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Das unsagbar Gute

Das unsagbar Gute

Titel: Das unsagbar Gute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
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bleiben und die Dinge nicht mit wolkigen Umschreibungen verklären. Die Menschen sind, was sie sind. Zum Beispiel Dr. Nowak war sehr empfindlich, wenn er geduzt wurde. Noch dazu von so einem Abschaum-Proleten. Das konnte er nicht leiden. Er nahm die vorbereiteten Kabelbinder und fesselte Charly die Hände auf dem Rücken und die Füße an den Knöcheln zusammen. Aber diese Schlägertypen hatten sicher Tricks, um sich aus jeder Lage zu befreien, jedenfalls, wenn die Fesseln von einem Laien angelegt wurden, wie Dr. Nowak einer war. Daran hatte er vorher schon gedacht und leider keine andere Lösung gefunden. Er konnte nicht riskieren, diesem Tier die Betätigung seiner Glieder zu gestatten,dann kam nämlich Kickboxen und der ganze asiatische Scheiß, von dem er keine Ahnung hatte. Besonders die Beine waren gefährlich.
    Er hatte vorgesorgt. Dr. Nowak untersuchte die Taschen des Bewusstlosen, tastete die Hosenbeine ab. Ein Ausweis auf den Namen Karl Korak, sonst aber nichts, keine Waffen. Weder Messer, Pistole, Schlagring noch irgendetwas ähnlich Unerfreuliches. Dafür, und das war seltsam, ein Inhalator. So seltsam auch wieder nicht, diese Typen waren doch alle mehr oder weniger auf Drogen, die auch inhaliert werden konnten, Aufputschmittel und so. Also war dieser Korak jemand, der sich selber in einen Gewaltrausch versetzte und dann seine Gegner mit bloßen Händen umbrachte. Und tödlichen Tritten natürlich. Dr. Nowak brach der Schweiß aus, er begann zu zittern und musste sich neben seinem Gefangenen auf den Boden setzen. Er war vorhin, das wurde nun klar, dem Tode entronnen. Gerade noch so eben. Dieser Berufskiller, dem er arglos wie ein Schaf die Tür geöffnet hatte, hätte ihn mit einem einzigen Schlag umbringen können; mit einem Schlag, so rasend schnell ausgeführt, dass ein Zeuge von der Zufahrt her nicht einmal etwas gesehen hätte. Er legte den Inhalator ab.
    Der Mann, der laut Ausweis Korak hieß, stöhnte. Er nuschelte etwas vor sich hin, was Dr. Nowak nicht verstand. Er stand auf und trat dem Liegenden in den Bauch.
    »Nur, bis ich zurück bin«, sagte er. Als er aus dem Keller heraufkam, erwartete er, seinen Gefangenen nicht mehr vorzufinden und eine Sekunde später Opfer eines brutalen Angriffs des Killers zu werden, der sich, weiß der Satan, wie, aus seinen Fesseln befreit hatte. Aber Charly lag noch immer auf dem Boden der Diele und stöhnte. Dr. Nowak war erstaunt und erleichtert. Wieder hatte er das Gefühl, einer großen Gefahr im letzten Augenblick entronnen zu sein. Aber was hätte er machen sollen? Außer, sich so schnell wie möglich Hilfsmittel zu besorgen.Dazu musste er den Delinquenten ein paar Sekunden allein lassen. Aber jetzt war die Zeit der verbrecherischen Sorglosigkeit vorbei. Als Erstes würde er dafür sorgen, dass dieser Korak ihn nicht treten konnte. Er hatte einen großen Hammer mit Hartplastikkopf mitgebracht, einst angeschafft, um Zaunpfähle mit einer eigens angepassten Muffe in den Boden zu schlagen. Der Hammer war nicht so schwer wie einer aus Eisen, würde aber seinen Dienst tun, weil man ihm beim Schlag auch als körperlich relativ Ungeübter verheerende Rasanz geben konnte. Die P 38 hatte Dr. Nowak auch mitgebracht, er steckte sie als letzte Rückversicherung in den Hosenbund.
    Charly hatte sich auf dem Boden umgedreht, so dass er die Kellertür im Blick hatte. Als Dr. Nowak mit dem Hammer auftauchte, erkannte Charly, dass er in großen, sehr großen Schwierigkeiten steckte.
    »Hören Sie«, sagte er mit leiser Stimme, »das ist alles ein Missverständnis, ich kann es aber aufklären!«
    »Ach ja, ein Missverständnis! Genau das habe ich mir auch gedacht. Und wie höflich man plötzlich geworden ist: Jetzt heißt es auf einmal Sie . Aber Sie haben ja recht, lieber Herr, es ist ein Missverständnis. Es besteht darin, dass Sie der Auffassung waren, diese Provinzidioten lassen sich einfach so abschlachten … von einem Tier, hervorgekrochen unter einem Stein, von einem Wiener Scheißproleten!« Er holte mit dem Hammer aus, nur ein wenig, und ließ den Kopf auf Charlys linkes Schienbein fallen (ehrlich gesagt, half er dem Hammerkopf durch leichtes Drücken ein bisschen nach. Beim Fallen.) Charly schrie auf und wurde blass.
    »Hören Sie auf!«, presste er dann heraus. »Ich wollte Ihnen nichts tun und dem Manfredo auch nicht, das schwöre ich!« Dr. Nowak schlug wieder zu, diesmal etwas fester und aufs linke Knie. Charlys Heulen erfüllte das ganze Haus. Als es zu

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