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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Spratt
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geht.«
      »Wie heißt die Freundin?« wollte Maggie Elling wissen und zückte den Notizblock.
      Bobby King schüttelte den Kopf und sagte: »Kein Kommentar, mein Schatz. Sie dürfen zwar miterleben, wie fabelhaft das B.I.A. auch in kleinen Dingen wie dieser Angelegenheit arbeitet, aber Namen werden nicht verraten.«
      »Also handelt es sich um eine Prominente«, schloß Maggie daraus messerscharf.
      Bobby King anwortete nicht. Er steuerte den Wagen ruhig über die Autostraße, von der er einige Meilen später in eine ältere Landstraße bog. Weitere zwei Meilen durch die leicht wellige Landschaft der Grafschaft Buckinghamshire, dann ragte vor ihnen der rote Backsteinbau von Trent Castle auf, inmitten eines großen Parks, der von einer hohen Backsteinmauer umgeben war.
      Sie passierten die Einfahrt und rollten langsam dem Schloß entgegen, das ein wenig düster im Hintergrund lag. Dann trat Bobby King plötzlich auf die Bremse, so daß Maggie Elling fast gegen die Vorderscheibe geprallt wäre. Grund dafür war eine Prozession, ein Zug von etwa zehn Personen.
      Vier von ihnen trugen einen Sarg. Die übrigen sechs Personen folgten mit gesenkten Köpfen.
      »Scheint, als seien wir im ungeeigneten Augenblick gekommen«, sagte Bobby King betroffen. »Hoffentlich ist es nicht der von meinem hochverehrten Herrn Onkel erwähnte Sir Botho. Sonst kriegen wir am Ende keine Drinks hier. Kommen Sie, lassen Sie uns mittrauern!«
      Sie stiegen aus dem Bentley und schlossen sich dem kurzen Trauerzug an. Der Weg führte über fast zugewachsene Pfade zu einem Mausoleum im hintersten Teil des Schloßparks, der von Fackeln erleuchtet war. Im Mausoleum führte eine Treppe hinunter zur Familiengruft. Dort stand ein offener Sarkophag aus Bronze, in den die Träger den Sarg nun versenkten. Dann klirrten Ketten, ein Flaschenzug, fest im Granitgewölbe verankert, gab langsam nach und ließ den schweren Bronzedeckel des Sarkophags herab, bis er ihn fest verschloß.
      »Also, da kommt keiner ohne fremde Hilfe wieder raus«, sagte Bobby King respektlos. »Möchte nur wissen, wer sich da vorübergehend bis zum Jüngsten Gericht gebettet hat. Hoffentlich wird es ihn für die paar Tage nicht zu langweilig.«
      »Ihnen ist wohl nichts heilig«, stellte Maggie Elling kritisch fest.
      »Doch, meine Teepause«, gab Bobby King zurück. »Kommen Sie, Darling, der Trauer ist genug getan!«
      Sie verließen die Gruft und das Mausoleum und warteten in zunehmender Abenddämmerung, daß die übrige Trauergesellschaft wieder auftauchte. Als sie schließlich mit gemessenen Schritten aus dem Portal des Mausoleums traten, musterte Bobby King alle miteinander ungeniert und stellte dann fest: »Der mit dem weißen Offiziersbart muß es sein. Die anderen sehen eigentlich viel zu vornehm aus, das muß die Dienerschaft sein.«
      Er ging auf den Schnurrbart zu. »Sir Botho Dillingham?« fragte er höflich.
      »Der bin ich«, erwiderte der Gentleman zurückhaltend.
      »Na da haben Sie aber ausgesprochenes Glück«, stellte Bobby King ungeniert fest.
      »Wieso?« fragte Sir Botho überrascht.
      »Weil Sie infolgedessen erstens nicht in diesem Buntmetallkoffer da unten liegen und somit zweitens die Chance haben, eine besonders entzückende junge Dame kennenzulernen: Miß Margaret Elling.«
      »Angenehm, Miß Elling«, sagte Sir Botho höflich. »Well, Mr. King, Lord Bensing hat Sie angekündigt. Ihr 'Onkel, nicht wahr?«
      »Ja, aber er gibt es ungern zu«, sagte Bobby King munter. »Ich bin so schrecklich aus der Art geschlagen. Sagen Sie, muß ich eigentlich trauern? Ich meine, ist es ein schwerer Verlust?«
      »Lord Angus Gray, der 8. Marquess von Trent«, sagte Sir Botho mit düsterer Stimme. »Gerade erst Mitte 20.
      Schrecklich, nicht wahr.«
      »So jung und schon so tot«, gab Bobby King zurück und erhielt wegen dieser Taktlosigkeit einen Kniff in die Rippen, der nicht von schlechten Eltern, sondern von Maggie Elling war. Erst als sie in der aus Tudorzeiten stammenden hohen Halle von Trent Castle bei einem Glas Sherry am flackernden Kamin saßen, wurde Bobby King klar, was Sir Botho da eben mitgeteilt hatte.
      »Angus Gray?« rief er ungläubig. »Aber der ist doch vor ganz wenigen Stunden beim Skifahren in den Schweizer Alpen verschwunden. Der kann ja so tot sein, wie er will - nur nicht hier!«
      »Machen Sie Scherze, Mr. King? Äußerst unpassend, wenn ich das sagen darf.« Sir Botho war sichtlich ungehalten.

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