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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Treutlein scheinheilig. »Beim letzten Fasching hab’ ich am laufenden Band Bärte fabriziert. Russische, arabische, chinesische, was du willst. Ein falscher Bart wäre bei meiner Berufserfahrung kein Problem.«
    »Und meine Großmutter kann am hohen Reck die Riesenfelge«, witzelte Karlchen Kubatz.
    »Hört auf mit dem Quatsch«, sagte Paul Nachtigall und schlug für das Katasteramt Emil Langhans und Manuel Kohl vor. »Einzeln würde man euch vermutlich nicht ernst nehmen, aber zu zweit geht es vielleicht.«
    Der Lange revanchierte sich postwendend. »Aus demselben Grund empfehle ich, daß unser Boß gemeinsam mit Hans Pigge in der Einwohnermeldestelle herumschnüffelt.«
    Man griente, und wer es noch nicht getan hatte, trank jetzt sein Glas leer. t
    »Das kann ja heiter werden«, nuschelte Karlchen Kubatz. Daß er und Sputnik im Archiv der Bad Rittershuder Nachrichten aufkreuzen sollten, war sonnenklar und mußte nicht erst lange beraten werden.
    »Gegen vierzehn Uhr treffen wir uns hier wieder«, verkündete Paul Nachtigall. »Ich hoffe, daß wir dann klüger sind.«
    Schon kurz danach schoben und drängelten sie sich durch die immer noch total überfüllte Milchbar ins Freie, schnappten sich ihre Fahrräder und verteilten sich über die Stadt.

    Bei den Bad Rittershuder Nachrichten ging’s um diese Zeit so aufregend zu wie bei einem Kaffeekränzchen älterer Damen. Vielleicht war bei der Redaktionskonferenz mehr los. Aber die tagte hinter verschlossenen Türen.
    Fräulein Finkbeiner strickte im Vorzimmer des Chefredakteurs an einem dicken Pulli für den Winterurlaub, nahm zwischendurch einen Zug aus ihrer Zigarette und hütete im übrigen die zwei Telefonapparate auf ihrem Schreibtisch. Der Fernschreiber summte vor sich hin, aber er dachte nicht daran, zu ticken und irgend etwas auszuspucken.
    »Ich wollte gerade damit anfangen, mich zu langweilen«, sagte die Sekretärin, als die beiden Jungen bei ihr aufkreuzten. »Aber falls du Sehnsucht nach deinem Vater hast, muß ich dich leider enttäuschen, er grübelt gerade mit seinen Redakteuren über die morgige Ausgabe nach.«
    »Danke, wir haben zusammen gefrühstückt«, meinte Karlchen Kubatz. »Noch hält sich der Trennungsschmerz in Grenzen. Das ist übrigens mein Freund Otto Hugendubel, wenn ich vorstellen darf.«
    Fräulein Finkbeiner und Sputnik versicherten sich gegenseitig, daß es angenehm sei, sich kennenzulernen. Anschließend ging Karlchen direkt auf sein Ziel los und erklärte, weshalb er gekommen war.
    Fräulein Finkbeiner hörte zu, während sie weiterstrickte und auch wieder einmal an ihrer Zigarette zog. »Für das Archiv ist Herr Hessling zuständig«, sagte sie dann und griff bereits nach dem Telefonhörer. »Ich melde euch an.« Sie schmunzelte. »Bestimmt habt ihr es eilig, laßt euch also nicht aufhalten.«
    Die beiden grinsten dankbar und stiefelten los.
    Das Archiv war ein ziemlich großer, aber niedriger Raum im Kellergeschoß, mit Regalen an den Wänden, die bis unter die Decke mit Akten vollgestopft waren.
    Herr Hessling hatte einen rötlichen Kinnbart, trug eine Nickelbrille und war etwa dreißig. »Fräulein Finkbeiner hat euch schon angekündigt. Womit kann ich dienen?« Immerhin war Karlchen der Sohn seines Chefs, und er wollte keinen schlechten Eindruck machen.
    Karlchen erzählte seine Geschichte zum zweitenmal, und auch Herr Hessling hörte geduldig zu. Allerdings wurde sein Gesicht dabei immer länger, und als Karlchen schließlich schwieg, schüttelte er den Kopf. »Könnt ihr mich nichts Leichteres fragen?« Er zuckte jetzt auch noch mit den Schultern. »Ein verfallenes Haus im Wald, das ist vielleicht ein Ei. Unter welchem Buchstaben soll ich da suchen, um Himmels willen?«
    Da kam Redakteur Hildesheimer hereingefegt. »Wir brauchen schnellstens noch ein neueres Bild des Herzogs von Edinburgh und den Bericht der Times vo n der Krönung 1953, aber dalli, wenn ich bitten darf.«
    »Seht ihr, das sind Bestellungen, mit denen ich was anfangen kann«, sagte Herr Hessling und flitzte los. »Aber irgendwelche alten Häuser, wo gibt’s denn so was...«
    »Hallo, Karlchen«, sagte der Redakteur, »was willst du denn hier?«
    Kubatz junior erzählte jetzt bereits zum drittenmal seine Geschichte.
    »Au Backe«, meinte Herr Hildesheimer, »das ist allerdings ein harter Brocken und so gut wie aussichtslos. Tut mir leid, daß ich euch nicht helfen kann.«
    Mittlerweile kam Herr Hessling zurück. »Das ist das letzte Bild vom Herzog, keine

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