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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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darauf hart abzubremsen. Ihre Reifen radierten über die Asphaltpiste und blieben dann quietschend stehen.
    Karlchen Kubatz richtete sich in seinem Sattel auf und ließ die Arme hängen. »Jetzt sind wir vollzählig«, hechelte er.
    »Ja«, keuchte auch Fritz Treutlein. »Wir sind jetzt vollzählig.« Das waren die verabredeten Worte, die bedeuteten, daß sie den Film und die Fotos aufgestöbert und zurückerobert hatten.
    Paul Nachtigall und die anderen atmeten befreit auf.
    Die Maxen hatten nämlich in der vergangenen Viertelstunde mehrfach gedroht, die Verhandlung platzen zu lassen und pi verduften. Es war eine ganze Menge Frechheit und Diplomatie nötig gewesen, um sie mit neuen Vorschlägen und Bedingungen immer wieder hinzuhalten.
    Jetzt war diese Zitterpartie durchgestanden.
    Aber es dauerte ein paar Augenblicke, bis es ihnen klar wurde, was für einen geradezu unverschämten Dusel sie gehabt hatten. Als sie das, einer nach dem anderen, schließlich begriffen, rückten sie unwillkürlich näher zusammen.
    »Ich denke, du feierst mit deiner Großmutter Geburtstag, Stiftenkopf?« fragte Ulli Buchholz. Dann fuhr er gleich fort, ohne eine Antwort abzuwarten: »Was bedeutet das? Haben wir bisher nur zum Vergnügen verhandelt, wenn ihr jetzt erst vollzählig sein wollt?«
    »Nicht nur zum Vergnügen«, widersprach Emil Langhans und verzog seinen Mund zu einem kleinen Grinsen. Damit steckte er die anderen an, und jetzt grinsten auch sie ganz offen.
    »Nanu«, sagte Ulli Buchholz. »Könnt ihr mir vielleicht erklären, was auf einmal los ist?«
    »Manchmal treten Umstände ein«, erwiderte Karlchen Kubatz hintergründig, »die im Handumdrehen die Welt verändern.«
    Die Maxen wurden unruhig und fingen an zu brodeln. »Wollt ihr uns verschaukeln?« empörte sich das Babygesicht.
    »Aber, wo denkt ihr hin«, antwortete der Boß der Glorreichen Sieben und ließ sich jetzt sehr viel Zeit. Er holte ein Taschentuch heraus, faltete es langsam auseinander, steckte seine Nase hinein, schneuzte sich geräuschvoll, beguckte sich interessiert das Resultat und faltete das Taschentuch wieder sorgfältig zusammen.
    Die Maxen schauten finster zu.
    »Jetzt reicht’s mir«, sagte Ulli Buchholz schließlich. »Willst du damit sagen, daß es euch schnurzegal ist, was wir mit eurem Film und den Fotos anfangen?«
    »Interessiert uns nicht die Bohne«, erklärte der Boß. »Die Welt hat sich verändert, wie gesagt.«
    »Irgendwas ist faul im Staate Dänemark«, sagte Ulli Buchholz langsam und blickte den Glorreichen nacheinander in die Augen. »Aber ich krieg’ raus, was es ist, das garantier’ ich euch.«
    »Du wirst es sogar ziemlich bald rauskriegen«, bemerkte Fritz Treutlein undurchsichtig.
    »Das alte Ultimatum gilt«, stellte Ulli Buchholz fest. »Entweder kapituliert ihr morgen endgültig, oder wir jagen spätestens am Montag unsere Bombe in die Luft.« Er wartete auf die Wirkung seiner Worte, aber die Glorreichen rührten sich nicht und blieben stumm. Da riß er sein Rad herum. »Fahren wir«, zischte er, stieß sich mit dem Fuß von der asphaltierten Piste ab und preschte los. Seine Maxen folgten ihm.
    Die Glorreichen blieben stehen und warteten, bis die anderen an der verlassenen Pförtnerbaracke vorbei die Landstraße erreicht hatten.
    Aber dann gab es kein Halten mehr.
    Sie boxten sich gegenseitig in die Rippen, schlugen sich auf die Schultern und schubsten sich herum, bis sie ins Stolpern kamen. Sie lachten, quatschten durcheinander und strahlten aus allen Knopflöchern.
    »Er wird Augen machen wie ein Auto, wenn er die leere Schublade entdeckt«, quietschte Karlchen Kubatz.
    »Vor lauter Wut wird ihm Schaum vor dem Mund stehen«, prophezeite der Friseurlehrling.
    »Und alle Maxen beißen sich in ihre Maxenhintern«, jauchzte Emil Langhans.
    Karlchen Kubatz packte Manuel Kohl bei den Schultern. »Ist dir klar, was das bedeutet?« Er schüttelte den stupsnasigen Jungen. »He, Mann, du darfst deine Angst vergessen, es kann rein nichts mehr passieren.«
    Der Junge aus dem Blumengeschäft am Rathausplatz guckte den anderen mit seinen großen blauen Augen an. »Für mich ist das wie ein Wunder. Ehrlich gesagt, ich hab’ keinen Moment an deinen Plan geglaubt.«
    Sputnik winkte mit seiner Astronautenmütze durch die Luft, um sich Ruhe zu verschaffen. »Kinder«, rief er, »der Feind schläft nicht. Wenn sie uns auf die Schliche gekommen sind, werden sie wie ein Rudel Wölfe nach Rache brüllen. Ich bin für doppelte

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