Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
Nase.
Schnell schnippte Primus mit den Fingern.
»Wir nehmen das Angebot an«, sagte er. »Und natürlich fühlen wir uns sehr geehrt, dass wir in diesen Wänden hier Herberge finden. Richte deinem Herrn deshalb unseren besten Dank dafür aus.«
Ruckartig drehte der Narr seinen Kopf. »Ach tatsächlich?«, entfuhr es ihm. »Wie schön aber auch. Mein Herr wird hocherfreut sein, das zu hören.« Sogleich ließ er von Plim ab und kroch auf seinen Platz zurück. »Gleich morgen bei Sonnenaufgang wird die Suche beginnen«, verkündete er. »Ich kann es kaum erwarten. Wir werden so lange nicht ruhen, bis wir dieses Buch gefunden haben.« Nach dieser Ansprache griff er sich ein Hühnerbeinchen und begann triumphierend, daran zu nagen.
Doch nun war Primus an der Reihe. Er gab sich ebenso gelassen wie der Narr und fing ein Gespräch an. Das Ziel dabei war, ihn um den Finger zu wickeln.
»Ich bin sicher, dass wir es mit deiner Unterstützung schon sehr bald finden werden«, äußerte er mit Überzeugung. »Dein Herr kann wahrlich froh sein, dass ein so findiger Helfer in seinem Dienste steht.«
Ein schallendes Lachen war die Antwort.
Der Narr wälzte sich in seinem Stuhl und strampelte mit den Beinen. »Sehr richtig«, kicherte er, wobei er den abgenagten Knochen über seine Schulter schmiss. »Ich bin meinem Herrn immer eine gute Stütze, überall und zu jeder Zeit.«
»Das glaube ich dir aufs Wort«, sagte Primus, wobei er sich insgeheim fragte, warum der Bergteufel Tannias Hütte selbst durchsuchte. Er könnte doch auch seinen Untertan, den kleinen Narren, schicken?!
Doch Primus warf nun einen weiteren Köder aus: »Die Suche wird bestimmt sehr beschwerlich werden«, fuhr er fort. »Wir werden tagelang beschäftigt sein. Ich weiß gar nicht, wie wir uns für dein Entgegenkommen erkenntlich zeigen können.«
»Erkenntlich zeigen?« Der Narr blickte ihn misstrauisch an. »Oh, welch edler Zug«, sagte er leise, »gar großzügig von Euch. Doch nein, besten Dank. Mein Herr entlohnt mich schon ausreichend.«
Soso?! – dachte sich Primus. Womit denn? Jetzt wurde es aber interessant.
Beiläufig klopfte er sich den Staub vom Frack. »Das ist ja auch nur gerecht«, sagte er, »wo er doch so einen getreuen Gehilfen hat.«
»Fürwahr, ich stehe meinem Herrn immer zu Diensten. Das weiß er genau.«
»Tatsächlich?« Primus zog ein ungläubiges Gesicht, während er sich etwas zu essen nahm. »Sicher kann man sich da aber nie sein.«
»O doch«, widersprach ihm der Narr. »Dafür hat er mir einst sogar einen Orden verliehen.«
»Einen Orden? Wie soll ich das denn verstehen?« Primus traute seinen Ohren nicht. Orden gab es doch höchstens bei der Stadtwache …
»Ihr habt ganz richtig gehört«, prahlte der Narr, »einen Orden! Diesen hat er mir von einer seiner Reisen mitgebracht, zu der ich ihn bedauerlicherweise nicht habe begleiten können.«
Er griff unter sein schmutziges Wams und holte ein Messingglöckchen hervor, das er an einem kunstvoll geflochtenen Band um den Hals trug. Mit glänzenden Augen betrachtete er das goldgelbe Metall, wie es im Kerzenlicht funkelte. Es war weitaus schöner als die anderen schäbigen Schellen, die er an seiner Mütze und an dem Strick um den Bauch trug.
»Für stets treue Dienste«, sagte er stolz, bevor er es flugs wieder unter dem Wams verschwinden ließ. Dann legte er die Beine auf den Tisch und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
Stille trat ein.
Primus biss sich auf die Zunge. Er schielte zu Plim, die wie elektrisiert neben ihm saß. Ihr Blick verriet deutlich, dass sie das Gleiche dachte wie er.
Das musste es sein!
Dieses Glöckchen musste das verzauberte Buch von Magnus Ulme sein. Es passte haargenau zu all den anderen Messinggegenständen, die Primus und Plim in Tannias Keller gefunden hatten. Primus bekam eine Gänsehaut. Die kleine Narrengestalt trug offenbar genau das um den Hals, wonach der Bergteufel schon seit Jahrhunderten suchte. Und das Beste dabei war: Er hatte es ihm auch noch selber geschenkt!
Sofort überlegte Primus, wie sie den Narren wohl dazu bewegen konnten, sein wertvollstes Stück noch einmal hervorzuholen. Sie mussten sich davon überzeugen, ob es auch wirklich das Richtige war. Doch diese Aufgabe erledigte sich wie von selbst. Denn jetzt meldete sich Bucklewhee zu Wort und erhob Einspruch.
»Ordensverleihungen müssen in jeglichem Fall staatlich beurkundet werden«, teilte er dem Narren mit, »sonst sind sie ungültig.«
Dieser nahm den
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