Das Unsterblichkeitsprinzip
sechstausend Jahre langen Lebens –
jene Personen mochten bewundert, verehrt und vielleicht auch gefürchtet worden sein, aber vermutlich waren sie niemandem sympathisch gewesen. Der Professor erschien Data nicht wie ein Mann, dem Freundschaften leicht fielen.
»Womit wir nicht gerechnet haben, war Rheas emotionale Reaktion auf Sie«, sagte Waslowick.
»Oder meine auf sie?«, fragte Data und Ärger verlieh seiner Stimme eine gewisse Schärfe. Er gewann nicht gern den Eindruck, Teil eines Experiments gewesen zu sein.
Zu Datas Überraschung schien Waslowick begriffen zu haben, dass er einen Fehler gemacht hatte. »Ich bedauere die Irreführung«, sagte er. »Aber Rhea ist, wie Sie, eine spezielle, einzigartige Entität und auch das Kind meines Geistes, so wie Sie das Kind von Soongs Geist sind. Ich würde alles tun, um sie zu beschützen und ihr die Chance zu geben zu leben. Ob Sie es aus diesem Blickwinkel sehen oder nicht: Sie müssen zugeben, dass Sie der beste Schutz waren, den wir uns für Rhea erhoffen konnten. Außerdem – und das sah mein Plan nicht vor – boten Sie ihr die erste Kostprobe des menschlichen Wesens.« Waslowick schüttelte den Kopf und lächelte. »Man kann nie genau vorhersagen, wie sich Kinder verhalten. Man kann ihnen nur den Weg weisen und das Beste hoffen.
Inzwischen weiß ich: Etwas Besseres als Sie hätte ich mir nicht erhoffen können.«
Data spürte neuerliche Verlegenheit, hervorgerufen diesmal von Waslowicks Anerkennung. Die Schnelligkeit, mit der sich Gefühle verändern konnten, erstaunte und besorgte ihn.
»In gewisser Weise geht es bei dieser Sache vor allem um Schutz, um Sicherheit«, fuhr Waslowick nachdenklich fort.
»Ich möchte Sie in ein Geheimnis einweihen, Data, in eines, das Sie vielleicht einmal nützlich finden: Wenn Menschen jung sind, wünschen sie sich eine gerechte Welt; wenn sie zu Eltern werden, wünsche sie sich eine sichere Welt.«
»Gerechtigkeit und Sicherheit schließen sich nicht unbedingt aus, Dr. Waslowick«, sagte Data. »Und ich bin bereits Vater gewesen.«
»Entschuldigen Sie, Data. Das stimmt natürlich. Deshalb verstehen Sie sicher, was ich meine…«
»Nicht ganz. Damals hatte ich keine Emotionen. Seit der Installation des Gefühlschips registriere ich gelegentlich unerwartete Empfindungen in Hinsicht auf Lal und andere, aber Gedanken wie die von Ihnen beschriebenen sind mir dabei nicht durch den Kopf gegangen. Ich werde später darüber nachdenken, wenn ich Zeit habe. Aber wenn Sie mir den Hinweis gestatten: Derzeit haben wir keine Zeit. Ich habe das Gefühl, mehr über Ihre Pläne erfahren zu müssen. Worin besteht Ihr nächster Schritt?«
»Eigentlich gibt es gar keinen nächsten Schritt«, sagte Waslowick. »Allerdings glaube ich, dass wir bald gezwungen sein werden, diesen Ort zu verteidigen, entweder gegen Starfleet oder gegen die Androiden, die das Laboratorium angriffen.«
»Starfleet ist nicht Ihr Feind, Professor«, erwiderte Data. »Ich bin immer fair behandelt worden.«
»Starfleet hat Sie fair behandelt, solange Sie eine Anomalie waren«, sagte Waslowick. »Bisher konnte es sich die Sternenflotte leisten, großzügig zu sein, aber jetzt weiß sie, dass eine Massenproduktion von Androiden möglich ist. Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern, bis weitere künstliche Intelligenzen wie Rhea entstehen?«
»Das Gesetz gibt künstlichen Lebensformen bestimmte Rechte«, betonte Data. »Captain Picard ist vor Gericht für mich eingetreten und…«
»Und dabei hat er großartige Arbeit geleistet. Aber die Zeiten ändern sich, und mit ihnen das Gesetz. Denken Sie nur daran, was mit den Exocomps geschehen ist.«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen, Dr. Waslowick. Man gewährte ihnen den Status intelligenter Wesen.«
»Wäre das auch der Fall gewesen, wenn Sie sich nicht für die Exocomps stark gemacht hätten?«
Data zögerte. »Vielleicht nicht«, gestand er. »Es hätte zumindest etwas länger gedauert, aber schließlich…«
»Es wären weitere Exocomps gestorben«, sagte Waslowick.
»Als Sklaven.« Er blickte sich um. »Sie halfen mir beim Bau dieser Station.«
»Eine Art Tauschhandel?«, fragte Data.
Waslowick hob und senkte die Schultern. »Ich hätte sie auch gratis bei mir leben lassen, aber die Wahrheit ist: Sie sind nicht gern müßig. Es liegt einfach nicht in ihrer Natur, untätig zu sein. Obwohl mir aufgefallen ist, dass einige der jüngeren
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