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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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nichts, was ungewöhnlich erschien.
    Primus wollte gerade wieder zum Wald zurückfliegen, als plötzlich die Tür aufging. Fast wäre ihm das Herz stehengeblieben! Wie von der Tarantel gestochen bog er um die nächste Mauerecke, wo er in einem kleinen Kräuterbeet landete. Er presste seine Flügel an die Wand und schielte um die Hausecke. Fröhlich summend lief eine junge Frau mit silberweißen langen Haaren durch den Garten und tänzelte auf das Gemüsebeet zu. Sie trug viel zu große Filzschlappen und ein langes ärmelloses Sommerkleid. Primus klappte der Kiefer runter.
    »Das ist ja die Wahnsinnige von gestern Nacht«, flüsterte er. »Der Schlag mit der Schneeschaufel kann ja nicht allzu schlimm gewesen sein, so vergnügt, wie die heute schon wieder durch den Garten hüpft.«
    Miss Plim bückte sich und schnitt mit einer Schere ein wenig Schnittlauch ab. Dann huschte sie wieder zum Haus zurück. Primus wandte sich dem Kräuterbeet zu. Was sollte er jetzt wohl machen? Er blickte grübelnd und mit leeren Augen auf ein kleines Schild, das vor ihm in der Erde steckte. Nach einer Weile verschärfte sich sein Blick, wobei er lautlos die Aufschrift las – Teufelspfeffer .
    Er blickte sich um und betrachtete das Beet, in dem er gerade saß. Überall steckten Schilder mit Namen von Zauberkräutern und zu allen Seiten quoll das Zeug aus der Erde. Da gab es Drachenstängel, Geisterwurz oder Ginsterbusch. Höllendorn, Seifenklette, Riesenzahn und viele andere. Primus hob den Kopf. Nebenan waren mindestens noch sieben weitere Beete voller Zauberkräuter, die Miss Plim hinter ihrem Haus versteckt hatte. Primus flatterte über die Pflanzen und schaute sich die Namen an:
    »Dünkelblatt, Hexenfarn, Nachtfeder. Das ist ja unglaublich! Welche Art von Spielzeug stellt die eigentlich her, möchte ich wissen?«
    Mit jenem Gedanken flog er zur Eingangstür, die im oberen Bereich ein kleines vergittertes Fenster besaß. Durch dieses versuchte er ins Haus zu sehen. Doch leider konnte Primus durch das gelbe Butzenglas nur verschwommen etwas erkennen. Undeutlich zeichnete sich ein kleiner Vorraum ab, an dessen Seiten, wie ihm schien, ein paar Regale standen. Primus drückte seine Nase dichter an das Glas. An der Wand gegenüber musste sich wohl eine Tür oder zumindest so etwas wie ein Vorhang befinden. Genau konnte er es nicht sehen. Auf jeden Fall gab es dort einen Durchgang zu einem weiteren Raum, so viel stand fest. Primus ließ das Gitter los und flatterte ums Haus. Seitlich am Anbau gab es ja noch das große, runde Fenster, fiel es ihm ein. Durch dieses konnte er gewiss viel mehr erkennen.
    Wieder ging es am Garten vorbei. Primus freute sich mächtig, als er auf dem Fensterbrett in Position ging. Tatsächlich hatte er von hier aus einen ausgezeichneten Überblick über das gesamte Innere des Ladens. Langsam ließ er seinen Blick von links nach rechts durch den Innenraum wandern. Das Haus bestand lediglich aus einem einzigen großen Zimmer, das komplett bis unter das Dach reichte. Nur gegenüber der Eingangstür war eine Trennwand eingezogen, hinter der sich wohl der kleine Vorraum befand. Genau wie er erwartet hatte, gab es in dieser Trennwand auch einen Durchgang, in dem ein dicker weinroter Vorhang hing. Wahrscheinlich war der kleine Vorraum das Verkaufszimmer, während dieser Raum hier allem Anschein nach die Werkstatt darstellte. Und eines musste man wirklich zugeben: Diese Werkstatt war in einem unglaublich vorbildlichen Zustand!
    Jeder Kunde, der sich vom Kräutersteig her dem Spielzeugladen näherte und durch das große Fenster sah, musste beim Anblick einer solchen Werkstatt sofort auf eine ausgezeichnete Qualität der Ware schließen. Der gesamte Innenraum war penibel aufgeräumt und sauber geputzt. Kein einziges Staubkörnchen war auf den Möbeln zu sehen und der Fußboden war spiegelglatt gewischt und poliert. An den Wänden hingen, fein säuberlich der Größe nach geordnet, Holzhämmer, kleine Feilen oder Stemmeisen aus blitzblankem Metall. Auf einem Tisch, vor einer schmucken Nähmaschine, lagen ausgebreitete Stoffbahnen aus prächtig funkelnder Seide. Viele Päckchen mit bunten Schleifen türmten sich neben einem Sessel, in dem Miss Plim saß und lächelnd in einem Buch las. Jauchzende Kinderherzen war der Titel.
    »Das ist ja ein rührender Anblick«, sagte Primus abfällig. »Und so schön aufgeräumt hat sie, die nette Miss Plim. Gestern jagt sie mich noch hupend auf ihrem stinkenden Motorbesen durch den Wald und

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