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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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soll? Oder war das Ganze bloß ein saublöder Zufall, und du hast keine Ahnung?«
    »Ihr habt nicht nur Freunde«, erwiderte der Junge mit dem Coca-Hemd hintergründig. Er blickte den Glorreichen durch seine dicken Brillengläser eine ganze Weile in die Gesichter. Dann ließ er sich wie ein müder Fahrstuhl an der Mülltonne hinuntergleiten, setzte sich auf den Boden und klammerte seine spindeldürren Arme um die genauso dünnen Beine. »Und jetzt ist endgültig Sendeschluß, kein Ton mehr.«
    »Du hast wohl noch nie ein Krankenhaus von innen gesehen?« erkundigte sich der bananenkauende Sputnik. »Kannst du haben.«
    Der Sommersprossige hörte ihn gar nicht mehr. Er hatte die Ohren wieder unter seinen Kopfhörern versteckt, die Augen zugemacht und wackelte mit dem Oberkörper im Rhythmus irgendeiner Musik.
    »Wie hart sollen wir’s ihm besorgen?« fragte Emil Langhans.
    »So hart, daß ein Zahnarzt ein paar Mäuse verdienen kann«, meinte Sputnik, der jetzt schon die dritte Banane in sich hineinmampfte.
    »Schnauze«, sagte der Boß der Glorreichen Sieben und winkte ab. Er hatte ihren Sportlehrer Herrn Fischer entdeckt, der wieder einmal ziemlich stolz seine Zehnkämpferfigur spazierenführte. Er schlenderte im blauen Trainingsanzug durch die Gruppen der Schüler und steuerte jetzt auf die Glorreichen zu.
    »Um drei im Hallenbad«, sagte er, als er sie erreicht hatte. »Ihr habt es hoffentlich nicht vergessen und haut euch mittags nicht die Bäuche voll.«
    Es ging um das Training für das Sommerfest von Bad Rittershude, bei dem die Schulen in so ziemlich allen Sportdisziplinen gegeneinander antraten. Dabei war der Höhepunkt alljährlich eine 5 X 80-m-Staffel, weil die städtischen Schwimmclubs auf eine wirklich eindrucksvolle Tradition zurückblicken konnten und schon manchen deutschen Meister hervorgebracht hatten, bei der Olympiade in München sogar den Gewinner einer Bronzemedaille. Bad Rittershude war im deutschen Schwimmsport alles andere als eine Null, und bei Wettkämpfen gab es immer ein ausverkauftes Hallenbad.
    »Trainieren die Maxen zur selben Zeit?« fragte Paul Nachtigall den sportlichen jungen Mann im blauen Trainingsanzug.
    »Eine Stunde vor uns«, antwortete der Turnlehrer. »Ich hab’ mich mit dem Kollegen der Maximilianschule geeinigt. Eigentlich wollten wir ja ins Freibad, aber da krabbelt es heute durcheinander wie in einem Ameisenhaufen. Also bis drei, und seid pünktlich!«
    »Auf die Minute«, versprach der Boß der Glorreichen Sieben. Erwartete noch, bis Herr Fischerzwischen den anderen Schülern wieder im Hof verschwunden war. Dann hob er mit seinem leicht gekrümmten Zeigefinger dem sommersprossigen Honeyboy die Kopfhörer von den Ohren. »Sammle ganz schnell deine Knochen zusammen und verdufte, oder es passiert doch noch was.«
    »Was kann mir von euch schon viel passieren?« sagte das Coca-Shirt und rappelte sich auf seine Rollschuhe.
    Sputnik kickte eine Wolke Kieselsteine hinter ihm her. »Nicht mal Phantasie hat diese Krähe.«

Zwei Männer tauchen spurlos unter

    Etwa um dieselbe Zeit, als sich in Bad Rittershude die Glorreichen Sieben eine Viertelstunde vor Unterrichtsbeginn im Schulhof des Prinz-Ludwig-Gymnasiums verabredet hatten, läutete im Berliner Polizeirevier 31 das Telefon neben Kriminalkommissar Jaschecks Ellbogen.
    Hier war von einer Hitzewelle nichts zu spüren.
    Eine dunkle Wolkendecke hing dicht über der Stadt, und bestimmt war der Funkturm eingenebelt. Seit einer Stunde regnete es. Die Straßenbeleuchtungen brannten.
    Kommissar Jascheck war genau vier Stunden im Bett gewesen. Die übrige Nacht hatte er sich beim Sechstagerennen um die Ohren schlagen müssen, weil angeblich falsche Dollarnoten in den Fahrerboxen gehandelt wurden. Aber der Tip hatte sich als Niete entpuppt, und er war wieder einmal für nichts und wieder nichts um seine verdiente Nachtruhe gebracht worden.
    »Mein Traum wäre eine Vierzigstundenwoche«, murmelte er.
    Das Telefon klingelte schon zum drittenmal.
    Herr Jascheck hatte sich eine Zigarette angezündet und genehmigte sich jetzt noch einen Schluck von dem lauwarmen Automatenkaffee.
    Dann nahm er endlich den Hörer ab.
    »Aus Frankfurt das Sonderdezernat K 1«, sagte das Fräulein von der Telefonzentrale. »Ein Herr Havelstein möchte Sie sprechen.«
    Der Kommissar war mit einem Schlag wie elektrisiert. »Verbinden Sie mich.« Er nahm noch schnell einen Zug aus seiner Zigarette.
    »Hier Havelstein«, meldete sich eine männliche

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