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Das unsagbar Gute

Das unsagbar Gute

Titel: Das unsagbar Gute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
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das spürte er, war nicht sehr lang. Es kam jetzt nur noch darauf an, das richtige Haus zu finden. Das sagte ihm wieder sein Instinkt. Das richtige Haus unter zwei Dutzend. Die richtige, die alles entscheidende Struktur. Zwei Dutzend Synthesen, alle einander ähnlich, von jedem Stoff eine ausreichende Menge für die lieben Labortiere des guten Professor Nawratil – dann war es gelaufen. Eine unter diesen zwei Dutzend, vielleicht auch zwei, da wollte er sich nicht festlegen, eine würde aber sicher der goldene Topf sein, der einer von einer Geißel geplagten Menschheit Erlösung und ihm selber Reichtum und Würden verleihen würde. Was war Grund und Ursache dessen, warum würde das alles so sein? Weil Dr. Nowak ein Genie war, darum. Er dachte selten darüber nach, das war kein Thema für einen nüchternen Wissenschaftler, aber nachher, wenn sich alles erfüllt haben würde … dann käme dieses Wort doch zur Sprache. In der Presse, in allen Medien. Er musste damit umgehen, das heißt, jetzt schon überlegen, wie er damit umgehen sollte. Es widerstrebte ihm. Nicht aus angeborener Bescheidenheit, sondern weil es nicht den Tatsachen entsprach. Wenn jemand im Sand eines Bachesein Goldnugget fand und dann nach weiteren suchte – in der Meinung, da müsste noch mehr zu finden sein: War dieser Jemand dann ein Genie? Nein, der war ganz normal. Nur wenn er das eine Körnchen einsteckte, damit heimging und nichts weiter unternahm, würde man ihn mit Recht einen Trottel nennen. Nicht Dr. Romuald Nowak war genial, der die Goldader suchte, die fast schon an der Oberfläche sichtbar war, sondern die anderen, die das nicht taten, waren Idioten, setzten das Glück der Menschheit aufs Spiel. Aber so würde er das in den vielen TV-Interviews nicht formulieren können. Das war ein Problem …
    Er brauchte eine Flasche Diboran und öffnete die Tiefkühltruhe. Es war die falsche. Dr. Nowak erschrak, aber nur ein bisschen. Aus einem eisverkrusteten Gesicht starrte ihn der Detektiv Guttmann an. Die »Toten Augen von Dornbirn« gewissermaßen, glasig, kalt und leer. Er lachte, machte die Klappe wieder zu. Das war auch noch ein Problem. Bevor sie hier das Fernsehteam für die N 24-Doku »Das Wunder von Dornbirn« hereinließen, mussten die »Toten Augen« verschwunden sein und auch der ganze Amphetamin-Quatsch Manfredos, das Ganze musste als astreines Forschungslabor eines exzentrischen, gleichwohl unbeirrbaren Privatgelehrten aufgemacht werden, der seine ganze Zeit und sein ganzes Geld geopfert hatte … und so weiter. Dieser Underground-Touch musste weg, das Behelfszeug, die Plastikeimer, die Gummischläuche aus dem Baumarkt, der ganze unseriöse Amateurchemiker-Klimbim.
    Er machte eine andere Tiefkühltruhe auf, diesmal die richtige, und entnahm eine Flasche Diboran, gelöst in Tetrahydrofuran.
    Er musste die Synthesen nur noch durchführen.
    Also fing er damit an.

    Stimmen 4

    »Ist der Tee fertig?«
    »Ja doch! Gleich …«
    »Du brauchst gar nicht so zu sein … ich kann nichts dafür, dass ich krank bin …«
    »Krank! Krank, wenn ich das schon hör! Du bist ein bisschen verkühlt, das ist nicht krank …«
    »Ich hab achtunddreißig sieben!«
    »Ja, okay. Das ist erhöhte Temperatur, kein Fieber …«
    »Man soll bei Grippe drei Tage fieberfrei sein, bevor man überhaupt aufsteht …«
    »Sicher, bei Grippe. Aber du hast keine Grippe. Du bist nur verkühlt. Strategisch verkühlt …«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Es ist doch interessant, dass du das jedes Mal kriegst, wenn irgendwelche Entscheidungen anstehen.«
    »Das ist doch … das ist einfach nicht wahr! Ich bin empfindlich, wegen dieses Dings im Kopf, das weißt du genau – wenn es sich momentan ruhig verhält, heißt das nicht …«
    »Ja, ja, schon gut. Ich hab ja nicht behauptet, dass du das extra machst, krank werden. Und es spielt auch keine Rolle. Es verzögert das Ganze halt ein bisschen …«
    »Ich hab Angst …«
    »Ja, natürlich. Verständlich. Jetzt trink deinen Tee.«
    »Ich kann doch nichts dafür. Du hättest halt den nächsten Schritt tun müssen. Anrufen.«
    »Herrgott, hab ich doch probiert! Die sind beide weg, der Leupold und dieser Gnom mit dem Bart, der Nowak …«
    »Du hast schon angerufen? Und mir nichts davon gesagt!«
    »Ja, hab ich. Angerufen und dir nichts gesagt. Aus gutem Grund. Sobald du merkst, dass irgendwas weitergeht, wirst du krank, ich kenn dich doch …«
    »Das ist nicht wahr, ich …«
    »Reg

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