Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
ihm das Glöckchen wegnehmen, bevor der Bergteufel zurückkommt.«
»Wenn der nicht schon da ist«, warf Primus ein.
»Wie meinst du das? Hat der Narr nicht gesagt, dass sein geheimnisvoller Herr unterwegs ist?«
»Hm, das ist schon richtig, aber ich glaube nicht, dass man diesem Kerl trauen kann. Der Bursche gefällt mir ganz und gar nicht.«
Sie schnaubte. »Denkst du vielleicht, mir gefällt dieser Wicht? Brrrr.«
»Eben«, nickte Primus. »Und solange wir uns nicht hundertprozentig sicher sind, in der Hütte alleine zu sein, müssen wir damit rechnen, dass der Bergteufel auch hier ist. Die Frage ist bloß: wo?«
Primus und Plim spähten am Türrahmen vorbei und blickten in den düsteren Korridor.
»Das Problem ist nur, dass diese Hütte wesentlich größer ist, als es von außen den Anschein hat«, bemerkte Primus. »Ich weiß nicht, wie viele Zimmer es gibt und was uns in ihnen erwartet. Das wird ganz schön lange dauern, bis wir alles abgesucht haben.«
»Du willst jetzt aber nicht darauf hinaus, dass wir uns aufteilen sollen, oder? Das kannst du dir gleich aus dem Kopf schlagen.«
»Nein«, sagte Primus, »auf gar keinen Fall. Wir bleiben schön zusammen und passen aufeinander auf. Hier spukt es nämlich ganz gewaltig.«
»Den Eindruck habe ich auch.«
»Gut«, sagte Primus, »dann sind wir uns ja einig. Am besten, wir suchen zunächst das Erdgeschoss ab. Irgendwo da unten muss er sich aufhalten. Im Zweifelsfall verrät er sich ja ohnehin durch sein Klingeln.«
»Und was willst du dann machen?«
»Wir stellen ihm nach«, antwortete er. »Solange der Narr davon ausgeht, dass wir noch immer in unseren Zimmern sind, wird er unvorsichtig sein. Das müssen wir ausnutzen. Wir überrumpeln den Kerl, nehmen ihm das Glöckchen ab und sperren ihn ein. So kann er uns später wenigstens nicht mehr in die Quere kommen.«
»Genau«, freute sich Plim, »am besten, wir stecken dieses Scheusal gleich in dein Zimmer hier und schließen die Tür. Dann kann er ja mal sehen, wie er da wieder herauskommt.«
»So machen wir das«, bekräftigte Primus. »Los, gehen wir runter.«
Mit diesen Worten sprang Bucklewhee wieder auf die Handtasche. Er kauerte sich zusammen und zog den Kopf ein. Dann schlichen Primus und Plim auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Die Räume der Schwarzen Hütte erwarteten ihren Besuch.
Die geheime Pforte
E in gespenstisch schummriges Licht empfing sie nun in jenem Korridor, der von ihren Zimmern aus weiter zur Holztreppe führte. Die Dochte in den verstaubten Öllampen waren mittlerweile fast bis zur Gänze heruntergebrannt. Trüb und schwach glimmten ihre Flammen vor den schwarzen Wänden und versahen diese mit einem zwielichtigen orangefarbenen Schimmer. Primus und Plim huschten lautlos durch den Gang. Die beiden wagten kaum mehr zu atmen, während sie geduckt über den roten Teppich schlichen. In der Schwarzen Hütte herrschte eine allzu verdächtige Stille, wie sie sehr schnell bemerkt hatten. Nirgendwo konnten sie auch nur das leiseste Geräusch vernehmen, ja selbst das Tapsen ihrer Schritte schien völlig verschluckt zu werden. Beinahe kam es ihnen so vor, als würden sie sich ganz alleine in diesem Gebäude befinden, und genau das gefiel ihnen gar nicht.
Denn Primus und Plim war sehr wohl bewusst, dass dieser Eindruck trügerisch sein musste und dass sich mit ziemlicher Sicherheit noch jemand anderes in ihrer Nähe aufhielt. Jemand, der nichts Gutes im Schilde führte und der jeden Augenblick vor ihnen aus der Dunkelheit auftauchen konnte. Vor dem mussten sie sich tunlichst in Acht nehmen – und umso wachsamer hielten die drei fortan ihre Augen offen. Aber da gab es noch eine Kleinigkeit, die ihnen zu schaffen machte:
Primus starrte vor sich in den Flur und schärfte seinen Blick. Welcherart Zauber kam ihnen denn nun schon wieder in die Quere? Irgendwie hatte er den Eindruck, als würde der Gang nun um einiges länger sein als zuvor! Die Lichter der Öllampen reichten beinahe bis in die Unendlichkeit und die hintere Wand des Korridors konnte man nur noch vage erahnen. Vom Geländer der Treppe war in der Ferne gar nichts mehr zu sehen.
Primus und Plim beschleunigten ihre Schritte. Sie nahmen sprichwörtlich die Beine unter die Arme und flitzten, so leise sie nur konnten, den schummrigen Korridor entlang. Irgendwann musste dieser schließlich einmal ein Ende haben. So ging es weiter und weiter, vorbei an den zahllosen Öllampen und Spinnweben, doch der dunklen Holztreppe kamen sie nur
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