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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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blieb stehen und drehte sich zu Karlchen Kubatz herum. »Du bist mit allen Wassern gewaschen, mein Lieber.«
    »Was bleibt einem Schüler anderes übrig«, entgegnete der Sohn des Chefredakteurs der Bad Rittershuder Nachrichten bescheiden.

    In der nächsten Stunde unterrichtete Dr. Wagemann die 9 b in Botanik. Sie erfuhr, daß die Sonnenblume höchstwahrscheinlich aus Mexiko stammt und daß sie gleichzeitig zu den Zier- und Nutzpflanzen gezählt wird. Letzteres, weil man Speiseöl aus ihr gewinnen kann.
    Mit dem Klingeln zur großen Pause schwärmten die Glorreichen Sieben dann zur Jagd auf den sommersprossigen Honeyboy aus.
    So wie er es angekündigt hatte, kriegte ihn Emil Langhans zu fassen, als er auf seinen Rollschuhen über die Treppe zum Erdgeschoß und auf die Straße hüpfen wollte. Angeblich, um sich im gegenüberliegenden Kiosk Kaugummi zu besorgen. Aber viel wahrscheinlicher war, daß er geahnt hatte, was ihm bevorstand, und daß er sich bis zum Beginn der nächsten Unterrichtsstunde klammheimlich aus dem Staub machen wollte.
    Der Lange schleuste ihn durch die Schüler im Hof zu den abgestellten Fahrrädern und den Mülltonnen. Beinahe gleichzeitig tauchten dort auch die restlichen Glorreichen auf, natürlich ohne Fritz Treutlein. Sie nahmen den Burschen in ihre Mitte und schotteten ihn ab.
    Der Rothaarige war kalt wie ein Eis am Stiel und rotzfrech. Er lümmelte sich an eine der Blechtonnen und guckte gelangweilt durch seine dicke Brille. Auf sein T-Shirt mit der Coca-Cola-Reklame waren rundherum Palmen und eine knallgelbe Sonne gedruckt, die über einem angedeuteten Strand am Himmel hing.
    »So, du aufgeblasener Ochsenfrosch«, begann der Boß, »daß du wie ein hungriger Köter hinter uns herspionierst, ist so klar wie Suppenbrühe. Und genauso klar ist, daß du das im Auftrag der Maxen gemacht hast.« Er kam einen Schritt näher auf den Sommersprossigen zu. »Aber du gehst hier bei uns in die Schule, und deshalb bist du ein ziemlich armseliger und eiskalter Verräter Capisco? Deine Lage ist belämmert, und du kannst sie nur verbessern, wenn du jetzt ganz schnell deine Klappe aufmachst.«
    Der Honeyboy verzog keine Miene und blinzelte weiterhin gelangweilt durch seine Brille. Manchmal tippte er mit einem seiner Rollschuhe über den Boden. Dann bewegte sich eines der kleinen Räder und surrte für einen kurzen Augenblick wie eine elektrische Nähmaschine.
    Das Verhör war auf dem besten Weg, total im Eimer zu landen. Zuerst schaltete der Kerl nicht einmal seinen Walkman ab. Emil Langhans mußte ihm die Kopfhörer von den Ohren ziehen. »Eigentlich solltest du wissen, mit wem du’s zu tun hast.«
    »Von wegen Verräter und ähnlichem Quatsch«, nörgelte der Sommersprossige schließlich, »da kichern ja sämtliche Großmütter. Mein Bruder geht in die Maximilianschule, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich auch dort bin. Im übrigen ist eine Penne so mies wie die andere.« Er schnüffelte und zog die Nase hoch. »Kommt mir bloß nicht mit so ‘nem Zeug wie Verrat, Treue oder anderen gigantischen Opern. Oder könnte es sein, daß ihr ganz klitzekleine Nazis seid?« Er nahm jetzt seine Brille mit den dicken Gläsern von der Nase, fummelte an ihr herum und setzte sie wieder auf. »Für die Entfernung brauch’ ich sie nicht, aber in der Nähe streiken meine Pupillen. Und ich will euch doch ganz genau besichtigen.«
    Sputnik biß in eine Banane und sprach mit vollem Mund: »Fast schade, daß wir so ein schnuckliges Kerlchen demolieren müssen. Wenn du nicht gleich deine Schnauze aufmachst, ist es soweit.«
    »Ein Indianer kennt keinen Schmerz«, sagte der Rothaarige und grinste. »Im übrigen verlange ich meinen Anwalt. Ohne Anwalt läuft nichts mehr.«
    »Du hast mich beim Fotografieren beobachtet«, versuchte Karlchen Kubatz unbeirrt sein Glück. »Und das hast du den Maxen in ihre Lauscher geflüstert. Ist doch nichts dabei, wenn du das zugibst.«
    Der Honeyboy guckte ein Riesenloch in den Himmel und schwieg sich aus.
    Jetzt verschränkte Karlchen die Arme, und seine Stimme wurde härter. »Was haben die Maxen mit meinem Film vor? Beziehungsweise mit den Fotos, die sie in jeder Drogerie von ihm kopieren lassen können?«
    »Kann ich mir wieder meine Kopfhörer auf setzen?« fragte der spindeldürre Junge höflich. »Ich langweile mich.«
    »Im Mittelalter hat man so was wie dich gerädert oder gevierteilt«, stieß der Blumen-Mani hervor. »Woher hast du überhaupt gewußt, daß ich Sitzenbleiben

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