen Klon handelte.
    Peron verneinte. „Ich denke eher, dass die Ausschreitung der Reinen den Ausschlag für Serus Ermordung gegeben hat … Wer auch immer dafür verantwortlich war.“ Bei dem letzten Satz sah er betont zu Helbar hin, der nur mit den Augen rollte.
    So sehr Peron auch seinen einstigen Schützling entlasten wollte, konnte auch er sich nicht gegen den Gedanken wehren, der den anderen solches Unbehagen bereitete. Wenn es Lorio gewesen war, der Seru beseitigt und dafür ausgerechnet diesen Zeitpunkt gewählt hatte – was hatte er vor?
    Eines aber war allen klar: Bevor sie irgendetwas unternehmen oder zu den Ereignissen Stellung beziehen konnten, mussten sie Genaueres in Erfahrung bringen.
     
    Wie sich herausstellte, mussten sie dazu nicht einmal Nachforschungen anstellen. Nur wenige Tage nach Serus Beisetzung wurden Lorios Absichten den Reinen gegenüber mehr als deutlich. In der Abtei war eine Auseinandersetzung von solchem Ausmaß zu hören, dass nicht einmal Peron noch eine Möglichkeit sah, die gehörten Dinge schönzureden. Einiges davon wurde ihm nur bruchstückhaft von den Novizen zugetragen, weil niemand riskieren wollte, längere Zeit vor Lorios Tür stehenzubleiben. Aus den wirren Erzählungen der Jungen und dem Wenigen, das er selbst mitbekommen hatte, ließ sich allerdings folgender Ablauf rekonstruieren:
    Lorio hatte den Verhüllten an Serus Stelle empfangen. Statt jedoch die vereinbarten Rationen bereitzustellen, begann er, den Vermummten um Antworten zu erpressen. Er drohte, der Exekutive den Unterschlupf der Puristen zu verraten, würde man ihm ein Gespräch mit dem Verantwortlichen für den Mordanschlag verweigern.
    Ob er dieses Wissen tatsächlich besaß oder nur leere Drohungen ausstieß, konnte Peron nicht einschätzen. Die Worte des Verhüllten waren zu leise, um außerhalb des Zimmers verstanden zu werden, aber er muss nach dem Grund für diese Forderung gefragt haben, denn Lorios Antwort war umso deutlicher zu hören. Neue Verhandlungen würde das Kloster nur mit demjenigen führen, der bei den Reinen wirklich die Fäden zog.
    Ab diesem Zeitpunkt war es mit der bisher trotz der Umstände erstaunlich ruhigen Verfassung des Verhüllten vorbei. Wie es schien, hielt er die angesprochene Aktion für ein Desaster, dass es nicht zu wiederholen galt.
    Lorio aber ließ nicht locker. Er behauptete, nicht auf die Dienste der Reinen angewiesen zu sein. Sollte man nicht auf die gewünschte Weise mit ihm kooperieren wollen, würde er die von seinem Vorgänger getroffenen Vereinbarungen aufheben – was für die Reinen das sofortige Ende sämtlicher Rationen bedeutete.
    Auf die geknurrte Drohung des Verhüllten, die heimlichen Machenschaften des Klosters auffliegen zu lassen, reagierte Lorio wohl sehr abfällig. Ein Adept behauptete sogar, ihn lachen gehört zu haben. Eine glaubwürdige Aussage, denn wie Lorio scheinbar antwortete, gab es keine Beweise, die zum Kloster führten. Die Reinen konnten sich also nur selbst belasten, was vor allem nach den jüngsten Ereignissen fatal für die Untergrundgruppe sein würde.
    Was anschließend in den Räumlichkeiten des Meisters gesprochen wurde, hatte niemand belauschen können. Erst über eine halbe Stunde später war die Tür wieder aufgegangen und der Verhüllte mit finsterer Miene, aber einem gut gefüllten Sack auf dem Rücken herausgekommen.
    Die vier Priester waren sich einig, dass diese Unterredung nur eines bedeuten konnte: Lorio hatte vor, die neue gewalttätige Strömung, die in den Reihen der Puristen aufgetaucht war, für sich zu nutzen. Und egal, wofür er die Reinen einzusetzen gedachte, nichts Gutes konnte dabei herauskommen. Es würde Blut vergossen werden und die Priester waren nicht gewillt, das zuzulassen. Sie hatten ihr Leben dem Lindern des Leides verschrieben, das Tag für Tag auf den Straßen und hinter den verschlossenen Türen Noryaks geschah, und wollten nicht weiteres Unrecht unterstützen.
    Einzeln hatten die Gebetsstätten keinerlei Möglichkeit, sich dem Einfluss der Abtei entgegenzustellen. Aber wenn es ihnen gelang, die Häuser zu vereinen, könnten sie aus der Abhängigkeit herauskommen und gleichzeitig stark genug sein, um sich Lorio entgegenzustellen, ohne dabei gleich das eigene Leben zu riskieren – denn mittlerweile gingen sie alle davon aus, dass Lorio zu einem solchen Schritt bereit war.
    Sie mussten jedoch bald feststellen, dass eine Einigung nicht so leicht zu

Weitere Kostenlose Bücher