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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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bitten?« fragte er.
    »Wildenbusch ist für seine Stammkunden immer am Ball«, meinte der Kioskbesitzer und lachte wieder. »Fast immer.«
    Fritz Treutlein schilderte, was sich mit den Maxen zugetragen hatte, nur flüchtig und ungenau. Aber schließlich mußte er doch damit herausrücken, weshalb er hier herumspionierte.
    Herr Wildenbusch hörte aufmerksam zu, pustete gelegentlich eine Zigarrenrauchwolke gegen die Windschutzscheibe und drehte sich zwischendurch auch einmal um. »Ganz ruhig, Benno.« Auf dem weichen Polster des Rücksitzes hatte sich sein hellbrauner Siamkater bewegt und schnurrte jetzt leise. Vermutlich war er beim Vorsichhindösen gestört worden.
    »Die Glorreichen Sieben spielen also wieder einmal Detektiv«, bemerkte der Zeitungskioskbesitzer schließlich, schmunzelte und fügte im selben Atemzug hinzu: »Zieh den Kopf ein, wir fahren los.«
    Fritz Treutlein ließ sich so tief in den Wagen gleiten, daß er von draußen nicht mehr zu sehen war. Gleichzeitig setzte Herr Wildenbusch seinen nachtblauen Schlitten in Bewegung. Er rollte direkt in die Rotwiesenstraße hinein. »Nummer zehn«, sagte er nach einer Weile. »Nummer zwölf — jetzt vierzehn — sechzehn — « Der Wagen wippte leicht und blieb im Schatten eines Baumes stehen. »Da drüben sehe ich die Nummer achtzehn«, berichtete der Kioskbesitzer weiter. »Auch ein Doppelhaus, und der Zaun ist selbst für die dämlichsten Einbrecher kein Problem.« Er kicherte.
    »Wir wollen doch nicht einbrechen, Herr Wildenbusch«, flüsterte Fritz Treutlein. Er kauerte inzwischen vor seinem Polstersitz wie ein zusammengerolltes Kaninchen auf dem Boden.
    »Aber ihr habt keine Ahnung, ob es vielleicht Eltern gibt oder eine Großmutter, die während des ganzen Tages zu Hause sind«, gab Herr Wildenbusch zu bedenken. »Könnte auch sein, daß Ullis Mutter kaum die Wohnung verläßt, weil sie für andere Leute in Heimarbeit die Wäsche bügelt. Was dann?«
    »Es wäre schon gut zu wissen, mit wem man unter Umständen rechnen muß«, gab der Friseurlehrling zu.
    Der Kioskbesitzer stellte den Motor ab. »Halte dich bedeckt, mein Sohn, das haben wir gleich.«
    »Aber, Herr Wildenbusch...«
    Fritz Treutlein sah nur noch, wie sich die Beine des Kioskbesitzers in Bewegung setzten. Dann ging drüben die breite Wagentür auf und schloß sich wieder.
    Fritz Treutlein zögerte einen Augenblick. Doch nach ein paar Sekunden richtete er sich vorsichtig auf. Allerdings nur so weit, daß seine Augen über die Armaturen hinweg und am Scheibenwischer vorbei durch die Scheibe linsen konnten.
    Was er sah, ließ sein Rückenmark zu Eis gefrieren — trotz der Hitze.
    Herr Wildenbusch öffnete auf der anderen Straßenseite vor der Nummer 18 die niedrige Gartentür, ging ganz unbekümmert auf das Haus zu und klingelte.
    Schon im nächsten Augenblick konnte es passieren, daß Ulli Buchholz auf der Bildfläche erschien.
    Fritz Treutlein zog erneut den Kopf ein und ging auf totale Tauchstation. Und das mußte den Kater aufgeschreckt haben. Er ließ ein leises Schnurren hören. Dann sprang er mit einem eleganten Satz auf die dick gepolsterte Rückenlehne und äugte neugierig nach draußen. So vergingen zwei oder drei Minuten, in denen sich der Friseurlehrling von seinem ersten Schreck wieder erholte. Er fand, daß er jetzt lange genug auf die Fußpedale und den Schalthebel gestarrt hatte, kam langsam immer höher und konnte schließlich, am Lenkrad vorbei, beobachten, wie der breitschultrige Kioskbesitzer immer noch vor der Haustür von Nummer 18 stand. Dort hatte sich noch nichts gerührt. Herr Wildenbusch blickte zu den Fenstern und ging dann zur Straße zurück, um sich dem Nebenhaus zuzuwenden. Als er dort gerade läuten wollte, kam ein älterer Postbote angeradelt. Wildenbusch drehte sich um und rief irgend etwas zu dem Mann hinüber. Danach ging er auf ihn zu, und nun standen die beiden nebeneinander und unterhielten sich. Sie schienen sich blendend zu verstehen. Schon nach ein paar Worten lachten sie. Dabei zeigte der Postbeamte mit dem Kopf zu dem einen oder anderen Haus nach links oder nach rechts, und der Kioskbesitzer blickte dann jedesmal in die angedeutete Richtung. Herr Wildenbusch holte eine von seinen langen Zigarren heraus, und der Briefträger steckte sie behutsam in seine Hemdentasche. Daraufhin gaben sich die beiden Männer die Hand. Der eine schob sein Fahrrad zum nächsten Briefkasten, und der andere ging über die Straße zu seinem geparkten Wagen.
    Fritz

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