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Das unsagbar Gute

Das unsagbar Gute

Titel: Das unsagbar Gute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
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entspannte die Atmosphäre. Lachen, dachte Dr. Nowak, war in ihrer Lage erst einmal das Beste, was sie tun konnten.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Manfredo nach einer Weile. In seinem Gesicht stand die pure Erwartung. Dr. Nowak war erstaunt und unangenehm berührt.
    »Was soll die Frage? Du bist doch der Chef sozusagen. Ich sollte dich fragen, wie es jetzt weitergeht, nicht umgekehrt …«
    »Ach, komm, spiel nicht den Unnahbaren! Du kommst mit solchen Sachen viel besser zurecht. Ich bin ein Chaot, das weiß ich selber.«
    »Dass ich mit solchen Sachen, wie du dich auszudrücken beliebst, besser zurechtkomme, habe ich bis heute auch nicht gewusst. Und was heißt schon besser? Ich bin froh, wenn ich überhaupt irgendwie zurechtkomme. – Hast du vielleicht eine Zigarette?«
    »Ich dachte, du rauchst nicht mehr?«
    »Die Dinge haben sich geändert.«
    Manfredo verschwand im Haus und kam mit einer Packung Marlboro zurück. Er selbst rauchte, wenn es gesellschaftlich nötig war; in dem drogendurchsetzten Umfeld seiner Großkunden wäre ein Nichtraucher als verdächtiger Exzentriker aufgefallen. Wenn er nicht mehr musste, ließ er es sein, Sucht hatte er nie entwickelt.
    Dr. Nowak nahm zwei tiefe Züge, eher er weitersprach.
    »Lass uns eine Zwischenbilanz ziehen: Wir haben bis jetzt erstens zwei Leichen, deren Entsorgung zwar theoretisch geklärt, aber praktisch – seien wir ehrlich – gefährlich sein wird. Zweitens haben wir einen Erpresser am Hals, der Geld von uns will, das drittens: jemand gestohlen hat. – Hab ich was vergessen?«
    »Nein, ich denke, das wär’s ungefähr.«
    »Halt: Viertens, das hatte ich vergessen, stehen uns unangenehme Besuche ins Haus …«
    »Wen meinst du? Die Polizei?«
    »Ich bin schon fast so weit, mir zu wünschen, es wäre die Polizei, dann hätte der Wahnsinn ein Ende … aber so viel Glück haben wir nicht. Unser Freund Guttmann hat ja nicht aus privater Neugier hier herumspioniert …«
    »Jemand wird sich wundern, dass er sich nicht meldet.«
    »So ist es. Man wird ihn vermissen.«
    »Und nachschauen.«
    »Genau darauf müssen wir uns vorbereiten. Eine Alarmanlage wäre gut. Waffen. Du hast doch welche?«
    Die Frage war Manfredo sichtlich unangenehm. »Wie kommst du drauf, dass ich bewaffnet bin? Das ist doch ein blödes Klischee. Der schießwütige Drogendealer – wie im Kino. Ich bin … äh … Kaufmann.«
    Dr. Nowak lachte. »Ach ja, Kaufmann? Du bist ein Verbrecher, und das weißt du. Und ich, wenn dich das beruhigt, bin es auch. Das ist die Sachlage. Also, frei heraus: Hast du was Geeignetes?«
    »Ja, Herrgott noch mal! Eine Glock.«
    »Illegal?«
    »Aber geh! Ich bin einfach auf die BH und hab einen Waffenpass beantragt. Begründung: Ich handle mit Amphetaminen, das ist ein rauher Markt, da muss ich mich schützen, das haben die gleich eingesehen und mich beim Kauf beraten …«
    »Mach du nur Witze! Wo ist die Pistole?«
    »Hier.«
    Manfredo hatte sie in der Hand. Woher sie kam, konnte Dr.  Nowak nicht einschätzen. Manfredo hielt das graue Ding mit der Mündung nach unten, es sah wie eine Verlängerung seiner Hand aus, eine Art Prothese, angepasst und lang gewohnt. Dr. Nowak war beeindruckt.
    »Kannst du damit umgehen?«
    »Einigermaßen.«
    »Das ist schön. Bleibt die Alarmanlage … das sollte ein Fachmann installieren …«
    »Davon rate ich ab.« Manfredo gestikulierte mit der anderen, linken, die Waffenhand blieb zum Boden gerichtet. »Stell dir vor, er schaut zufällig in eine der Kühltruhen.«
    »Er wäre irritiert.«
    »Mindestens. Und vergiss nicht das Misstrauen, das ihn sowieso schon beim Anblick des Labors befallen hat!«
    »Du hast recht, das können wir nicht riskieren. Andererseits … ich glaube nicht, dass diese Leute hier mitten in der Nacht aufkreuzen. Wenn die was regeln wollen, kommen sie am hellen Tag, wenn es geht, in einer Verkleidung …«
    »Als Paketdienst?«
    »Zum Beispiel. Die klingeln ganz normal an der Tür. Vielleicht geht einer hintenrum.«
    »Na schön, wir werden die Hintertür durch einen schweren Riegel sichern. Dazu brauchen wir keinen Spezialisten, das trau ich mir zu …«
    »Fein wäre es, wenn du auch bewaffnet wärst – wenn jeder von uns jederzeit schussbereit wäre, könnte uns niemand überraschen. Ich hab leider nur die eine Pistole.«
    »Lass nur, ich kann da etwas beitragen. Eine P 38, original aus dem Zweiten Weltkrieg.«
    »Woher hast du die?«
    »Darüber möchte ich nicht

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