Das unsterbliche Universum
beeindrucken versucht.“
Nichelson gewann von Sekunde zu Sekunde an Spannkraft zurück, was seine Verwandlung jedoch noch deutlicher als bisher zutage treten ließ.
„Wir kehren zum Schiff zurück und berichten Gorma direkt“, gab er bekannt. „Er hat zu entscheiden, was zu tun ist. Ob wir allerdings der Erde eine entsprechende Nachricht zukommen lassen sollen, weiß ich noch nicht. Man würde uns wahrscheinlich für übergeschnappt halten und eine raketengetriebene Zwangsjacke hinter uns herschicken. Ich würde vorschlagen, erst einmal abzuwarten und zu versuchen, weitere Informationen zu erlangen. Wenn wir uns dann ein klares Bild machen können, ist immer noch Zeit, die Welt von unserer Entdeckung in Kenntnis zu setzen. Fast fürchte ich, sie ist noch nicht reif dazu …“
Aber noch kamen sie nicht dazu, das Labor zu verlassen und auf die Mondoberfläche zurückzukehren, denn fünf Minuten später entdeckte Norris Nichelson das Materiallager.
Er schritt einige Male nachdenklich in der Vorkammer auf und ab, als suche er etwas in seiner Erinnerung. Die feinen Exterozeptoren der Sechsten Stufe lasen die Regungen seiner Gedanken und verstanden den unbewußten Wunsch, den sie aussprachen. Sie betätigten augenblicklich die erforderlichen Relaisschaltungen.
Ein leises Summen ertönte, und an der inneren Wand der Vorkammer schob sich ein vorher nicht sichtbarer Spalt zu einer weiten Öffnung auseinander.
Die drei Männer wagten es nicht, sich zu rühren. Reglos verharrten sie auf der Stelle, bis das Summen erstarb und die Öffnung groß genug war, um einen ganzen irdischen Häuserblock zu verschlucken. Die Ausdehnung der Vorkammer war damit ins Ungeheuerliche gestiegen.
Wieder war die fremde Stimme in ihren Gehirnen:
„Die Materialausgabestelle des Psychospeichers KPS-CXF-47738 steht bereit, Ihren Wünschen zu entsprechen. Auch Nichtangehörige des Kosmischen Reiches ist der Zutritt in das Materiallager gestattet, vornehmlich, wenn sie sich in Raumnot befinden. Hier spricht ein Schliemann-Gedankensender. Die Materialausgabestelle des Psychospeicher KPS-CXF-47738 steht bereit, Ihren Wünschen …“
Hader sah Nichelson merkwürdig von der Seite an.
„Woher wußten Sie von dem geheimen Kontakt, der diese Tür öffnet? Hat man Ihnen eine entsprechende Information gegeben, oder …?“
Der Amerikaner schüttelte verblüfft den Kopf.
„Nein, auf keinen Fall. Vielleicht war es reiner Zufall. Möglicherweise steckt die Automatik dahinter, die auch die Transportvorrichtung ausgelöst hat.“
Die Neugier überwand schließlich alle Problematik, und sie näherten sich der scharf abgegrenzten Öffnung. Keine Schwelle behinderte den Eingang zu einer fast grenzenlos weit anmutenden Kammer, deren Wände wieder das ungewisse, jedoch helle Licht ausstrahlten. Als sie eintraten, verstummte der Gedankensender. Sie blieben wie erstarrt stehen.
Der ganze Raum glich einem gigantischen Ersatzteillager. Metallische Regale in niemals zuvor gesehener Form verdeckten einen großen Teil der strahlenden Wände. Die einzelnen Fächer waren angefüllt mit Gegenständen, deren Bedeutung auf den ersten Blick hin nicht ersichtlich war. Ein anderer Teil des Raums wiederum schien eine Art Ausstellungshalle zu sein, denn größere Maschinenteile – einige von ihnen von gigantischen Ausmaßen – standen und lagen in peinlicher Ordnung umher, als wollten sie dem Besucher einen Eindruck von der technischen Vollkommenheit des unbekannten und verschollenen Kosmischen Reiches übermitteln.
Mehr als eine Stunde lang wanderten sie durch das Lager und erhielten so einen erdrückenden Beweis von dem Vorhandensein einer fremden Zivilisation – ganz gleich, ob diese nun noch bestand oder bereits im Meer des Vergessens untergegangen war. Dann kehrten sie wieder in die Vorkammer zurück und sahen zu, wie sich die riesige Öffnung lautlos schloß.
Als sie die Raumanzüge angelegt hatten und vor die Tür zur Luftschleuse traten, öffnete sich diese ohne ihr bewußtes Zutun unter der unbeirrbaren Steuerung der Automatik und gab ihnen somit den Weg nach draußen frei.
Drei Minuten später standen sie zwischen den steil aufragenden Mondfelsen, und nichts mehr verriet die Stelle, aus der sie vor wenigen Sekunden hervorgetreten waren. Glatt und unberührt erhob sich die Felswand, kalt und unnahbar. Kein Geheimnis schien hinter ihr verborgen zu liegen, von der sich kein Mensch eine klare Vorstellung zu machen vermochte. Dazu war sie ganz einfach zu
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