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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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die zwei nagelneuen Druckmaschinen, von denen die eine so hoch und so breit wie eine Geschirrspülmaschine war und die andere nicht größer als ein mittlerer Schreibtisch.
    Hugo Stielicke und Otto Kroll hielten sich mit Kaffee auf den Beinen. Sie hatten davon schon so viel getrunken, daß man darin hätte surfen können. Ekke mit seinen schwarzen Schmalzlocken zerkaute schachtelweise Streichhölzer zwischen den Zähnen, und Pauke, der »Spezialist für Druck-Erzeugnisse aller Art«, schwor gemeinsam mit dem dicken Sperling auf frischen Zitronensaft. Die paar Stunden Schlaf auf den harten Matratzen der schmalen Metallbetten wurden immer kürzer, und kürzer wurden auch die Pausen im »Club«.
    Sie unterbrachen ihre Arbeit nur, um schnell irgend etwas zu essen, und ihre Gespräche dabei hatten Löcher. Eigentlich saßen sie sich nur stumm gegenüber. Ihr Schweigen versteifte sich immer mehr, so wie Wasser zu Eis gefriert. Gelegentlich versicherten sie sich gegenseitig, daß dieses Abenteuer, auf das sie sich eingelassen hatten, nur zu ihrem Vorteil ausgehen könne. Aber selbst so gerissene und kaltschnäuzige Füchse wie Hugo Stielicke und Otto Kroll waren insgeheim besorgt und ungeduldig. Ein paar Jahre Knast waren keine Aussicht, die gesprächig machte.
    Zwischendurch hatte immer wieder einmal das Funkgerät gepiepst, und dann war die verrauchte, unverwechselbare Stimme zu hören gewesen. Wie denn die Aktien so stünden, wollte sie wissen, und wie weit man inzwischen gekommen sei.
    Auch heute meldete sich der »Mandarin«, und zwar ungewöhnlich früh.
    »Alles programmgemäß«, antwortete Sperling auf die immer gleichen Fragen. »Unsere Scheine sind echter als die echten und richtig zum Verlieben, Chef. Aber eine Mordsschinderei ist es schon. Die Zeit ist wahnsinnig knapp...«
    »Klebt euch kein Bonbon ans Hemd«, unterbrach ihn die tiefe Baßstimme. »Für ein sorgenfreies Leben unter Palmen kann man doch mal ein paar Tage und Nächte seine Knochen rotieren lassen, oder? Ich lieg’ auch nicht auf der faulen Haut, falls ihr so was glauben solltet.« Es klang jetzt so, als ob ein Nilpferd schnaubte. »Ihr habt ja keine Ahnung, was es heißt, allein die Verteiler aufzutreiben, die ihren Anteil schon bei der Übernahme auf den Tisch blättern müssen. Da muß man höllisch aufpassen, daß uns keiner übers Ohr haut. Ganz abgesehen...«
    »Aber wir wollen doch nicht meckern, Chef«, warf der dicke Sperling ein.
    »Hätte ja auch noch gefehlt.« Die Stimme brummte besänftigt. »Übrigens eine Neuigkeit, die nicht so gut ist: Einer der Gäste in der Pension Flora hat sich an deine Visage erinnert, Sperling, und dich auf einem Polizeifoto als den Mann identifiziert, der unseren Freund Stielicke abgeholt hat. Kann sein, daß bereits eine Fahndung nach dir läuft. Aber sie werden ja nicht ausgerechnet hier in diesem Nest nach dir suchen. Also kein Grund zur Aufregung, das ist kein Beinbruch. Und jetzt eine Neuigkeit, die sich besser anhört.« Der »Mandarin« machte eine Pause, vermutlich, um wieder einmal an seiner Zigarre zu ziehen. »Ich brauche eure Fotos für die falschen Pässe. Dafür solltest du dir einen Bart unter die Nase kleben und möglichst auch einen aufs Kinn. Hat es dir die Sprache verschlagen?«
    »Diese Fahndung nach mir, Chef«, meinte Sperling. »Das ist doch ein ziemlich dicker Hund.«
    »Bah, wir sind hier so sicher wie auf dem Mond.«
    »Hoffen wir’s.«
    »Und die Fasse werden so wasserdicht wie eure Hundertmarkscheine«, ließ sich die verrauchte Stimme weiter hören. »Macht die Fotos möglichst gleich, es eilt. Was ihr zum Entwickeln und Kopieren braucht, habt ihr ja.«
    »Wird sofort erledigt«, erwiderte Sperling beflissen. »Wann werden Sie zum Abholen vorbeikommen, Chef?«
    »Ich kann jetzt nicht von meinem Telefon weg«, erklärte der »Mandarin«. »Du mußt mir die Bilder bringen. Es ist jetzt kurz nach sieben, sagen wir also um elf Uhr. Am besten gibst du sie beim Portier im Hotel zum Kurfürsten ab, und zwar in einem gut verschlossenen Umschlag. Schreib als Adresse >Für Dr. Proband« drauf, und leg einen von euren Hundertmarkscheinen dazu, damit ich sehe, was eure Maschinen im Augenblick so ausspuckt.«
    »Also um elf Uhr«, wiederholte Sperling. »Im Hotel zum Kurfürsten... «
    »Stopp, Kommando zurück«, unterbrach ihn die Stimme aus dem Funkgerät. »Besser doch nicht im Hotel. Da ist zuviel Betrieb, und der Brief könnte verlorengehen. Warte mal — ja — kennst du den

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