Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
wird der nicht sonderlich erfreut sein, uns hier zu finden.«
»Wer …?«, fing Bucklewhee an.
»Pssst«, zischte Primus, »keinen Laut mehr. Der darf uns nicht bemerken.«
Bucklewhee schloss seinen Schnabel. Mit großen Augen schaute er zu Primus auf und nickte folgsam. Dann zog er den Kopf ein.
Die Geräusche waren nun ganz deutlich zu hören. Ein Ast zerbrach, Blätter knisterten und raschelnd bog sich das Gras. Es bestand kein Zweifel: Irgendjemand ging über die Wiese und kam auf sie zu.
Die drei rückten ganz nah zusammen. Sie kauerten sich unter das Fenster und verhielten sich mucksmäuschenstill. Was sollten sie machen, wenn diese Gestalt gleich zur Tür hereinkommen würde?!
Plim tippte Primus auf die Schulter. Sie hob den Daumen und deutete zum Fenster hinaus. Vielleicht wäre es ja besser, sie würden sich draußen verstecken, wollte sie sagen. Dort könnten sie sich immerhin zu allen Seiten aus dem Staub machen. Doch Primus schüttelte den Kopf. Sie durften jetzt auf gar keinen Fall hinaus. Er wedelte warnend mit der Hand und hielt Plim zurück. Denn die Schritte waren plötzlich nicht mehr zu hören.
Plim erstarrte. Für kurze Zeit herrschte absolute Stille. Es war, als würde jeder der Anwesenden warten und horchen – besonders die Gestalt draußen im Gras!
Eine Spannung lag in der Luft.
Wenig später setzte das Geräusch der Schritte wieder ein, langsam und schleichend, wohlgemerkt. Allerdings bewegte sich der geheimnisvolle Besucher nun nicht mehr auf die Haustür zu, sondern steuerte genau dorthin, wo Primus, Plim und Bucklewhee sich befanden.
Es war eine Art Tapsen, unregelmäßig und schnell. Das Geräusch hörte sich an, als würde jemand zwischen zwei Schritten immer wieder kurz stehen bleiben. Wer immer das da draußen auch sein mochte, dachte sich Primus, eines war sicher: Diese Gestalt lief eindeutig auf vier Beinen durchs Land.
Die Schritte passierten jetzt das vordere Zimmer, bewegten sich um den Baumstumpf herum und näherten sich schließlich ganz still und leise dem Fenster, unter dem die drei sich versteckt hielten. Diese wagten inzwischen kaum mehr zu atmen. Eng aneinandergepresst saßen sie da und harrten aus.
Dann aber sahen sie ihn.
Zuerst war es nur ein Schatten im Mondlicht. Lang und dünn, mit spitzen Ohren und Furcht einflößenden Hörnern. Doch sollte dieser Schatten gleich deutliche Formen annehmen. Denn schon im nächsten Moment spürte Plim seinen Atem im Nacken und der Kopf schob sich langsam zum Fenster hinein.
Primus und Plim stellen sich die Haare auf. Das Blut schien ihnen zu gefrieren, als der Bergteufel nur wenige Handbreit über ihre Köpfe hinwegblickte. Sie erkannten einen Umriss, einen länglichen Kopf mit struppigem Bart. Lauernd drehte sich dieser zur Seite. Er schaute misstrauisch durchs Zimmer und stieß ein mürrisches Brummen aus. Fast schien es, als würde er ahnen, dass sich noch jemand hier aufhielt.
Starr blickte Primus zu ihm auf. Er hoffte inständig, dass dieses Vieh weiterhin geradeaus schauen und nicht zufällig nach unten sehen würde. Auch Plim erging es nicht anders. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals. Dann aber zog sich der Kopf langsam wieder zurück. Der Bergteufel trat vom Fenster weg, ging durch das Gras und entfernte sich. Allerdings nun wieder in Richtung Haustür.
Das war der richtige Moment. Sofort machten sich die drei aus dem Staub und traten die Flucht durchs Fenster an. Zuerst kam Plim an die Reihe. Mit gelupftem Kleid rutschte sie über die Brüstung und schlüpfte leise nach draußen ins Freie. Dann war Bucklewhee dran. Primus hob ihn hoch und gab ihn Plim in die Hand. Nebenan polterte es. Die Holzbretter knarrten und dumpf hallten die Schritte von den kahlen Wänden wider.
Jetzt kletterte Primus aufs Fensterbrett. Er wollte sich gerade fallen lassen, da tauchte Plim vor ihm auf und fuchtelte wild mit den Armen. Fragend schaute Primus sie an. Er hatte absolut keine Ahnung, was sie von ihm wollte. Aufgebracht zappelte sie auf der Stelle und zog eine Grimasse nach der anderen. Ganz offenbar versuchte sie ihm etwas mitzuteilen. Aber was?!
Er sah sie hilflos an.
Verzweifelt verdrehte Plim ihre Augen. Dann zeichnete sie mit dem Finger etwas in die Luft – eine Art Rechteck. Dabei formte sie mit dem Mund immer wieder zwei Silben und nickte.
Endlich hatte Primus begriffen. Er fuhr herum und blickte fiebernd durchs Zimmer. Neben dem Sessel stand ihre Handtasche!
Zum Kuckuck, dachte sich Primus, wieso musste er
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