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Das unsagbar Gute

Das unsagbar Gute

Titel: Das unsagbar Gute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
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kommen vielleicht auch noch andere Sprachen zum Vorschein! Sehen Sie, da braucht es gar nichts Übersinnliches!«
    Margit Kaserer lächelte auf die herablassende Art Erwachsener, wenn sie unausgegorenes Kindergeplapper vernehmen.
    »Ach, Herr Dr. Nowak! Dass es mit euch Studierten immer so schwer ist! Sie sträuben sich gegen das Offensichtliche.«
    »Ich sträube mich? Nein, liebe Frau Kaserer, Sie sträuben sich! Und zwar gegen die klare Einsicht in die Fakten. Dazu nur eine Frage: Warum sollte Gott, der Ihnen doch angeblich erschienen ist, den Umweg über eine Substanz nehmen, die der Dr. Nowak in einem Kellerlabor in Dornbirn synthetisiert hat? Gott, der sprichwörtlich Allmächtige! Warum erscheint er Ihnen nicht einfach so? Ohne den Umweg über – ich wiederhole: Romuald Nowak, Kellerlabor, Dornbirn!«
    »Aber Sie wissen doch: Seine Wege sind unerforschlich.«
    Sie stand auf. »Wir werden uns nicht einigen«, sagte sie. »Darauf kommt es aber auch nicht an. Wichtig ist …«
    »… die Umkehr«, sagte er.
    »Metanoia«, sagte sie.
    Er lächelte. Sie lächelte auch.
    »Wie viel brauchen Sie denn?«, fragte er. »Wirklich zweihunderttausend?«
    »Ach woher! Mit dreißigtausend sollte es sich locker für die Fenster und eine neue Heizung ausgehen.«
    »Das Problem besteht nur darin: Ich habe keine Dreißigtausend …«
    »Aber da lag doch ein Haufen Geld auf dem Tisch, in so einer bunten Plastiktasche.«
    »Das Geld ist aber nicht da, Frau Kaserer. Als wir heimgekommen sind, hat Manfredo gedacht, seine Oma hat es in den Safe gelegt. Dort war es nicht – ich kann Ihnen den Safe zeigen, er ist leer.«
    Margit Kaserer überlegte. »Dann hat es jemand gestohlen.«
    »Es bleibt keine andere Erklärung übrig«, formulierte Romuald und wunderte sich über die eigene Umständlichkeit.
    »Wo haben Sie so viel Geld eigentlich her?«, fragte Margit Kaserer.
    »Drogen«, sagte Romuald. »Frau Leupold hat sie hier erzeugt. Unten im Keller. Davon haben die beiden auch gelebt, Manfredo und die Oma. Ecstasy, solche Sachen halt.«
    »Drogen also …«, Margit Kaserer schüttelte den Kopf, »warum hat er sie dann umgebracht?«
    »Wer wen?«
    »Der Manfredo seine Oma.«
    »Ach woher, der hat sie doch nicht umgebracht! Wieso auch? Er hat ja ganz gut davon gelebt. Sie hat das Zeug hergestellt, er hat’s in Wien verkauft …«
    Margit Kaserer schaute ihn mit großen Augen an.
    »Ja, was glauben Sie denn«, fuhr er fort, »was der Unterhaltvon so einem Kasten kostet? Ich hab die Ölrechnung vom letzten Jahr gesehen. Achttausend Euro!«
    »Achttausend … Wahnsinn!«
    »Ja, eben! Das zahlen Sie nicht einfach so von einer Professorinnenpension!«
    Schweigen breitete sich aus. Margit Kaserer setzte die achttausend Euro Heizkosten ins Verhältnis zu ihren eigenen, das konnte man ihr am Gesicht ablesen. »Dann ist ihr Tod aber sehr unangenehm für den Manfredo«, sagte sie schließlich, »schon rein finanziell, meine ich.«
    »Das können Sie laut sagen. Schon deshalb ist die Idee, dass er sie umgebracht hat, völlig …«
    »Ja, schon gut, er war es nicht. Wer aber dann?«
    »Niemand! Sie ist vom Tisch gefallen und hat sich das Genick gebrochen. Beim Glühbirnenwechseln. So hat er sie gefunden.«
    »Wieso hat er dann nicht die Polizei …?«
    Romuald deutete nach unten. »Im Keller steht ein ganzes Labor. Mit sehr verdächtigen Chemikalien. Wie soll man das der Polizei erklären?«
    »Verstehe. Und wo ist die verstorbene Frau Leupold jetzt? Auch gestohlen worden?«
    »Es wäre mir fast lieber, wenn es so wäre, das können Sie mir glauben!« Romuald schilderte nun die einzelnen Unglücksfälle, die der Unfall der Frau Dr. Leupold nach sich gezogen hatte. Er ließ nichts aus. Er kam gar nicht auf die Idee, etwas zu verschweigen. Danach fühlte er sich erschöpft. »Sie haben es auch nicht leicht«, sagte Margit Kaserer nach längerer Pause. Er breitete die Arme aus und seufzte. Es gab nichts mehr zu sagen. Sie verabschiedete sich. Er versicherte ihr, bei der nächsten Charge der Produktion an sie zu denken; die Dreißigtausend für die Renovierung müssten sich problemlos abzweigen lassen. Sie bedankte sich und ging. Romuald ließsich in den Sessel fallen, in dem sie eben noch gesessen war, und schenkte sich einen Whisky ein. Das Reden hatte ihn erschöpft, aber er fühlte sich wohl. Er hatte alles gesagt, was zu sagen war.
    Ja, er hatte alles gesagt. Besser: ausgeplaudert. Er hatte einer Person, die er kaum kannte, die

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