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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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Primus zu. Wer mochte das sein? – schoss es ihm durch den Kopf. Primus blickte über die Schulter zum Turm. Der alte Mann war verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Sofort schaute Primus zurück nach Süden und bemerkte, dass der hüpfende Narr schon sehr viel näher gekommen war. Eines wurde ihm plötzlich klar: Wer auch immer das war, dieses Kerlchen verhieß mit Sicherheit nichts Gutes!
    Gespenstisch wirbelten die dünnen Beinchen herum, wenn der kleine Wicht in hohem Bogen durch die Luft sprang. Alles an ihm war schmutzig und zerschlissen. Er trug braune Strumpfhosen, spitze Stoffschuhe und ein altes, dreckiges Hemd. An seinem Wams hing eine Kappe, an der zwei lange, krumm abstehende Zipfel mit Messingglöckchen baumelten. Doch solche Glöckchen hingen auch an einem Strick, den der Bursche als Gürtel um den Bauch gewickelt hatte. Primus wich zurück. Mit feurigen Augen und gelben Zähnen grinste der Kleine ihn an. Primus wollte weglaufen, aber seine Füße waren mit einem Mal so schwer, dass er sich kaum noch von der Stelle bewegen konnte. Immer näher kam der Narr und immer böser wirkte sein Gesicht. In Panik schaute Primus sich um, doch da stand der Narr auch schon hinter ihm. Entsetzt blickte er in das weiß geschminkte Gesicht, das zu einer grinsenden Fratze verzerrt war. Mit seinen dürren Fingern griff er nach Primus und packte ihn an den Schultern. Dieser setzte zu einem gellenden Aufschrei an und riss die Augen auf.
    Aber damit wurde es nicht besser! Denn das Erste, was er nach seinem Erwachen sah, war Bucklewhees aufgerissener Schnabel:
    »Aaaaauuuufstehen!«, brüllte er Primus ins Gesicht.
    Dem blieb vor Schreck die Luft weg. Er wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah. Ängstlich schaute er sich zu allen Seiten um, wobei er mit Erleichterung feststellte nur geträumt zu haben.
    Dann kam er langsam wieder zu Atem. Er strich sich die schweißnassen Haare aus dem Gesicht und blickte abwesend auf sein Kopfkissen. Was zum Kuckuck war denn das? Saß dort etwa Bucklewhee? Tatsächlich, nicht zu fassen! Und der Vogel grinste ihn auch noch an.
    »Darf ich fragen, was du hier in meinem Bett machst?«, rief er. »Raus mit dir, aber sofort!«
    Er packte das Kopfkissen und schüttelte es aus. Gackernd sprang Bucklewhee durchs Zimmer.
    »Wie spät ist es überhaupt?«, murrte Primus.
    Bucklewhee setzte sich auf seine Stange. »Es ist schon Mittag«, antwortete er. »Wenn du heute Nacht wieder um die Häuser fliegen willst, dann solltest du jetzt besser aufstehen und dich vielleicht später noch einmal hinlegen. Du wirst dich dann bestimmt viel besser fühlen.« Damit klappte das Scherengitter ein und Bucklewhee verschwand im Uhrenkasten.
    Primus rieb sich die Augen. »Na, das hat mir gerade noch gefehlt«, brummte er. »Jetzt umsorgt er mich auch noch.«
    In diesem Moment sprang die Klappe ein zweites Mal auf. Lässig lehnte sich Bucklewhee über die Kante und zwinkerte mit den Augen. »Ich weiß übrigens etwas«, sagte er wichtigtuerisch.
    »Kann nicht mehr lange dauern, dann weiß ich es auch«, murmelte Primus.
    »Der Zauberzirkel ist da«, kam es wie erwartet. »Die Zeitung liegt unten auf dem Komposthaufen.«
    »Ach ja?« Primus sprang aus dem Bett, verwandelte sich und flog ins Kaminzimmer. »Fürwahr«, rief er, als er aus dem Fenster sah. »Und ein Wetterchen ist das heute wieder einmal.«
    Er segelte zum Komposthaufen. Im Flug schnappte er sich die Zeitung und kehrte sofort wieder ins Kaminzimmer zurück. Nachdem er alle Fenster im Raum aufgeklappt hatte, schnaufte er tief durch. Daraufhin schaute er noch einmal in den Garten.
    »Wo ist denn Snigg geblieben?«, rief er zu Bucklewhee hinauf.
    »Wahrscheinlich auf Futtersuche«, kam es von oben zurück.
    Primus nickte und ging zum Sessel vor dem Kamin. Er lümmelte sich entspannt hinein, legte die Füße auf den Tisch und fing an in der Zeitung zu blättern.
    Erfolgreiche Vampirfalle in Klettenheim stand auf der Titelseite.
    »Also, wenn die mit dem Vampir etwa mich meinen, dann war die Falle alles andere als erfolgreich.«
    Sichtlich amüsiert las er den Artikel. Darin wurde er als furchterregender, riesig großer, geflügelter Blutsauger beschrieben, den die Klettenheimer mit einer streng geheimen Erfindung verscheucht hatten.
    »Streng geheime Erfindung, dass ich nicht lache! Das war eine lächerliche Schneeschaufel und sonst nichts.«
    Er blätterte weiter. Der Zauberzirkel war diesmal besonders dick und prall gefüllt mit interessanten

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